Gastbeiträge

Ein Hoch auf den Wutanfall – warum Kinder wütend sein dürfen

29. Juli 2016

Ich habe ja willensstarke Kinder und schon öfters hier darüber geschrieben. Wutanfälle sind für alle Beteiligten anstrengend, aber sie sind tatsächlich gut. Nicht immer kann ich das während so eines Trotzanfalles realisieren, aber meine heutige Gastautorin Berenice vom Blog Phinabelle hat schon ganz recht, wenn sie sagt: „Ein Hoch auf den Wutanfall„. Warum trotzig sein und wüten gut ist für unsere Kinder und warum wir eine andere Haltung dazu gewinnen sollten, lest Ihr hier:

Ja, ich weiß: schön sind Wutanfälle nicht. Eher ziemlich nervig, mitunter auch äußerst peinlich. Wobei mir ein Wutanfall meiner Kinder nie peinlich war – eher mein eigener… Aber so ein Wutanfall ist auch gut und es ist toll, wenn Kinder wütend sind!

 Wut ist ein Gefühl, das jeder von uns kennt. Wir ärgern uns über etwas. Oder fühlen uns ungerecht behandelt. Schon Kleinkinder empfinden Wut. Sie schreien und schimpfen, schlagen und stampfen laut mit den Füßen, wenn etwas nicht klappt. Oder wenn wir etwas verbieten.

Lieber Harmonie statt Wutanfall?

Aber woher kommt die Wut?

 Wut entsteht, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Die klassische Szene: Dein Kind erwartet, dass du ihm ein Ü-Ei kaufst. Aber du sagst Nein! Bääm! Dein Kind ärgert sich, weil es doch unbedingt ein Ü-Ei haben will! Es merkt, dass du konsequent bleibst (JA, bleibst du!) – und das Ü-Ei im Regal. Jetzt kommen der Ärger und die Wut. Und das ist auch gut so, denn a) das Kind weiß was es will und b) zeigt es seine Gefühle.
Wut und Ärger sind negative Gefühle und werden von uns Eltern natürlich nicht gerne gesehen. Harmonie und Glückseligkeit sind da doch viel angenehmer. Für Kinder ist es aber sehr wichtig, die Wut auszuleben – denn zur gesunden Entwicklung gehören diese negativen Gefühle unbedingt dazu. Kinder sollen lernen mit diesen Gefühlen umzugehen und auch auszuhalten.

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Wir als Vorbild

In keiner Familie gibt es sieben Tage Sonnenschein. Auch wir haben einen schlechten Tag und miese Laune. Und wir ärgern uns. Manchmal sogar ziemlich heftig. In solchen Situation sollten wir Eltern nicht versuchen, dem Kind eine heile Welt vorzugaukeln. Kinder haben feine Antennen und merken sowieso, wenn etwas nicht stimmt. Wir sollten also lieber zu unseren Gefühlen stehen und auch mal sagen: „Ich bin so verärgert. Der Bus ist mir vor der Nase weggefahren und meine neue Bluse hat einen großen Fleck. So ein Mist.“ So lernt das Kind, dass auch solche Gefühle okay sind.

Mit der Wut umgehen: Ein paar gute Tipps für Eltern

Bei einem Wutanfall sind Kinder oft nicht ansprechbar. Sie sind so in Rage, dass sie zunächst aus der Situation herausgeholt werden müssen. Wie im Beispiel oben wird man an der Supermarktkasse wenig erreichen, aber draußen auf dem Parkplatz schon eher. Kinder müssen den „Tatort“ verlassen, um wieder klar denken und verarbeiten zu können, was gerade passiert ist. Oftmals beginnen sie dann zu weinen, weil sie mit diesen starken Gefühlen überfordert sind. Jetzt ist es wichtig, darüber zu reden. Was genau hat das Kind so verärgert? Wie hat es sich gefühlt? Das hilft, die Wut anzunehmen und damit umzugehen.

