Erfahrungen

Wenn Eltern mit Eltern sprechen

8. April 2013

Bevor man Kinder hatte, waren die sozialen Kontakte ja einfach gestrickt. Die Kollegen, die Freunde, die Nachbarn, die Familie…Wenn eine dieser Gruppen anstrengend wurde, konnte man sich zurück ziehen. Sobald man Eltern geworden ist, befindet man sich plötzlich auf dem Präsentierteller bzw. auf einem Minenfeld. Alle kommentieren, egal ob Oma, Schwester, die kinderlosen Freunde oder die ältere Dame aus dem Erdgeschoss. Am schlimmsten aber sind die anderen Eltern. Was als freundliches Gespräch getarnt ist, ist oftmals ein Kreuzverhör. Hier ein paar „harmlose Fragen“ und was sie eigentlich bedeuten:

Was sie sagen: „Victoria-Sophie, das ist ja ein eleganter Name, gab es den schon in der Familie?“

Was sie meinen: “ Ach Du scheisse, das arme Kind. Hat die Mutter wohl zu viel ZDF-Schnulzen geguckt, oder was? Ein Glück habe ich nicht so ein Geltungsbedürfnis, das ich auf meine Kinder übertrage…..Bodo-Ben, komm her und lass das Mädchen wieder los!“
——

Was sie sagen:“Keine Sorge, den Babyspeck bist Du bald wieder los!“

Was sie meinen: „Diese Ich-Zentriertheit, mannomann. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als das eigene Aussehen. Die Frau soll lieber mal mehr Frühförderungskurse mit ihrem armen Baby machen. Aber ich war nach vier Monaten wieder in meinen alten Jeans, soviel ist klar!“
——

Was sie sagen:“Kaum ist ein Baby da, ist das Haus voll, oder“?

Was sei meinen:“Aufräumen kann man ja trotzdem mal…“
——-

Was sie sagen:“Oh…das Baby hat aber Persönlichkeit, das sieht man schon jetzt“

Was sie meinen:“Wie kann ein Kind so hässlich sein, die arme Mutter. Hoffentlich wächst sich das wieder aus.“
———

Was sie sagen:“Du siehst müde aus, aber Du kümmerst Dich ja auch sehr aufopfernd um die Kleine!“

Was sie meinen:“Mann, siehst Du panne aus. Wenigstens die Haare waschen muss man sich doch. Von ein bisschen Rouge ist auch noch keiner gestorben…“
——-

Was Sie sagen: „Ach, Du stillst nicht? Naja, von Fläschchennahrung ist noch kein Baby verhungert!“

Was sie meinen:“ Du böse, böse Frau. Du bist nicht nur böse, sondern egoistisch, faul und Du liebst Dein Kind nicht. Wahrscheinlich stillst Du auch aus Eitelkeit nicht. Aber die Rechnung wird kommen, meine Liebe. Dein Kind wird spätestens mit 18 fettleibig, ein Allergiker und einfach nur strohdumm sein!“
——-

Was Sie sagen: „Das ist aber ein lebendiger Junge“!

Was sie meinen: „Der hat doch bestimmt ADHS, naja bei der Mutter. Das kommt davon, wenn man die Kinder zu lange vor der Glotze sitzen lässt…“
——-

Kennt Ihr noch mehr von solchen „harmlosen“ Sätze???

 

Frau Mutter folgen

Das könnte auch interessant sein…

17 Kommentare

  • Reply evajoachimsen 8. April 2013 at 6:38 am

    Ja, sogar von wildfremden Leuten auf der Straße.

  • Reply Mara 8. April 2013 at 7:05 am

    Mmh, das schlimmste war wohl: „Ich weiß ja, was ich von Leuten wie Ihnen zu halten habe!“
    Das sagte ein Mann vor mir im Supermarkt, der mich nicht mit dem Kinderwagen vorbei lassen wollte. Aber ich muss sagen, die positiven Reaktionen überwiegen bei weitem. Was ich aber schon von Eltern mit behinderten Kindern gehört habe, denen Passanten nach einem Blick in den Kinderwagen gesagt haben: „Na, das muss ja wohl heutzutage nicht mehr sein.“

