Es stimmt, Deutschland und vor allem die Bildung muss digitaler werden. Ich fühle mich allerdings momentan „digital stark herausgefordert“, Ihr auch? Bei all den Calls, Schulclouds, extra Mail-Programmen und ach ja, der Link mit dem QR-Code, hinter dem sich das Arbeitsblatt für die nächste Woche verbirgt, bin ich hauptsächlich eins: überfordert. Ich arbeite seit sieben Jahren eigentlich nur digital. Jetzt wünsche ich mir manchmal den Overhead-Projektor zurück. Der hat uns damals ja nicht geschadet!
Kann man mit dem Overhead Projektor auch zoomen?
Damals in den 80er und 90er Jahren….. Alles war so einfach, so klar- diese Technik konnte sogar eine ignorante 14jährige Schülerin wie ich bedienen („Ach, die Klappe oben muss man aufmachen?“).
Manchmal frage ich mich: Hilft uns die Digitalisierung, so wie sie gerade stattfindet, eigentlich weiter? Oder ist das ein Beschäftigungsprogramm für Eltern, die sich im Homeoffice langweilen?
Ich gebe offen zu: Es kostet mich echt Zeit herauszufinden, in welchem Medium und hinter welchem Link sich die Physik-Aufgaben für die 9a befinden.
Kürzlich hatten wir digitalen Elternabend.
Für die Mathelehrerin haben wir uns bei
www.educate4you2/de/de/blf/möp-dingensbumens
eingeloggt.
Bei Französisch war es ein Webex-Call, der nach 15 Minuten abbrach und bei dem wir plötzlich in einem uns völlig fremden Büro saßen (hier man kann Hintergründe auswählen, ahaaaa!) bei Englisch haben wir gezoomt, da ging aber die Video-Funktion gerade nicht.
Je länger der Lockdown, desto länger dauert auch die Technik. Bei mir zumindest.
Teilweise haben alle zu Hause parallel Videokonferenzen- aber es sind „nur“ drei Endgeräte im Haus. Dazu die unzähligen Calls, die ich beruflich führe.
Kürzlich fragte ich in einem Zoom-Call in die Runde:
„Kann nochmal jemand den QR Code für die If -Sätze verlinken?“
Digital überfordert= alt?
Ist es mein Alter, dass ich das alles anstrengend finde? Bin ich digital zu wenig native? Woran liegt es, dass ich mir insgeheim lange Meetings mit Konferenz-Keksen, übersäuertem Orangensaft und dem freundlichen Verteilen von Visitenkarten zu wünschen?
Ja, ich bin Generation X und nicht Z…..
Manchmal werde ich richtig übermütig:
Ich träume von einem Büro und Konferenzkeksen
Dann träume ich von einem eigenen Büro mit schweren Türen, einer Kaffeemaschine in der Nähe und einer Kantine. Das wäre es doch- mobile Kantinen für berufstätige Mütter im Lockdown! In einigen früheren Jobs konnte ich auch immer mal ins Firmenarchiv gehen…zwecks „Recherche“.
Wenn ich jetzt gerade in den Keller gehe, um mich hinter den Wäschebergen zu verstecken, höre ich die Kinder rufen: „Mamaaaa, ham wir noch Chiiips?“ Hol mal!“
In meinen Träumen wandele ich durch lange, mit dickem Teppich ausgelegte Bürokorridore und bespreche mit meinem freundlich-väterlichen Chef meine Pläne für eine Kur in Bad Wörishofen….
Ach, was wäre das schön……
Die Lösung: Ich brauche einen Home-Roboter
Die Lösung ist wahrscheinlich KI: Ich brauche einen freundlichen, geduldigen Roboter, der mir rechtzeitig alle Calls aufruft und verdammt nochmal weiß, wo der „An-Knopf“ für das verdammte Padlet ist. Der für mich in die Kinderzimmer geht, wie von Geisterhand die richtigen Arbeitsblätter ausspuckt und pädagogisch wertvoll und geduldig mit den Kindern lernt. Danach macht er mir mir kleine „Glücks-Meditationen“ und erklärt mir nochmal die Hintergrund-Optionen bei Webex.
Ich habe jetzt erstmal Tischkalender besorgt für jedes Kind- aus Papier! Nervenzusammenbrüche aufgrund von fortgeschrittener digitaler Verwirrung habe ich vorsorglich auch schon mal eingetragen.
Seid ihr auch gerade so digital herausgefordert wie ich?
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