Wenn Mama krank wird, bricht meistens Hektik aus. Mütter dürfen nämlich nicht krank werden und irgendwie klappt das mit der Bettruhe und dem Auskurieren so gar nicht…Zumindest wenn die Kinder klein sind. Was habe ich mich da über Wochen gequält und so manche Krankheit über Monate mit mir rumgeschleppt. Kürzlich hat es mich für drei Tage so richtig aus den Latschen gekippt und siehe da: Ich „darf“ krank sein, meine Kinder sind groß und oh Wunder: Nun wird sich auch um mich gekümmert! Vorausgesetzt man hat die richtige Parole….
Unsere Kinder sind schon der Wahnsinn. Da rede ich mir Jahr um Jahr, Tag um Tag den Mund fusselig. „Deck doch mal den Tisch, räum jetzt mal Dein Zimmer auf, muss ich Dir denn ALLES hinterhertragen?“ Und ja, auch der All-Time-Classic: „Ich bin doch nicht Deine Dienstmagd!“ ist in meinem Mama-Talk-Repertoire. Ach, wie nervig ist diese kaputte Schallplatte, die ich mir ja auch selbst immer wieder anhören muss.
Hilfsbreitschaft, auch mal mit anpacken, das wollen wir unseren Kindern mitgeben. Es ist aber im Alltag nicht so einfach zu „vermitteln“, wenn man gerade so schön Minecraft spielt oder in ein Einhorn-Spiel vertieft ist.
Wenn Mama krank wird….
Letzte Woche ging bei mir so gar nichts mehr. Magen-Darm-Virus oder war es die Mini-Pizza, für 1,50 Euro, die ich mir „gegönnt“ hatte? Ich schaffte es gerade noch, die Tochter vom Kindergarten abzuholen und zu sagen: „Mir ist ganz schlecht, Constanze, ich muss glaube ich br….“
Die folgenden drei Tage will ich gerne aus meinem Gedächtnis streichen. Aber an eine Erfahrung werde ich mich immer gerne erinnern: Wie sich meine Kinder um mich kümmerten.
Als ich kaum ansprechbar auf der Couch hing, holte meine 5jährige Tochter meine Lieblingsdecke, kuschelte mich so richtig bis zum Kinn ein und strich mir über die Stirn.
„Du armer Schatz, morgen ist es wieder gut“, flüsterte mir Constanze zärtlich ins Ohr.
Ich konnte nur noch stöhnen und mir den Bauch halten.
„Magst Du vielleicht ein kleines Video auf Deinem Handy schauen?“ Sie holte mir meine Handtasche und suchte nach einem koreanischen Beauty-Tutorial auf YouTube („Weil Dich das doch so entspannt, Mama“)
Parole „Bodylotion“
Die folgenden zwei Stunden wich meine Tochter mir nicht von der Seite, gab mir ihren Teddybär zum Kuscheln, sprach mir aufmunternd zu und umsorgte mich, wie eine kleine Mutter! Nebenher malte sie mir noch ein Bild, wie ich mit mega-langen Wimpern und tiefrotem Mund wieder die Treppe herauf gehen kann. Constanze wird bestimmt mal später erfolgreicher Motivations-Coach!
„Mama, wenn Du noch irgendwas brauchst, sag einfach „Parole Bodylotion“, dann helfe ich Dir.“
Wenn Deine Kinder für Dich da sind
Dann kam mein Sohn nach Hause und holte mir sofort das Kirschkernkissen heraus, wärmte es, legte es mir auf den Bauch und hielt meine Hand. Und trotz meiner extremen Übelkeit wurde es mir sooo warm ums Herz. Ich fühlte mich umsorgt, geliebt, geborgen von meinen Kindern. Einfach nur glücklich, obwohl es mir ja eigentlich total dreckig ging.
Kann es vielleicht einfach sein, dass wir gar nicht so viel reden müssen? Tu dies, tu das, warum machst Du nicht einfach…? Reicht es vielleicht einfach, so zu sein wie man ist? Ha, vielleicht bin ich ja gar kein so schlechtes Vorbild für meine Kinder? Wenn Sebastian und Constanze krank sind, tröste ich sie, kümmere mich, versuche Erleichterung zu verschaffen. Das was jede Mutter tut und selbstverständlich ist.
Weniger herum meckern, Vorbild sein
In unserem mütterlichen oder väterlichen Verhalten sind wir Vorbild für unsere Kinder, sie lernen das (gute) Verhalten, das sie von uns sehen. Ohne, dass wir darum bitten müssen. Einfach aus Liebe und Fürsorge füreinander. Ich habe mir vorgenommen, weniger an ihnen „herum zu erziehen“ und mehr Vertrauen zu haben. Sie werden es schon richtig machen, sofern sie es von uns richtig sehen..
Ich muss sagen, Magen-Darm kann so schön sein, wenn man so liebevolle Krankenpfleger hat. Koreanische Beauty-Tutorials helfen natürlich auch, ist klar!
PAROLE Bodylotion!
4 Kommentare
….und keine Hand kann so trösten wie die weiche, patschige Hand meiner 5-jährigen Tochter. *hach* Schön geschrieben! Und weiterhin gute Besserung 🙂
Oh ich sehe das momentan auch – vor allem sehe ich es wenn ich einen Schmerzschub habe. Da ist meine kleine dann plötzlich so groß…. Manchmal tut es mir dann in der Seele weh das sie schon so groß sein muss an diesen Tagen – aber dann gewinnt der Stolz über diese wunderbare Maus und darüber, das sie so emphatisch ist…..
Danke das Du das hier aufgeschrieben hast!
Drück Dich
JesS
Schöner Text und ja, auch Mütter dürfen die Liebe der Kinder mal annehmen. Das ist das größte Danke, dass einer Mutter zuteil werden kann. Und mal ehrlich, dafür machen wir den Job doch so gerne 😉
Ohjaaaa, das kenne ich zu gut. Da redet man sich den Mund fusselig und denkt sich oft: „Wie wird das noch werden?“ Plötzlich überraschen sie einen mit so viel Liebe und Aufmerksamkeit.
Ich denke auch, dass wir mehr auf unsere Vorbildfunktion vertrauen sollten. Allerdings fällt es mir im Alltag doch immer wieder schwer…und dann wird doch die alte Schallplatte abgespielt mit den Standardsprüchen, die ich noch von meinen Eltern kenne 😉
Schön, dass es dir wieder besser geht.
LG 🙂