  • Reply Lorelai 8. April 2013 at 7:20 am

    Ähm, ja… „Was, du stillst noch? Hast du denn noch Milch? Die nutzt Dich doch nur als Nuggi… blabla“ / Im Tragetuch: „Bekommt das Baby denn noch Luft?“ / „Die Kleine schläft immer noch bei Euch im Zimmer?“ Grad wenn man einen eher bindungsorientierten Beziehungsstil pflegt, kommen die doofen Fragen immer irgendwann und es kommen „gut“gemeinte RatSCHLÄGE, mitten ins Gesicht, oft von wildfremden Leuten… Ich hab‘ die aber meist schnell abgewimmelt, vlt auch weil ich mich beim 2. Kind davon längst nicht mehr verunsichern lasse, weil ich felsenfest dahinter stehe, was ich wie mit meinen Kindern tue. Angehen geht’s dennoch keinen und drum kassiert der oder die dann halt auch mal ne doofe Antwort à la Noch 5 Minuten (Wie lange willst noch stillen?); wo, im Kühlschrank? (Hast noch Milch?); brauchst du Klopapier? (braucht sie’s denn noch?); Nee, sie schläft draussen beim Hund (Familienbettfrage…)… irgendwas fällt einem da immer ein 😀 Aber zum guten Glück werde ich echt nur selten doof angemacht 😉

  • Reply Land-Mama Lisa 8. April 2013 at 8:29 am

    Haha, das passt ja super zu unserem Buch „Ich glaub, mich tritt ein Kind“, da haben wir den Kommentaren der Anderen ein ganzes Kapitel gewidmet. Sollen wir Dir mal eins schicken? Gruß, Lisa

  • Reply Anna 8. April 2013 at 8:43 am

    Wenn das Erstgeborene gerade so 2 Jahre alt wird, kommt oft die Frage: „Soll es etwa ein Einzelkind bleiben?! Geschwister sind sooooo wichtig für die Entwicklung und mehr als 2 Jahre Unterschied sollten es doch nicht sein!“….

    Oft gestellt von Müttern, die bereits 2 Kinder unter 2 Jahren haben, tiefschwarze Augenringe haben und extrem gestresst sind. Soll im Klartext sicher heißen: „Du sollst genauso viel Stress haben wie ich“.

  • Reply erzaehlmirnix 8. April 2013 at 12:34 pm

    „In dem Alter sind sie ja oft noch etwas mopsig, das verwächst sich“ – „Meine Güte, was für ein fettes Kind, wie unverantwortlich von den Eltern ihr Einjähriges nicht auf Diät zu setzen – wie soll denn so die 2030er GNTM-Staffel besetzt werden?“^^

  • Reply Martine 8. April 2013 at 3:12 pm

    `Sieht ihr ja zusammen hübsch aus auf dem Fahrrad.`
    Gemeint war: `OMG, wie niederländisch kann mann nur sein, wenn man sein 9-Monaten altes Baby in einem Sitz vorne am Lenkgerät ohne Helm transportiert und selber dabei Minirock und 10 mm Stiletto´s trägt…`

  • Reply FrauBergner 9. April 2013 at 12:07 pm

    „Was, Sie arbeiten schon wieder? Ja, wer kümmert sich denn dann ums Kind???“
    Soll heißen: „Du Rabenmutter auf Selbstfindungstrip, jetzt aber genug gespielt und husch husch zurück an den Herd!“
    Die Frage passiert mir ständig, seit ich – nach einem Jahr Elternzeit – wieder (Teilzeit) im Job bin. Meinen Mann hat das noch nie jemand gefragt.

  • Reply Waldfee 10. April 2013 at 8:39 am

    Herrlich! Danke, endlich sagt es mal jemand!!! Dieser verlogene Kindergarten-Smalltalk geht mir schon ewig auf den Zeiger! Zum Beispiel: „Und, gehst du schon wieder arbeiten? Noch nicht? Naja, ist ja auch schön, so bei den Kindern zu Hause bleiben und so…“ und man hört ganz deutlich das: „Gott, muss die ne Zeit haben. Hat es wohl nicht nötig arbeiten zu gehen. Kriegt bestimmt Harzt 4 oder so. So gut möchte ich es auch mal haben!“ Schrecklich! Oder: „Der ist aber wild!“ und es klingt mit: „Lass dein ADHS-Balg bloß nicht in die Nähe von meinem Frederik-Pascal, sonst springt noch etwas von seiner Dummheit auf ihn über!“ Ob das jemals aufhört!?

