„Ich brauch jetzt meinen Ring, gib mir meinen Ring“, sagte Constanze als wir uns gestern morgen im Bad fertig gemacht haben. „Ihr“ Ring ist ein Schmuckstück, das mir mein Mann zu ihrer Geburt geschenkt hat. Kürzlich hatte er ihr erzählt, daß in diesem Ring ihr Name steht. Meine Tochter, die schon ein Auge auf mein make-up geworfen hat, schaltete blitzschnell: “ Wenn da mein Name drinne steht, ist das mein Ring.“ Erklärungen über die Bedeutung der Gravur und daß sie den Ring vielleicht einmal später bekommt, werden geflissentlich überhört.
Auch gestern im Bad schob sie sich einen Schemel heran und angelte auf der Ablage herum. Ich friemelte mir gerade die Kontaktlinsen ins Auge und konnte nicht schnell genug sein.. Schon war der natürlich viel zu große Ring über ihren Finger gestreift.
„Constanze, gib mir den Ring.“
„Nein, das ist meiner.“
„Nein, das ist MEINER. GIB MIR DEN RING.“
Diese Diskussion fand mit Constanzes Finger über dem Ausfluss des Waschbeckens statt.
„Das ist meihein Ring, M…A..M..A, da steht mein NAME drin!“ (Meine Tochter spricht gerne so mit mir, als ob ich ein wenig langsam im Kopf wäre)
„Constanze, später mal…vielleicht…wenn Du älter bist und ich schon tot, dann erbst Du den mal.“
„Also wenn ich 18 bin?“ Aha, meine Tochter wünscht sich also einen frühen Tod für mich.
„Nein, viiiel später.“
„Also, wenn ich fünfzehn bin?“
Das wird ja immer doller.
„Aber ich brauch den jetzt.“ Ich brauche ja auch immer ganz viele neue Schuhe, schon klar.
Vielleicht kann Ablenkung klappen?
„Willst Du vielleicht ein paar neue Haarspangen? Oder ein Glitzer-Shirt? Noch ein rosa Einhorn vielleicht?!?“
Den Rest des Morgens konnte ich sie mit meinem Schmuck aus der Verkleidungskiste ablenken. Als ich sie nachmittags vom Kindergarten abholte, warf sie einen Blick auf meine Hand und sagte:
„Zieh meinen Ring aus. Ich brauche den. Jetzt.“ Da fiel mir ein, ich könnte ja eventuell an ihre Großzügigkeit appellieren.
„Schatzi, darf ich deinen Ring denn mal tragen? Also nur so lange, bis du groß genug bist?“
„Ok, Mama, das darfst du.“
Glück gehabt. Vielleicht ist meine Tochter ja auch so freigiebig, mich noch ein wenig in meinem Haus wohnen zu lassen, obwohl sie das ja auch mal irgendwann bekommt.
Gehört Euren Kindern auch alles?!
3 Kommentare
Ich kaufe ein total süßes neues Babybuch mit Enten, weil die Kleine gelbe Enten so gern mag. Zu Hause schreit die Große als erstes: Gib das her! Das ist meins.
Ey, echt, knuffige kleine gelbe Entchen, die gar nix machen und ohne Text… Aber nee, Hauptsache kein anderer nimmt das in die Hände.
Komme ich abends ins Kinderzimmer, hat sich das Baby in das Grüffelobuch verbissen und gibt das nimmer her. Ich fürchte ‚meins‘ steht auf der Liste der ersten Wörter weiter oben als ‚Mama‘.
Man meint ja immer, die Erstgeborenen wären so eifersüchtig. Ha, sind die kleinen Geschwister erstmal im richtigen Alter, können die noch viel eifersüchtiger sein!
Jedenfalls bekommt die Kleine jetzt zu Weihnachten eine Flöte und ein Schwimmbrett und die Große ein Stofftier und einen Steckturm. Dann wollen wir doch mal sehen, wem hier was gehört…
Nur, dass die Kleine immer so nach meiner Kaffeetasse schielt, also das beunruhigt mich doch sehr. Die ist MEINS!
Haha, da hast Du aber Glück gehabt, dass Du Dir den Ring ausleihen darfst… 😉
LG
Nele E.
Haha, ich hab herzlich gelacht. Eine schöne Geschichte. Kenne ich nur zu gut. Ich denke manchmal, ich bin in unserem Haus nur Gast und mir gehört gar nichts. Zum Glück werde ich wenigstens noch geduldet und darf (m)ein Bett benutzen;-)