Letzte Woche waren Winterferien in Berlin und Sebastian war untröstlich, dass er als einziges Kind in seiner Klasse nicht verreisen sollte.
„Aber die Lena fährt nach Österreich snowboarden und der Max in die Schweiz Skilaufen. Die Clara fährt wenigstens ihre Oma in Freiburg besuchen und ich? Ich MUSSS hierbleiben. MENNO!“
„Dann machen wir es uns halt schön hier. Du gehst vormittags in den Hort und dann hole ich Dich früher ab. Wollen wir Constanze mal bei Ihrem Ballettunterricht zuschauen, sie würde sich soo freuen!“
„Häää? Geht`s noch. Alter?“ (Mein Sohn ist erst sieben hat aber schon „Pubertäts-Sprech“ drauf)
Nachdem ich meinen Sohn mit in die Ballettstunde genötigt hatte, reichte es ihm vollends. Es wurde nur noch genölt und sich gelangweilt.
Bis der rettende Anruf kam.
Die Mutter seiner Klassenkameradin Anna rief an, um zu fragen, ob Sebastian nicht spontan mit ins Kinderhotel nach Mecklenburg-Vorpommern wolle. Eine Woche Abenteuerspielplatz, Spass-Pool und sicherlich Pommes satt jeden Abend.
Da Sebastian aber noch nie so lange von zu Hause weg war, befragte ich ihn erstmal skeptisch.
„Du, Sebastian. Die Anna möchte, dass Du mit ihr in den Urlaub fährst. Das ist aber eine ganze Woche!“
„Alter!“
„Also, Du willst mit? Und ist das nicht zu lang?“
„Na klaro will ich mit…Wieso zu lang?“
„Naja, dann siehst Du Deine Mama ja nicht und die Constanze auch nicht. Meinst Du nicht, Du hättest Heimweh?!?“
„Ähh, neee!“
Mistmistmist. Einerseits gönne ich ihm jeden Spass und ein sich langweilendes Kind zu Hause ist ja auch nicht so der Brüller. Andererseits……
„Mein Schatzi, mein Baby, mein Kleiner!! Du kannst doch nicht sooo lange weg sein von Mama. Wer ermahnt Dich denn zehnmal täglich, die Mütze anzuziehen und wer wischt Dir das Joghurt aus dem Gesicht? Und wer gibt Dir Küsschen und liest Dir eine „Gute-Nacht-Geschichte“ vor?
„Also die Anna hat mich auch schon geküsst und die kann auch gut lesen“, lautete die lässige Antwort meines „Babys“.
Nun reiss Dich mal zusammen, Nina, hab ich gedacht und ihm die Tasche gepackt. Nicht ohne einen Brief mit ganz vielen Herzchen an ihn, den ich im Koffer versteckt habe.
Am ersten Abend rief ich ihn an und fragte ihn, wie ihm der Brief gefallen hat.
„War ganz nett, die Anna hat ihn mir vorgelesen.“
Aha. Die Anna also. Liest die meinem Kind auch „Gute-Nacht-Geschichten“ vor?
Den Satz „Sie werden so schnell gross, geniesse die Zeit“ verstehe nun mit einem Mal. Nicht nur wird Sebastian von nun an immer mehr alleine tun und auch von zu Hause weg sein, es wird auch viele „Annas“ oder „Lenas“ geben, die ihm Briefe (oder Facebook-Messages….) schreiben werden. Gute-Nacht-Küsse wird er wohl dann auch lieber von denen bekommen.
Hilllfe, was soll ich nur tun? Irgendwann will er sogar noch ausziehen, oder?
Ich habe einen Plan. Ich lass ihn einfach nicht weg, das schaffe ich einfach nicht. Die Selbständigkeit kann er sich abschminken. Habe keine Lust auf ein verlassenes Nest ohne „Star-Wars“-Sticker an den Wänden und dreckigen Schuhen überall.
Und ein Glück habe ich noch seine jüngere Schwester…..
Foto: © Gabriele Planthaber/Pixelio.de
2 Kommentare
…Ganz schlimm. Ganz, ganz schlimm! Ich weiß. Als mein Großkind vom ersten Alleinurlaub (1 Woche Abenteuercamp) verdreckt, verwahrlost, übermüdet und…leider ja, seelig zurückkam flossen bei uns beiden die Tränen hemmungslos! Meine sind nicht erklärungsbedürftig, aber als ich ihn fragte, ob er auch weint, weil er so glücklich sei, dass wir wieder zusammen sind, kam die verrotze Antwort: „Neiiin, weil ich zurück zu meiner Camp-Mama Sue will!“ …Sei tapfer! Wir sind alle bei dir, uns gehts allen genauso.
Hehe also meiner ist jetzt 6,5 und heult schon wenn er bei nem Freund zu spielen da ist und nicht SOFORT wieder zurück gebracht wird, wenn er nicht mehr will…und auf die Nachfrage ob er mal so eine Freizeit mit machen will..hat er mir fast nen Vogel gezeigt;)
Ich glaub ich hab noch etwas zeit;) und wenn nicht Amy 5 und Jan 2,5 sind ja auch noch da;)