Frau Vanderwitz zeigt sich heute beeindruckt von ihrer Freundin, der Hunde-Trainerin. Bei Hunden scheint das toll zu funktionieren mit der Erziehung. Sie fragt sich, warum nicht auch Eltern mal den einen oder anderen Trick aus der Hundeschule anwenden.
Meine Kolumnistin hat selbst hat manchmal ihre liebe Mühe mit Hans, dem kleinen Nachbarsjungen der gerne und oft an ihr Fahrrad tritt. Ob Hans ihr bald nun aus der Hand frisst, nur weil sie ihm „Leckerlis“ verspricht? Nun ja, der kleine Hans ist nicht auf den Kopf gefallen….
Eine Bekannte von mir ist Hunde-Trainerin. Sie hat die wohlerzogensten Hunde der Welt. Hunde, die nicht schwanzwedelnd an einem hochspringen und dabei ihre Sabber ans Hosenbein reiben. Und es gibt kein nervenaufreibendes Kläffen (außer auf Kommando).
Schon als sie mit den zwei Tieren zur Tür hereinkommt, werde ich Zeuge einer weiteren wahrhaft wunderbaren Erziehungsleistung. Ich besitze in meiner Wohnung nämlich eine Couch. Eine bestimmt auch für Hunde superkuschelige Couch. Doch anstatt dass die Hunde ihrem Impuls folgen und darauf zustürmen, geht ihr Blick zur Trainerin: Dürfen wir? Mit treuen Augen schauen sie zu ihr, hoffen auf ihr Ja, würden aber auch ihr Nein mit hündischer Ergebenheit hinnehmen. Sie sagt „Nein“ und die Hunde lassen sich einen Platz auf dem Teppich zuweisen.
Ich darf das mit dem Befehlen auch mal ausprobieren. Ich sage „Sitz!“ und sie setzen sich auf. Ich sage „Hinlegen!“ und sie legen sich hin, die Köpfe auf die Vorderpfoten. Und schon gibt’s ein Leckerli. (Also für die Hunde, nicht für mich. Obwohl ich finde, dass ich das auch ganz toll gemacht habe.)
Das ist Gehorsam, wie man ihn sich wünscht, denke ich mir. Und frage mich, warum Eltern kein Hundetraining machen. Nicht weil ich denke, dass Hunde und Kinder miteinander vergleichbar wären. Sondern wegen der raffinierten Kniffe, auf die ich selbst niemals gekommen wäre. Der Wichtigste besteht natürlich aus … Leckerli. Und da auch bei mir die Liebe durch den Magen geht, erscheint mir das erfolgversprechend.
Also denke ich mir, jetzt bin ich mal ganz schlau und probiere das bei Menschen aus. Wenn ich das nächste Mal den kleinen Nachbarsjungen Hans sehe, der immer gegen mein Fahrrad tritt, dann halte ich eine Tüte Gummibärchen bereit und versuche mein Glück. Das mit dem Abrichten kann ja nicht so schwer sein.
Aber Hans läuft einfach an mir vorbei. „Hey, bleib stehen, sonst kriegst du keine Gummibärchen“, starte ich einen kläglichen Versuch, doch noch seine Aufmerksamkeit auf meine Befehlsgewalt zu lenken.
„Ey, Gummibärchen … wie alt bin ich denn?“, sagt er kopfschüttelnd und tritt gegen mein Fahrrad. Ich weiß tatsächlich nicht, wie alt er ist. Aber ich vermute mal, dass es darum nicht geht?
„Jetzt hör doch mal auf damit. Dann kriegst du auch … ähm … Schokolade?“ (Okay, ich bin verloren.)
„Gib mir doch das Fahrrad“, sagt er. „So viel Schokolade, wie du isst, kannst du es ja sowieso bald nicht mehr fahren.“
In “Frau Vanderwitz wundert sich” schreibt Saskia aus der Perspektive einer kinderlosen Frau. Als Katzenmama und begeisterte Tante nimmt sie die Welt der Familien witzig-ironisch unter die Lupe. Saskia schrieb bereits für mehrere Kabarettgruppen, ist poetry slammerin und Autorin. Mit Frau Mutter verbindet sie eine glorreiche studentische Vergangenheit im Fachbereich “irgendwas mit Medien”.
1 Kommentar
🙂 Sehr lustig! Die Antwort von Hans ist sehr schlagfertig, aber wenig charmant. Ich habe den Beitrag gerne gelesen!