Morgenroutine! Die meisten Streits, der meiste Stress findet bei uns am morgen statt. Der Wecker klingelt und wird überhört, die Dusche ist besetzt, und heute müssen unbedingt die Sandalen angezogen werden, obwohl es 10 Grad kalt ist. Trödeleien, Verzögerungen und die U-Bahn, die wir kriegen müssen um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, verpassen wir dann heute auch wieder mal. Am Wochenende können die Kinder problemlos um 6 Uhr aufstehen. „Steh auf, Du faule Haut, ich will frühstücken“, befahl mir meine Tochter am letzten Sonntag. Ab Montag aber können beide dann wieder bis 8:30 Uhr schlafen. Eine seltsame genetische Besonderheit bei Kindern, oder? Insbesondere mein Sohn kriegt vorpubertäre Schübe, wenn er wochentags pünktlich aufstehen soll. Und dabei ist es egal, wann er ins Bett gegangen ist. „Ey, Mann, lass mich schlafen“. „Raussss hier“. „Es ist zu heeeelll! Abends ins Bett gehen will er nicht, morgens aufstehen aber auch nicht.
Früher den Wecker stellen, damit alle mehr Zeit haben. Frühstück schon abends vorbereiten, alles schon ausprobiert. Meine Lösung: Die Verkleidungskiste im Kinderzimmer ist mein Freund und Helfer in der morgendlichen Not. Ich weiss gar nicht, warum alle immer über Plastikspielzeug die Nase rümpfen. Ohne Sebastians Darth-Vader-Maske nebst Laser-Schwertern wäre ich dem Chaos am Morgen hilflos ausgeliefert. Der Darth hat auch eine Autorität, von der ich nur träumen kann. Ein Morgen mit „Mama Vader“ sieht so aus:
6 Uhr. Ich schwinge mich aus den Federn. Das Anlegen der Darth-Vader-Maske funktioniert im Halbschlaf. Nun nur noch nach nebenan ins Kinderzimmer wanken. Kurzer Check, ob das Darth Vader-Kostüm nicht doch passt…? Nein, in Grösse 134 passe ich nun wirklich nicht mehr rein…
Der Sohn schläft tief und fest. Zum „Einfühlen in meine Rolle“ drücke ich den Knopf an der Maske.
„Fhhhhh, schhhhhhh.“ So klingt Darth, das könnte ich gar nicht besser nachmachen.
Der Sohn wacht leider nicht von den Darth-Geräuschen auf- wahrscheinlich weil er selbst so laut schnarcht.
6:10 Uhr. Es wird Zeit, ich rüttele an Sebastians Arm.
„Aufstehen, Schatzi, es ist Zeit.“ Natürlich wird weiter gepennt. Auch jetzt ist die Maske mein Freund.
„Fhhhhh, schhhh, let me take you to the dark side!“
Der Sohn rührt sich. „Neeein, ich schlafe noch. Lass mich schlaaaaafen.“
„Wir müssen aber jetzt zur „dark side“, Sebastian, heute ist Schule.“
„Kann ich heute zu Hause bleiben? Wir schreiben einen Mathe-Test!“ Der Sohn vergräbt sich in den Kissen. Das ist anscheinend zu viel „dark side“ für ihn…
„But the force is strong with you!“ (Ich kenne meinen Text, jaha!)
„Hääää?“
Nun drücke ich wieder auf den Knopf an der Maske. Was würde Darth jetzt tun? Richtig, der körperliche Übergriff. Ich schnappe mir die Bettdecke des schlaftrunkenen Sohnes und reisse sie dramatisch weg. Es ist auch schon 6:20 Uhr, keine Zeit mehr zu verlieren.
„I have you now!“ Zusätzlich habe ich mir das Laser-Schwert geschnappt.
„Menno! Was soll das überhaupt, Mama?“
„Du willst doch immer, das ich „Star Wars“ mit Dir spiele….Ich dachte, Du findest das lustig…“
„Ich komme nur runter, wenn ich ein Toastbrot mit Nutella bekomme.“
„Das tut mir leid, auf dem „Todesstern“ wird leider keine Haselnusscreme serviert und Luke Skywalker isst sowieso am liebsten Müsli.“
„Ist klaaaar, Mama“
Nun ja, vielleicht habe ich den Darth doch nicht so gut verkörpert. Ich muss mir einen neuen Superhelden ausdenken. Oder einfach doch den Wecker früher stellen……
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