Unsere „Wut-Ausrüstung“

Ärger-Spiegel:
Im Kinderzimmer hängt ein kleiner Spiegel, der Ärger-Spiegel. Denn wir wollen sehen, wie der Ärger eigentlich aussieht. Wir schauen abwechselnd in den Spiegel und überbieten uns mit „Ärger-Gesichtern“ – bis wir lachen müssen

Wut-Zettel:
der Wut-Zettel ist ein kleines Blatt Papier. Wenn man wütend ist darf man wild kritzeln, gerne solange bis das Papier kaputt ist – oder man zerknüllt es und schmeißt es in die Ecke.

Zorn-Ecke:

jede beliebige Ecke eines Raumes wird zur Zorn-Ecke, wenn man einfach laut schreien muss, um den ganzen Ärger loszuwerden.

Mich würde interessieren, welche Tipps Ihr habt, mit Wutz und Trotz konstruktiv umzugehen!

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6 Kommentare

  • Reply Carolin 1. August 2016 at 10:21 am

    Ich habe meinem Sohn (2,5 Jahre) einen riesigen Wut-Hasen gehäkelt. Extra ohne Gesicht zum reinschlagen und drauflegen. Oder er kann ihm erzählen was ihn ärgert wenn er mir gegenüber nicht macht. Meistens wird er geschmust wenn es Ärger gab aber das „runter“ holen von negativen Gefühlen und Beruhigen klappt trotzdem.

  • Reply Beate 1. August 2016 at 1:31 pm

    Unsere Tochter ist genauso wie oben beschrieben, teilweise sogar noch viel extremer. Wir sind oftmals mit ihrem Verhalten überfordert und wissen uns nicht zu helfen.
    Unsere Tochter ist seitdem sie 1.5 Jahre ist in der Trotzphase, nun ist sie 3.5 Jahre.
    Am Anfang kam diese Wutanfälle/Schreianfälle allerhöhstens 1 mal im Monat, sie ca 6 Monaten sind sie fast täglich da..
    Wir versuchen sie immer zu hause zu lassen, wenn wir z.b einkaufen gehen.
    Schwimmen Spielplatz oder andere Freizeit Aktivitäten sind der blanke Horror mit ihr.

    Während eines Wut-/Schreianfalles:
    Dauer: Minimum ca 1 Stunde
    Verhalten: Schreien,weinen, würgen,brechen,beißen, schlagen, treten.
    Momentan haben wir noch nichts gefunden, womit wir sie am besten beruhigen können, sie möchte alleine sein, aber dann wiederum nicht, sie möchte uns nicht sehen, aber wir sollen auch nicht zu weit weg.
    Sie möchte nicht kuscheln, wir dürfen nicht reden, es ist verdammt schwierig.

    Wir sind täglich gezwungen mindestens 1 Komplettes Wechsel outfit dabei zu haben, teilweise uruiniert sie dann ein, weil sie es währenddessen nicht spührt, obwohl sie seit 1 jahr Trocken ist.

    Die Ärzte und Beratungsstellen geben uns nur wenig Hoffnung, sie gehen davon aus der es einfach „nur“ ein extremer Fall der trotzphase ist, und er spätestens vorbei geht, wenn sie zur schule kommt, ich glaube dann laufen wir auf dem Zahnfleisch, wenn wir sind bald den perfekten Tipp bekommen, wie wir sie aus dieser Situation herausbekommen. .

    • Reply Frau Mutter 1. August 2016 at 7:03 pm

      Liebe Beate, bis auf das Würgen und Beissen kann ich das nachempfinden. Meine Tochter hatte eine extrem lange und heftige Trotzphase. Ich habe einen deutlichen Unterschied gemerkt, als sie circa 4,5 Jahre alt wurde. Die Trotzphasen wurden weniger und man konnte viel mehr mit ihr reden. Ich verstehe Dich total, dass ist manchmal einfach nur zermürbend und man kann sich nicht mehr helfen. Aber „danach“ kommt ein verständiger Mensch raus, der für seine Meinung einsteht, und das ist super für das weitere Leben des Kindes. Aber ist es währenddessen total überfordernd, das stimmt. LG, ich weiß wie Du Dich fühlst Nina/Frau Mutter Blog

