Hausaufgaben sind kein wirklich positiv besetztes Thema bei uns zu Hause. Mein Sohn Sebastian ist froh, wenn sie rum sind und ich weiß eigentlich auch, warum ich keine Lehrerin geworden bin. Trotzdem – ich bin jetzt wohl „zuständig“dafür. Derjenige Elternteil, der früher zu Hause ist, hat die Hausaufgabenkarte gezogen. In meinem Fall bin ich das, der deutlich ungeduldigere Elternteil. Anschaulich erklären kann ich auch nicht. Und manchmal ist der Stoff der vierten Klasse auch leider zuviel für mich…..
Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich gerade die Matheaufgaben auch einfach oft nicht so ganz kapiere. Was sind zum Beispiel “verliebte Zahlen”? Ich stelle mir da eine romantische Lovestory zwischen der 17 und der 42 vor, wie sie zusammen in den Sonnenuntergang reiten und dabei Händchen halten. Was bei Zahlen zugegebenermaßen schwierig wird. Es ist nicht schwer zu erraten: Rechnen war früher in der Schule nicht meine Stärke (heute übrigens auch noch nicht). Diese Tatsache lasse ich natürlich noch gerne ein wenig im Dunkeln.
Ich habe übrigens früher meinen Physikbaukasten GELIEBT
“Ich habe früher immer SEHR gerne Hausaufgaben gemacht, Sebastian. Auch die Fleiß-Aufgaben, für die es Sternchen gab. Und nachdem ich fertig war, habe ich dann immer meine Federtasche aufgeräumt. Jaja…”
Es ist erstaunlich, wie rosig meine eigene Schulkarriere in der Rückschau aussieht und wie skrupellos ich historische Tatsachen verdrehe.
Mein Sohn rollt dann meistens die Augen. Es ist schönes Wetter draußen und die Nachbarskinder warten schon vor der Tür auf ihn. Sternchen-Aufgaben lösen? Aufräumen? Bitte nicht!
Ich kann ihn natürlich verstehen. Hausaufgaben machen ist eine leidige Pflicht. Extra fleissig war ich früher in der Schule auch immer nur in den Fächern, in denen ich sowieso schon gut war. Da packt mich dann auch als Mutter heute erneut der Ehrgeiz. Stundenlang kann ich mit meinem Sohn phonetische Übungen machen, damit das „Th“ in Englisch fast so wie bei Harry Potter klingt.
Wenn die Eltern Hausaufgaben erledigen
Phantasie-Aufsätze, Lyrik-Projekte und Referate, da lacht mein Herz und ich muss an mich halten, die Hausaufgaben nicht für meinen Sohn zu erledigen. Was sowieso schwierig ist. Wie viel soll/darf/muss man denn überhaupt helfen? Mein Kind soll doch eben das Lernen lernen und nicht nur: „Wie stelle ich es geschickt an, dass mir Mami die Mathe-Textaufgaben macht?“
Meine Eltern haben damals alles versucht mit mir. Extra bunte Rechenschieber bekam ich und später im Gymnasium dann einen Physikbaukasten. Ist alles in der Ecke verstaubt. Auch in meinem Elternhaus gab es früher fast täglich Stress und Streit mit den Hausaufgaben.
Wie macht man es auch richtig? Zuviel Druck aufbauen erzeugt nur Widerwillen bei meinem Kind, aber eine komplette Laisser-Faire-Attitüde bringt uns auch nicht zur heiss ersehnten Gymnasialempfehlung. Und muss es das eigentlich zwangsläufig sein? Muss mein Sohn unter allen Umständen Abitur machen und studieren? Ich finde es wirklich nicht einfach, hier den richtigen Weg zu finden…
“Du kannst wirklich froh sein, dass ich das hier mit Dir mache”, sagt Sebastian und zeigt auf seine Hefte und Bücher und rollt wieder mit den Augen. Nee, ist klar. Ich habe wirklich Glück, dass ich die nächsten neun Jahre Hausaufgaben machen darf…..
Zum Thema Hausaufgaben läuft gerade übrigens die Blogparade #HausaufgabenfuersLeben bei mir, macht doch mit!
Heute Abend diskutiere ich mit Eltern und Experten beim Google Hang-Out von Scoyo zum Thema Stressfaktor Hausaufgaben. Wir freuen uns, wenn Ihr dabei seid. Weitere Infos dazu hier!
Foto: © Dieter Schütz/Pixelio.de
3 Kommentare
Das Internet kann einem sehr helfen. Wenn man zB verliebte Zahlen einfach mal googelt kommt man zu der Definition und tollen Spielen. Nebenbei bringt man dem Kind Medienkompetenz bei. Kinder merken Abneigung und wenn sie angelogen werden. Von daher ist es jetzt an der Zeit Grenzen im Kopf abzubauen und zu Überwinden.
Au Weia … das haben wir in zwei Jahren auch vor uns das Thema … 😉