  • Reply Mareike 10. April 2013 at 11:52 am

    Der Beitrag bringt es wirklich auf den Punkt. Bei uns sind zwei Klassiker, die uns immer wieder begegnen: „Hat wohl Hunger der Kleine!“ Immer dann, wenn das Baby im unpassenden Moment schreit; und: „Bist du noch gar nicht bei den Kindern?“ Zum noch nichtmal einjährigen, um rauszufinden, wann er den endlich, endlich in die Krippe kommt.

  • Reply Xeniana 15. April 2013 at 6:21 am

    „Ich weiß nicht wie du das alles schaffst“ ein Satz aus „Working mum“ .Ich weiß nicht wie oft ich den gehört habe, als die Kinder noch Kleinkinder waren. Gemeint war: wie kannst du nur schon wieder arbeiten gehen(Und das obwohl der Vater morgens die Kindrbetreuung hervorragend gemanagt hat . „Ein Kind braucht seine Mutter“ War der nächste Satz in folge. Sie hatten mich ab 14.oo …

  • Reply Mel 17. April 2013 at 8:02 am

    Ich sehe eine tolle Zeit auf mich zukommen, wenn Junior ende des Jahres in den Kiga kommt.^^ Aktuell haben wir eher wenig mir sollen Aussagen zu tun.

  • Reply Natascha 17. April 2013 at 11:27 am

    Super Beitrag! Mich pinselt die Mega-Aussage meiner Mutter zu ALLEM an „Du darfst ihm aber nicht alles durchgehen lassen“. Egal, was ich erzähle (wir wohnen zum Glück 900 km entfernt), sie kann nicht mit mir darüber lachen oder sonstwas, es kommt nur immer dieser Spruch. AAARGH!!

  • Reply Mama arbeitet 19. April 2013 at 6:53 am

    Und hier ein Einwurf aus der Alleinerziehenden-Ecke: „Sind alle drei Kinder von einem Mann!?“ = „Beziehungsunfähige Schlampe. Kein Wunder, dass dein Mann dich verlassen hat“

  • Reply fraumutter 19. April 2013 at 11:35 am

    Tausend Dank für Eure zahlreichen Kommentare. Das zeigt mir, das ich nicht die Einzige bin im Minenfeld….
    Liebe „Mama arbeitet“: Das ist unglaublich!!! Gerne würde ich Dich mal interviewen zu dem Thema, wenn Du Lust hast!

  • Reply AinzelWerk 26. April 2013 at 10:35 am

    Genialer Beitrag 😉

    Dem schließt sich die Reihenfolge der nächsten Beispiel an:

    Ist das Kind gerade geboren wird die Frage (nach der Stillfrage) gestellt „Und schläft es schon durch?“
    Schläft es dann durch kommt die Frage „Und isst es schon Brei?“
    Isst es dann Brei kommt die Frage „Und dreht, krabbelt, läuft es denn schon?“
    Macht es letzteres dann folgt postwendend die Frage „Und ist es denn schon trocken?“

    Es ist immer wieder das gleich 😉

  • Reply Corinna 11. Juni 2013 at 9:29 am

    Oh, Gott! Ich bin ja so ahnungslos gewesen…

  • Kommentieren

    Schreibe einen Gastbeitrag!
    Dir gefällt mein Blog und Du möchtest auch schreiben?

    Veröffentliche Deinen Text auf meiner Seite!

    Gastbeiträge:
    • - sind mindestens 600 Wörter lang mit Überschriften und Foto (lizenzfrei)
    • - "AutorInnenkasten" am Ende des Beitrags mit Deiner Vorstellung
    • - Verlinkung Deiner Seite (do follow)

    Anonyme Beiträge:
    Du möchtest Dir etwas von der Seele schreiben und suchst eine wertschätzende und verständnisvolle Community von Müttern?

    Du kannst Deinen Beitrag gerne anonym veröffentlichen!
    Textvorschläge bitte an: fraumutter74@googlemail.com
    We respect your privacy. Your information is safe and will never be shared.
    Schreibe einen Gastbeitrag!
    ×
    ×
    WordPress Popup