Familienalltag mit Humor

Überforderung in Corona-Zeiten und wie uns therapeutisches Putzen half

31. März 2020

Therapeutisches Putzen? Geht’s noch? Okay, der Titel ist etwas „Pseudo-Ratgeber-mäßig“ gewählt, aber jetzt mal ehrlich. Soviel Süßigkeiten essen und Rotwein trinken kann ich gar nicht, um dieses seit zwei Wochen andauernde Gefühl der Überforderung in den Griff zu bekommen. Ja, jetzt sollte man mit Meditieren anfangen. Stimmt, clean eating macht den Kopf frei (wenn auch nur für 5 Minuten mehr) und alle anderen machen doch auch schon diese homeworkouts vor Interior-Design-Kulisse. Gerade ist alles aus den Fugen geraten, nicht nur die Taille und das Nervenkostüm.Auch die guten Tipps. Da will ich natürlich in nichts nachstehen

Viele sind im homeoffice und seit einer Woche weiß jeder, was „Zoom“ ist, auch der Chef, der vormals strikt gegen homeoffice war. Dort wird oftmals gerade Höchstleistung und Geschwindigkeit schneller als der Schall erwartet, gerne auch noch abends, wenn man sich eigentlich dem Rotwein widmen möchte. Eltern müssen sich neben der Arbeit zu Hause der Überwachung des Toilettenpapier-Vorrates und der Hausafgaben beschäftigen. Alles mehr oder weniger in einem sehr engen Radius.

Noch eine Telko und ich sage „Kein Anschluß unter dieser Nummer“

Es viele Dinge in der Corona-Krise, die uns jetzt überfordern. Ein Gefühl, was an sich auch schon wieder Stress auslöst und das ich persönlich überhaupt nicht mag. Nachdem ich letzte Woche richtig stolz war, mich bei Zoom anmelden zu können, die Kollegen zu sehen und auch zu hören, wurde Ende de Woche dannWebex eingeführt. Web-was? Ich drückte frenetisch auf den Link, um mich einzuwählen, nur um dann zu erfahren, dass man das Programm erst herunterladen muss oder hier diese Nummer in UK anrufen soll.

Please hold the line. Und es war erst Donnerstag.

Das ist so zermürbend und ich bin fast schon glücklich wenn ein Teilnehmer der Tellko Nr. 137 in diesen Zeiten auch nicht durch kommt. Wenigstens bin ich nicht Schuld, sondern „die Technik.“ Ob es auffällt, wenn ich einfach meine Stimme verstelle und automatenartig „Kein Anschluß unter dieser Nummer“ töne?

„Wir putzen zusammen, keiner putzt allein“: Therapeutisches Putzen mit der Familie

Bereits letzten Mittwoch habe ich mich auf Samstag gefreut-denn Samstag ist seit Corona unser neuer Putztag. Schon Tage vorher bereitete ich die Kinder seelisch-moralisch darauf vor: „Kinder, alle müssen jetzt mit anpacken. Wir arbeiten, kochen und homeschoolen, da müsst Ihr zumindest Eure Zimmer putzen.

Mir fiel ein altes Trinklied aus guten, alten Party-Zeiten ein. „Es ist genug für alle da. Wir putzen zusammen, keiner putzt allein. Wir putzen zusammen, so ein D…reck.

Sohn und Tochter rollten nur mit den Augen. Sie waren sicher, dass diese „neue strege Regel“ ungefähr so lange halten würde wie Bildschirmzeiten zur Prä-Corona-Zeit. Also einen Tag. Aber da hatten sie die Rechnung ohne den Mama-Putzteufel gemacht.

„Erst wird gesaugt, dann Staub gewischt, dann der Boden nebelfeucht gefeudelt“, gab ich die Putz-Devise aus.

„Nebel….was?“

Plötzlich ergriff mich ein großer pädagogischer Eifer. Schließlich gilt es doch jetzt, die Kinder für ihre Zukunft in der Studentenbude vorzubereiten. Das sind doch die future skills, die benötigt werden. Sch.. auf homeschooling!

Wecke den Putzteufel in Dir- oder lieber doch Rotwein?

Also bewaffnete ich den Sohn mit dem Staubsauger, der Tochter erklärte ich die Technik des Auswringens. Man soll die Jugend sich ja auch ausprobieren lassen. Sohnemann also klopfte mit der Staubsaugerdüse auf dem Teppich herum, wie ich Rouge auf meine Wangen. Die Tochter wollte danach den Teppich feucht abwischen. Nach einer Kindheitsgeschichte meinerseits aus der „armen Zeit der 80er Jahre“, in der ich als Kind schon das Klo putzen musste, waren sie vorübergehend beeindruckt und bekamen dann tatsächlich ohne weitere Unfälle ihre Zimmer sauber.

Mein Mann und ich putzten beherzt und gleichsam selbstvergessen noch Stunden weiter. Ein dreckiger Küchenboden. Saugen, wischen, sauber. Wie die Welt nach Corona aussieht, wissen wir nicht, den Küchenfussboden haben wir weiterhin unter Kontrolle. Was man nicht von jeder Telko sagen kann momentan.

Als ich schließlich, glücklich vor mich hin summend, die Staubsaugerdüsen mit Feuchttüchern reinigte, während der Mann die Scheuerleisten imprägnierte, hielt ich inne.

So kann das noch nicht die nächsten vier Wochen weitergehen!
Was, wenn ich nicht die Einzige bin mit diesem neu entwickelten pathologischen Putzfimmel?
Sind die Lieferketten für Wischlappen sicher?
Ich finde, dass mein Mann die falschen Putzutensilien benutzt, wie löse ich diesen Konflikt? Brauchen wir Ehetherapie (via Zoom)?

Fragen über Fragen. Aber ich habe eine neue Beschäftigung für abends zum Rotwein gefunden: „bester Bodenwischer für nebelfeuchtes Wischen“ googeln. Ich biete übrigens für therapeutisches Putzen bald ein Online-Live-Streaming-Kurs an.

Frau Mutter folgen

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1 Kommentar

  • Reply Anna 25. April 2020 at 3:41 pm

    Hallo. tolle Idee und super lustig geschrieben! Irgendwie muss man die Kleinen ja aber sinnvoll beschäftigen. Ich nehme deine Idee mal auf und bin gespannt, wie meine reagieren.
    Je nachdem wie das läuft würde ich dann auch an deinem online Kurs teilnehmen 🙂 Aber dann bitte nur über Zoom. 🙂

    Grüße
    Anna

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