Gastbeiträge

Die Regenbogenfamilie: Eine Zusammenleb-Bescheinigung, bitte!

7. Januar 2016

Wenn eine Familie einen Ausflug macht, gibt es oft Ermässigungen für Mama, Papa und Kinder. Wenn da ein Mann und eine Frau sowie zwei Kids vor der Kasse stehen, stellt man auch keine Fragen. Wie aber ist das, wenn die Familie aus zwei Frauen und zwei Kindern besteht? Da kann es schon mal zu skurrilen Begegnungen kommen. Meine Gastautorin Bianka erzählt uns heute davon….

In den etwas mehr als 6 Jahren, in denen wir als Regenbogen-Familie leben und auch unterwegs sind, hatten wir viele interessante Begegnungen. Ganz oft haben wir wirklich tolle Sachen erlebt. Ohne nachzufragen bekamen wir beispielsweise bei einem sehr kleinen Besucherbergwerk eine Familienkarte, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Wir hätten gerne auch den Normalpreis für Erwachsene und Kinder gezahlt, da das Bergwerk nur von den Eintrittsgeldern und Spenden lebt und der Betreiber sich wirklich richtig Mühe gibt. Und auch beim letzten Urlaub, als wir in Eisenach auf der Wartburg waren, hat die Dame an der Kasse gar nicht lange nachgefragt, sondern in ihrer Kasse auf Familienkarte geklickt. Super!

Obwohl wir hier echt ländlich wohnen, überwiegen diese positiven Erlebnisse. Es gibt aber auch andere, die uns damals sprachlos gemacht haben und über die wir noch heute lachend den Kopf schütteln.

Wie folgende Geschichte zum Beispiel…

Die Jüngste hatte sich zum Geburtstag einen Ausflug ins Spaßbad gewünscht. Wir fuhren also mit Sack und Pack und Essen und allem, was so dazugehört, an ihrem Festtag dort hin. So ein Spaßbad ist natürlich eintrittsmäßig nicht ganz preisgünstig, aber mit der Familienkarte zahlt man nur ungefähr die Hälfte an Eintritt, als wenn man zwei Erwachsene und drei Kinder zahlt und dann geht das schon mal so als Geburtstagsausflug. Macht man ja auch nicht ständig. Wir laufen also bepackt wie die Esel an die Kasse – ihr kennt das! – im Schlepptau drei extrem vorfreudige* (* = hibbelige) Kinder und ordern eine Familienkarte. Was dann kam, verschlug uns echt die Sprache.

Ob wir denn irgendwie nachweisen könnten, dass wir zusammen wohnen, wurden wir gefragt. Wir zückten also unsere Personalausweise, auf denen natürlich die gleiche Adresse steht.
Nein, das würde ja nicht ausreichen, das könnte ja auch ein Haus sein mit mehreren Wohneinheiten. Unsere Beteuerung, dass es sich um ein Einfamilienhaus handelt, hat die Damen an der Kasse nicht weiter interessiert.

„Wissen Sie, Sie müssen zu Ihrer Gemeindeverwaltung gehen und sich eine Bestätigung ausstellen lassen, dass Sie zusammenleben!“
Eine … bitte was???
Eine Zusammenleb-Bescheinigung?
Ernsthaft?

Im Nachhinein fielen mir natürlich 1000 Sachen ein, die ich hätte sagen können. In dem Moment war ich einfach zu sprachlos, um überhaupt zu antworten. Freundlicherweise machten die Damen dann aber doch noch eine Ausnahme und ließen uns mit einer Familienkarte ins Bad rein. „Aber beim nächsten Mal legen Sie bitte die Bescheinigung von der Gemeinde vor, ja!? Wir können Sie sonst nicht reinlassen so.“

Dass es kein nächstes Mal gab, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder? Nachdem sich der erste Ärger über diese Abfertigung gelegt hat, lachen wir heute oft über die Zusammenleb-Bescheinigung, die wir uns immer noch nicht besorgt haben. Vielleicht sollte ich demnächst mal in unserem Bürgerbüro vorbeischauen und danach fragen, die Damen dort freuen sich sicherlich auch, wenn man ihnen den Tag mit solch einer lustigen Anfrage versüßt.

bianka

Bianka bloggt seit vielen Jahren – mehr oder weniger regelmäßig – über Attachment Parenting und auch sonst so hier und da im Netz. Sie ist nicht nur dreifache Mutter und Bloggerin, sondern auch noch Autorin, Lektorin, Übersetzerin und Social Media Managerin – eben ein richtiger Tausendsassa. Und lebt – ganz spießig mit Haus und Garten in einem winzigen Dorf – in einer Regenbogen-Patchwork-Familie.

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