Familienalltag mit Humor

Alte Schulfreunde treffen: Mein Date mit dem Jahr 1985

30. August 2018

Alte Schulfreunde treffen ist ja nicht immer toll. Wer kennt nicht die total krampfigen Klassentreffen zu den jeweiligen Abi-Jubiläen. „Was, DAS ist Thomas, der damals dieses tolle Mofa hatte und die süßen Locken?“ Tja, Thomas hat nun gar keine Haare mehr, dafür einen Bauchansatz und fährt im Mini-Van vor. Man selbst ist ja vielleicht auch nicht mehr die mutige Aktivistin („No Atomstrom in my Wohn-Home“), die bis morgens feiern und diskutieren konnte. Heute kann man durchaus auch mal eine gute halbe Stunde über die Vorzüge eines Thermomix reden und geht gerne um 22 Uhr ins Bett, mit Socken. Also andere, ich natürlich nicht. Ist klar. Ich traf letztes Wochenende eine alte Schulfreundin, die ich seit 1985 (!!!) kenne….

Alte Schulfreunde treffen ist auch ein Date mit sich selbst

Katja und ich gingen zusammen in die 5 d eines Gymnasiums im tiefsten Rheinhessen. Um uns herum nur Weinberge und Ackerland. Dort feierten wir dann in der Oberstufe wilde Parties mit billigem Lambrusco und tanzten im Staub zu Midnight Oil und U2.

Es war eine beschauliche Kindheit und Jugend. Die Väter arbeiteten wahlweise bei IBM oder ZDF, die Mütter waren zu Hause, mittags gab es Dosenmais und zum Dessert Paradiescreme. Morgens in der ersten Pause war das Gesprächstthema, was in der „Schwarzwaldklinik“ oder bei “ Hart aber herzlich“ passiert ist. Unser Taschengeld sparten wir für Kosmetikbestellungen bei Yves Rocher.

Irgendwann ging Katja auf ein Internat. Die erste Zeit nach dem Abi hatten wir noch Kontakt, danach riss er ab. Auslandsaufenthalte, Studium, erste ernste Beziehungen. Wer denkt da schon noch an die Schule und die alten Freunde? Die hat man ja gerade erfolgreich hinter sich gelassen.

Ich bin jetzt im „Ach, war die Jugend so schön“-Alter

Vor circa 2 Jahren fand mich Katja in einem sozialen Netzwerk. Erste Mails gingen hin und her, man telefonierte wieder. Und stellte fest: „Ist ja wie gestern auf dem Schulhof im Jahr 1985.“ Momentan bekomme ich viele Freundschaftsanfragen aus der Vergangenheit. Es scheint, dass Menschen um die 40 in diesem Alter wohl innehalten und zurückschauen. Irgendwie realisiert man, dass (leider) die Jugend wirklich vorbei ist und auch die Gegenwart festgezurrt ist in einem wiederkehrenden Ablauf aus Alltag, Job, Familie und Leergut wegbringen. Ach, war die Jugend doch so wild und schön. Was haben wir gefeiert, geliebt, geheult, gelacht. Alles schien möglich. Und alles doch unwiederbringlich VORBEI.

„Du hast Dich gar nicht verändert“

Katja, ihre Schwester (mit der ich zusammen studiert habe) und ich trafen uns also zum 1985-5d-Revival in München. Es ist schon beeindruckend, wie tief eine Vertrautheit ist, wenn sie seit der Kindheit besteht. Die andere kennt einen in und auswendig und man kann wirklich jede Fassade sofort fallen lassen. Das tut gut und ist im Ü40 -Leben mit Nachbarn, Kollegen, Chefs, Lehrern, Schulelternbeirat und was weiß ich etwas Besonderes. Den Small Talk kann man sofort überspringen und gleich ans Eingemachte gehen.

„Bist Du glücklich?“
„Hast Du erreicht, was Du wolltest?“
„Wie steht es um Deine Beziehung?“
„Was für eine Mutter bist Du?“
„Wie ist die Beziehung zu Deinen Eltern?“

Alte Schulfreunde treffen: Weißt Du noch?

„Ich habe letztens Deinen Exfreund im Fernsehen gesehen, der ist jetzt Reporter beim ZDF. Wie hiess der hoch…Schmittke, Wuttkke.“
„Der hiess Stulle, aber das war nur sein „Kampfname“. Aber ich war nie mit dem zusammen, aber er wollte was von mir.“
„Und Du wolltest auf seinem Mofa nach Hause gefahren werden.“
„Ja, bei uns auf dem Dorf gab es doch so schlechte Busverbindungen.“

„Letzens habe ich den Thomas Schreiner gegoogelt.“
„Aahhhhh, das war mein Schwarm von der achten bis zur elften Klasse.“
„Ich hatte ja was mit dem nach dem Abi.“
„Nein!“
„Doch!“
„Warum hast Du mir das nie gesagt?“
„Du wärst doch ausgeflippt!“
„Habe ihn auch gegoogelt, gefällt mir aber so gar nicht mehr heute.“

War doch alles erst gestern

Wir wussten jeweils noch, was der Französischlehrer 1991 gesagt hat, als wir beide aufs Klo sind, um unseren Lidstrich nachzuziehen. Was unsere Mütter immer gekocht haben, wenn wir uns besuchten und wie die doofe Zicke aus der Klasse über uns mit drittem Vornamen hiess. Alles glasklar wieder da, so als ob es gestern gewesen wäre. Alle Gefühle, Erlebnisse, Gerüche und Geschmacksrichtungen von damals.

So ging es weiter. Irgendwann saßen wir gemeinsam auf einem Hotelzimmer, tranken die Minibaar leer und brachten uns auf den neuesten Stand. Ich habe Katja zugehört, beobachtet und war so unglaublich überrascht, wie wenig sie sich verändert hat. Eigenschaften, Charakterzüge, der Humor, sogar die Stimme, alles im Grunde konserviert seit den 80ern. Bei mir ist es sicher nicht anders. Ist das nicht Wahnsinn? Wir denken ja immer, wie doll wir uns bei all den Yoga und Therapiestunden weiterentwickeln und „wachsen“, aber ist das wirklich so?

Am Abend liefen wir kichernd und leicht angeheitert durch Münchens Straßen und ich habe mich gefragt: Sind das nicht eigentlich Katja und Nina als 12Jährige, nur mit ein paar Falten (sehr wenige!!!) und höchstens drei grauen Haaren? Ist das nicht eigentlich auch wunderbar? Wir mussten uns für unser Erwachsenenleben nicht krampfhaft ändern.Das bedeutet doch, das es das Leben bisher gut mit uns gemeint hat.

Um es mit einer Werbung aus der Zeit auszudrücken: „Ich will so bleiben wie ich bin, DU DARFST.“

Habt Ihr schon mal alte Schulfreunde wieder getroffen? Wie war das?

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1 Kommentar

  • Reply tine 30. August 2018 at 7:22 am

    Hallo wir hatten schon 2 Klassentreffen. Einmal nach 10 Jahren und einmal nach 15 Jahren. Es ist teilweise, als ob die Zeit bei Einigen stehen geblieben ist. Wir konnten viel lachen und kramten alte Geschichten wieder hervor :-)Wir haben beschlossen, dass wir uns alle – alle 5 Jahre treffen wollen. um auf dem neuesten Stand zu bleiben 🙂
    Zu einigen Schulfreunde habe ich bis heute regelmäßig Kontakt .
    VLG

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