Meine Kolumnistin Sandra traut sich was und schreckt vor nichts zurück, um das eheliche Sexleben aufzupeppen. Sie war kürzlich auf einer Art Tupperparty. Aber da ging es nicht um Mikrowellen-geeignete Kunststoffbehälter, sondern um ….nun ja…so elektrische Sachen eben. Sie erzählt uns heute sehr lustig von diesem Erlebnis, das in einer (Shopping-) Orgie endete.
Gehemmte Gäste und eine entspannte Gastgeberin
Immer offen für neue Inspirationen in Sachen sexueller Abwechslung, erreichte mich neulich die Einladung zu einer Verkaufsveranstaltung für Sex-Spielzeug in Party-Form. Mein Mann ist nicht begeistert von der Aussicht, durch ein ganzes Sortiment von Dildos ersetzt zu werden. Doch ich beruhige ihn: „Da gibt’s bestimmt auch was für Dich!“
Freudig erregt bis gespannt betrete ich die Runde sexuell vermeintlich ungehemmter Damen. Ich werde mit einem schüchternen „Hallo“ begrüßt, es herrscht angespannte Stille wie vor einer Beerdigung. Die Türglocke durchbricht das Schweigen.
Die Gastgeberin lässt eine Frau mit lila Haaren und einem Monsterkoffer herein. Die Frau ist gleich per Du mit uns, siezen kommt in Gegenwart von Sexspielzeug ja auch irgendwie albern. Im Gegensatz zu den restlichen Anwesenden wirkt die Dildofrau geradezu obszön unverklemmt.
Sie holt als erstes einen pinkfarbenen Vibrator mit Saugnapf heraus. Den kann man in der Dusche ganz unauffällig als Handtuchhalter an die Wand pflocken und nach Lust und Laune benutzen. Ich stelle mir die fragenden Blicke meiner 4- und 12-Jährigen vor, wenn sie unseren neuen Handtuchhalter in der Dusche entdecken. „Mami, was ist das?“ „Mami, das sieht aus wie der Pipimann vom Papi in Pink!“
Ich nehme das Ding in Augenschein.„Das Ding vibriert nicht mal“, rutscht es mir raus – entrüstete Blicke fixieren mich!
Ein Vibrator namens Paul
Die Fachfrau für Sexspielzeug ist begeistert von meinem Einwurf und holt zur Belohnung den ersten Vibrator raus. „Das ist unser Paul“ sagt sie fröhlich, als würde sie uns ihr Meerschweinchen vorstellen. Ich traue meinen Ohren nicht und halte auch schon das Gerät in Form einer grinsenden, grünen Raupe in der Hand. Das Teil sieht aus wie Elliot, das Schmunzelmonster, ohne Arme und Beine. Elliot, Verzeihung, Paul vibriert auch ganz ordentlich, aber die Vorstellung, dass ich mir ein debil grinsendes Raupengesicht in den Schoß drücke und das womöglich vor den Augen meines Mannes (er soll ja auch was davon haben), behagt mir gar nicht.
„Haltet Paul an Eure Nasen!“ flötet die Dildofrau und erntet verwirrte Blicke. „Die Nasenspitze ist nämlich nach dem Kitzler die empfindsamste Stelle des Körpers.“ Aha, wieder was gelernt.
„Wer will, kann sich das Ding aber auch an die Hose halten.“ Ich will!!! Damit ich aber nicht gleich wieder vorwurfsvolle Blicke meiner Geschlechtsgenossinnen ernte, halte ich mir das Ding brav an die Nase.
Der verführerische Duft von Kloreiniger und Fruchtzwergen
Nach der ersten Vibratorrunde holt die Dame Verwöhnprodukte für die Zweisamkeit aus ihrem Koffer der Lust – jetzt wird´s interessant: Körperpuder mit Federquaste zum gegenseitigen einstreichen und wieder ablecken. Verführerische Namen wie „sweet honeysuckle“ implizieren erotischen Hochgenuss, dem der Geruch des Produkts – eine Mischung aus Babypuder, Kloreiniger und Fruchtzwergen – nur mit viel Fantasie gerecht wird. Trotzdem stelle ich mir meinen Mann vor, wie er mich mit der Federquaste ganzkörperbearbeitet. Uhh! Check, gekauft!
Achtung, Mamas! Den Beckenboden nicht vergessen!
Jetzt kommen wir zum Beckenbodentrainingsprogramm in Form von Liebeskugeln. Die Mumu-Jogging-Bälle sehen aus wie Mini-Silikon-Hanteln mit Schlaufe und klappern lustig beim Schütteln. „Ein strammer Beckenboden ist ganz wichtig für die Orgasmusfähigkeit“, belehrt uns die Dildofee. Wem sagt sie das? Nach zwei Kindern nützt ein halbherziger Rückbildungskurs gerade mal, um beim Niesen nicht immer in die Hose zu piepern, Lichtjahre von gesteigerter Orgasmusfähigkeit entfernt. Ich will die Dinger haben! Ob beim öffentlichen Einsatz das Geklapper zu hören ist? Die Dildofee kann mich beruhigen: „Die Dinger haben einen eingebauten Schalldämpfer, der die Vibration aber in keiner Weise beeinträchtigt“. Check – gekauft!
Außerdem kaufe ich noch einen Penisring mit eingebautem Vibrator (wie süß: in Schmetterlingsform) für meinen Mann.
Nach unzähligen Vibratoren, die sich zuletzt alle Teilnehmerinnen unverblümt an die Hose gehalten haben – die Nasenspitzen sind inzwischen taub – vibriere ich in erotischer Vorfreude zu meinem Mann. Der freut sich angesichts meines vorgeglühten Zustands und wir fallen leidenschaftlich übereinander her wie schon lange nicht mehr, während die gekauften Erotikutensilien unbeachtet in der Tüte bleiben. Die können wir ja dann später ausprobieren…
Sandra S., 40, lebt mit Mann und Töchtern in Kiel. Sie dreht “ehe-technisch” bereits die zweite Runde, wirkt oft bei Poetryslams mit und schreibt außerdem Kurzgeschichten. Wenn sie nicht gerade textet, das Meer oder ihre Familie genießt, singt sie mit Leidenschaft und Inbrunst. Bei Frau Mutter ist sie die Expertin für die körperliche Liebe oder was das ist, “wenn Mama und Papa sich ganz doll lieb haben.”
FOTO: Das ist übrigens meine Tupper-Schublade. Sieht sexy aus, oder?
1 Kommentar
Das so was auch gibt wusste ich nicht mal. ☺ aber sehr interessant so was muss ich mal sagen.