Die berufstätige, moderne Mutter und Frau, die beruflich viel unterwegs ist.. Die Karriere läuft, der carry-on Trolley ist immer gepackt, die Financial Times unter dem Arm, die diamantene Senator-Membership-Karte ist in Aussicht und dann…. hat man Flugangst… Was dann? In den letzten beiden Wochen hatte ich wunderbare Einladungen nach London und Rom, privat und beruflich. Diese Reisen wollte ich unter allen Umständen unternehmen und dieses Mal nicht per Bahn reisen, was ja auch nicht immer so toll klappt. Aber ich habe schreckliche Flugangst…..:
Pannen beim Sicherheitscheck
Piiiiiieeeep!
„Was ist das? Den Gürtel ausziehen? OK. Die Schuhe? Ach, die Nagelfeile darf man nicht…?….Ach, das könnte als Waffe gebraucht werden…..Also echt nicht, Herr Sicherheitsbeamter, eine volle Windel meiner Tochter wäre eine viel gefährlichere Waffe, Hahhaha! Ich halte die anderen Reisenden auf?…okokok. Hier haste meine Nagelfeile und jetzt darf ich durch?“
Der Sicherheitsbeamter wurde misstrauisch und untersuchte meine Tasche. Neben mehreren Legosteinen, Wachsmalstiften und einem Schnuller fischte er eine Packung mit rosa Pillen heraus.
„Wat’n ditte?“
„Also, das ist REIN PFLANZLICH. Das BRAUCHE ich wirklich, ich habe, psst, Flugangst“. Der Beamte packt die Tranquilizer wieder ein und lässt mich durch.
„Juten Flug, junge Frau.“
„Ok. jetzt gibt es kein zurück. Einatmen-Ausatmen. Die anderen Fluggäste wirken ja auch ruhig. Komisch, haben die alle jetzt schon Beruhigungsmittel genommen?“
Ich nehme mir eine FAZ und schlage den Wirtschaftsteil auf. Sieht business-like aus und ich kann meinen klugen, aber hektisch geröteten Kopf dahinter verstecken. Verstehe leider nix. Haben die vielleicht die „Bunte“??? Leider nein.
„Unser Flug nach Rom ist bereit für das Boarding. Wir bitten zunächst die Passagiere aus den Reihen 1-10 einzusteigen.“
Drängele mich hektisch vor einen Senator-Karte-Besitzer. Merkt doch keiner und dann ist der Flug ja auch schneller rum, wenn ich als Erste drin sitze, oder?
„Bitte treten Sie zur Seite, Ihre Reihe ist noch nicht dran.“
Doof. Stehe jetzt an der Seite und alle Business-Leute schauen mich mit diesem mitleidigen „Du fliegst also nur Holzklasse-Gesichtsausdruck“ an.
Als ich endlich auf meinem Platz sitze, bin ich eigentlich ganz cool.
„Das ist aber ein ruhiger Flug“, es wackelt ja gar nicht.
„Wir werden Sie jetzt mit den Sicherheitsvorkehrungen bekannt machen“.
„Ach Mist, wir sind noch gar nicht in der Luft?“
Angespannt höre ich als Einzige im Flugzeug gebannt den Sicherheitsvorschriften zu und probiere vorsichtshalber die gebeugte Körperhaltung im Falle eines Zwischenfalls aus.
Der Mann neben mir schaut amüsiert.
„Wo ist denn mein Tablet, muss noch kurz Mails checken, die im Büro sind ja aufgeschmissen ohne mich“, versuche ich meine Sicherheitsübungen zu vertuschen.
Der Mann dreht sich um und schläft sofort.
„Hallo? Schlafen geht nicht!! Wir müssen doch jetzt aufpassen, was der Kapitän macht…..Oh Mist, alle sind so entspannt hier, bin ich denn die EINZIGE die sich um unsere Sicherheit sorgt…?“
Das Flugzeug hebt vom Boden ab und es geht recht wackelig durch die Wolken. Einatmen-Ausatmen. Lippen-Bremse, Augen zu und durch. Ich kralle mich an den Sitzlehnen fest. Ich bin sicher, man sieht meine Nagelabdrücke.
Nach persönlich gefühlten drei Stunden am Bermuda-Dreieck werden Erfrischungen serviert.
Auf die Frage, was ich trinken möchte, antworte ich dem Purser: „Wann sind wir endlich da“?
Das erinnert ihn wohl an seine Kinder, denn er reicht mir zur Cola gleich noch eine extra Packung Schoko-Kekse. Ich beschäftige mich mit Essen und Trinken und überlege, was ich aus dem Katalog kaufen würde, wäre ich eine Vielfliegerin….
Das Monster auf der Tragfläche
Plötzlich gehen die Anschnallzeichen an.
„Sehr geehrte Passagiere, wir fliegen in Kürze durch Turbulenzen, bitte gehen Sie zurück auf Ihre Plätze und schnallen Sie sich an.“
Ich schnalle mich so fest an, dass ich Bauchweh bekomme und fange mit Yoga-Atmung an. Es ruckelt. Die Atmung stockt mir und ich kralle mich wieder fest an den Sitzlehnen. Der Mann neben mir schläft und schnarcht sogar.
Gebannt schaue ich auf die Tragfläche. Hat sie nicht eben gewackelt? Was ist das komische Knarz-Geräusch? Ich schaue auf die Stewardessen. Keine Reaktionen. Die Tragfläche wackelt wieder. Mir fallen meine „rein pflanzlichen“ Tranquilizer ein.
Werfe zwei davon ein. Ich will nichts mehr mitbekommen. Bitte, lass die Angst weg sein. Die Pillen wirken nicht.
Nach zehn Minuten des Horrors hören die Turbulenzen auf und wir fliegen wieder durch „friendly skies“.
Plötzlich, der Schock. Auf der Tragfläche baut sich ein Monster auf. Ich kriege Panik.
Es ist weiss und gross und bedrohlich. Der Atem stockt mir.
„Da ist das Schnee-Monster aus „Die Eiskönigin“. OH MEIN GOTT. Hiiiilfe…..!!“
„Hier ist Ihr Kapitän, meine Damen und Herren. Das Wetter in Rom ist recht durchwachsen. Der Himmel ist stark bewölkt bei 10 Grad Celsius“
Ach, das waren die Wolken. Das nächste Mal nehme ich nur Bachblüten mit. Wenn es ein nächstes Mal gibt. Nehme ich halt wieder die Bahn. Oder bleibe gleich zu Hause.
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