„Meine Kinder helfen freiwillig im Haushalt“. Ich konnte zunächst nicht glauben, was mir eine Leserin schrieb. Soll das ein Märchen sein? Hausarbeit, oder Mithilfe im Haushalt – egal in welcher Form – ist für die meisten Kinder und Eltern ein echtes Reiz- und Streitthema. Obwohl ja sogar im BGB steht, dass wir Eltern ein Anrecht auf Hilfe unserer Kinder hätten. So weit die Theorie, ich ahbe schon mal hier darüber geschrieben. Aber nein, Leserin und heutige Gastautorin Chris aus Linz, hat das Unmögliche geschafft. Ihre vier Kinder helfen freiwillig und gerne im Haushalt. Sie erzählt uns eine nicht immer heitere Geschichte, denn einander Helfen und Zusammenstehen war bei ihr sozusagen Überlebensrezept.
Meine Kinder helfen freiwillig: In eeeeecht???
Als Mutter von 4 Kindern, kann ich sagen, ich hatte mit diesem Thema nie ein Problem. Eigentlich wollte ich als fröhlicher, kinderloser Single durch die Welt gehen. Der Grund ist sehr einfach, ich hatte echt keine gute Kindheit. So war es für mich klar, dass ich niemals nicht einen Mann oder Kinder haben wollte. Doch dann lernte ich meinen Mann kennen, knapp zwei Jahre danach die Hochzeit, und keine sechs Jahre später war ich glückliche Mutter von 4 Kindern. Klingt einfach toll, war es aber nicht immer. Von Kindererziehung hatte ich ja echt keine Ahnung! Ich wusste nur, wie man Kinder beschimpft, schlägt und nicht liebt, aus meiner eigenen Kindheit.
Not, vier Kleinkinder und ein Mann, dem alles egal ist
Aber warum helfen meine Kinder so selbstverständlich? Warum kann ich meinen Sohn, der bereits ausgezogen ist, auch um Dinge bitte, um die er sich gern kümmert?
Die Zeit mit 4 Kleinkindern und einem Ehemann, den Familienleben nicht zu interessieren schien, war nicht einfach. Und doch wollte ich alles richtig machen. Zudem kommt noch, das wir finanziell ziemlich wackelig waren und ich deshalb auch immer gearbeitet habe, nachts. Wenn alle Kinder schliefen.
Dinge gemeinsam tun, auch wenn es putzen und kochen ist
Nun folgt die berechtigte Frage, wann habe ich den geschlafen? Selten. Bis nie. Es gab Wochen, da habe ich nicht so viel geschlafen wie andere in einer ganzen Nacht. Und doch wollte ich eine gute Mutter sein. Bemüht. Einfach so, wie ich sie gerne gehabt hätte.
Und so hatte ich die Kinder ständig bei mir. Ob ich putzte, gekocht habe oder einkaufen war, ich war nur mit meinen Kindern unterwegs. Haben zusammen geputzt (ja, es dauert dann halt wirklich länger, als wie wenn ich alles allein gemacht hätte, aber die Zeit war mir einfach zu wertvoll, als das ich sie OHNE meine Kinder verbringen wollte!).
Die praktischen Dinge des Lebens lernen
So lernten die Kinder schnell, dass 10 Hände schneller Gemüse schneiden als 2.
Sie konnten recht bald auch mit scharfen Messern umgehen und haben sich ganz selten geschnitten.Und wenn man zusammenhilft, dass dann die Mama mit ihnen in den Wald kann, oder schwimmen gehen, oder in den Tierpark. Oder das, wenn der Tisch nicht gedeckt ist, ich auch kein Essen servieren kann.
Ein Lernprozess eben. Wie es im Leben halt so ist, oder? Ganz normale Dinge.Oder: Wenn die Wäsche nicht bei der Waschmaschine ist, ich sie nicht waschen kann. Mit vier Kindern, einem großen Haushalt und einem Mann, den das nicht berührt, konnte ich es mir nicht leisten, alles alleine zu machen. So war es für mich und meine Kinder immer klar, dass geholfen wird. In jeder Hinsicht!
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Mutter und vier Kinder: ein unschlagbares Team!
Kamen die Kinder von der Schule nach Hause, und Mama kniet am Boden und legt Fliesen, so war eines klar: Hausübungen können warten, wir helfen Mama! So war es dann in jeder Beziehung, ob es nun kochen, putzen, aufräumen, Gartenarbeit war, meine Kinder waren immer und überall mittendrin und dabei.
Was ich so toll daran finde, dass auch ich als Mutter kritisiert, überdacht, verbessert worden bin. Soziales Lernen eben. Auch Mütter machen nicht alles richtig, ich schon gar nicht! Doch nun, wo sie erwachsen werden, und auch von selber in der Küche stehen und Kuchen backen oder kochen, komme ich oft müde und geschafft von der Arbeit und sehe : Doch nicht alles verkehrt gemacht.
Meine Kinder haben mir immer geholfen, ohne das ich schimpfen oder darum betteln musste. Ich habe den Kindern einfach nur das gegeben, was ich gerne gehabt hätte : Zeit mit ihrer Mutter! Sicher lief auch bei uns nicht alles glatt und nach Plan. Ich war oft müde, gestresst und voller Sorge. Doch mir war stets bewusst, wie kostbar die Zeit ist. Und das ich sie MIT meinen Kindern und nicht NEBEN ihnen verbringen wollte.
Sehen, was zu tun ist und der Rabenmutter-Vorwurf
Ins Zimmer eines der Kinder gehen und sie mit dem Müll rausschicken, wieso? In dieser Zeit hab ich den Müll schon zweimal rausgetragen. Oder ich nehme ihn mit auf dem Weg zur Arbeit und stopfe ihn in die Tonne. Oder die Kinder sehen dies von selber und nehmen ihn gleich mit. Alles kein Problem, wenn sie beizeiten schon daran gewöhnt sind und es normale Tätigkeiten sind!
Es ist ja nicht nur egoistisch, dass ich meine Kinder zum Helfen anleite.Eine Freundin hat mich mal Rabenmutter genannt, was mich ziemlich getroffen hat. Eben weil meine Kinder so viel helfen. Im gleichen Atemzug meinte diese, sie kann ihre Kinder bitten und bitten und bitten, und keiner hilft ihr.
Doch ist es nicht auch eine Vorbereitung aufs Erwachsensein? Zu sehen, wie ein Haushalt läuft? Wie man Brot, Kuchen, ein Schnitzel oder auch Spätzle macht? Oder einfach den Boden wischt?
Jetzt wo meine Kinder groß werden, Partner haben, ein eigenes Leben, so sehe ich, dass es sich auszahlt. Wenn man Zeit und Mühe in seine Kinder steckt. Auch noch mit ihnen den Wald durchkämmt, wenn man am liebsten aber eine Runde schlafen würde. Ich hätte viel verpasst.
Und ich bin mir sicher, meine Kinder auch!
Liebe Chris, von Herzen danke für Deine Geschichte. DU hast ALLES richtig gemacht. Respekt vor Deiner Leistung, so tolle Kinde großgezogen zu haben!
1 Kommentar
Toll! Bei uns wird auch geholfen. Teilweise sogar freiwillig, aber soweit wie bei dir, ist es bei uns noch nicht. Wir müssen schon feste Aufgaben für die Woche einteilen, bzw das dürfen die Kinder selbst. Aber ich muss dann schon schauen, dass die Aufgaben auch gemacht werden. Ich finde es aber, wie von Dir beschrieben, wichtig, dass sie selbstständig werden und lernen, das in einen Familie alle ihren Teil beizutragen haben. Der Rabenmutter Vorwurf ist gemein und sehr unpassend. Ist es nicht eher schädlich, Kinder nicht zur Selbstständigkeit zu erziehen und Ihnen nicht zu zeigen, dass sie für das Funktionieren der Familie auch wichtig sind? LG Ines