  • Reply Tanja 1. August 2016 at 7:42 pm

    Meine Tochter wird in 8 Wochen 6 (!!!) Jahre alt.
    Derzeit haben wir immer noch fast täglich einen Wutanfall. Meistens wegen der typischen Kleinigkeiten, z.B. wie heute, als ich sie nicht mit dem Auto zum Kindergarten bringen wollte (wie wir das sonst an 3 Tagen in der Woche machen, wenn ich weiter zur Arbeit fahre), sondern zu Fuß gehen wollte (wie sonst auch 1-2 mal pro Woche).
    Diese willensstarke junge Dame kann ein wundervoller, super-vernünftiger Engel sein (eigentlich immer im Kindergarten oder bei anderen Leuten), aber wenn sie etwas ärgert, setzt ihr Denken völlig aus. Von null auf 180 in 1 Sekunde und man kann nichts dagegen tun (oder ich habe noch keine Lösung gefunden). Es folgt ein Wutanfall, der immer noch bis zu einer Stunde dauern kann. Dabei sind wüste Beschimpfungen, Drohungen, sich eine andere -bessere- Familie zu suchen, usw. die Regel.
    Verbote oder Androhungen dringen ebenso wenig zu ihr vor wie Bestechung, Engelszungen o.ä. Sie schaltet völlig aus und es ist ihr egal, was man verbieten oder versprechen will.
    Zwischenzeitlich war es mal besser und wir hatten nur noch einen Anfall pro Woche.Das hat mich sehr hoffen lassen, aber seit ca. einem halben Jahr ist es wieder sehr häufig. Glücklicherweise ist sie nicht mehr so körperlich aggressiv. Noch vor ein-zwei Jahren hat sie mich regelrecht verfolgt, um mir weh zu tun (hauen, kratzen, beißen), weil sie in ihrer Wut auch nicht allein sein konnte.
    Jetzt, da sie größer ist, weiß ich mir nicht mehr anders zu helfen, als sie in ihr Zimmer zu schicken, bis sie sich beruhigt hat (kann LAAAANGE dauern). Inzwischen bleibt sie auch da, wenn ich sie streng dorthin bringe. -Wirklich einsperren war für mich nie eine Option und wird es auch nicht sein.
    Danach sind natürlich immer viele Tränen und „tut mir leid“-Beteuerungen, aber das alles bringt mich wirklich an meine Grenzen. Leider schaffe ich es auch oft nicht, ruhig zu bleiben (obwohl ich da sehr an mir arbeite), weil einfach nichts, was man sagt, bei ihr ankommt, wenn sie so in Rage ist.
    In 6 Wochen kommt sie in die Schule (nein-Rückstellung war keine Option!)… Ich hoffe und bete, dass diese Veränderung sie auch im Umgang mit ihrer Wut etwas größer werden lässt. Denn eigentlich kann sie es ja (im Kiga geht es ja auch. Da bekommt sie auch nicht immer ihren Willen..).

    Viele sagen „WIr kennen das“. Nein, tun sie leider nicht. 1,5 Stunden Wutanfall kennen die wenigsten. Und schade, dass deshalb so wenige das auch nachvollziehen können und sich gegenüber einem fremden (meinem) Kind auch im Ton vergreifen.
    Ich übe mich im ruhig-bleibe und
    kann nur sagen: Ein Hoch auf die Zeiten, wenn die Wutanfälle endlich vorbei sind.
    LG

    • Reply Angelina 2. August 2016 at 1:20 pm

      Hallo Tanja,

      schreibst du da gerade von meiner Tochter??? 🙂
      Ich kann ganz genau nachvollziehen, wie du dich fühlst. Mir geht es auch nicht anders.
      Meine Maus ist gerade 5 Jahre alt geworden und immer noch in der Wut und Trotzphase. Und das schon seit über 2 Jahre. Mein Nervenkostüm lässt mittlerweile zu wünschen übrig. Auch war ich schon zur Erziehungsberatung, aber mit nur mäßigen Erfolg. Irgendwie scheinen die Tipps bei ihr nicht zu funktionieren.
      Von der Kita höre ich auch immer nur positive Meldungen. Wie z.B. Ihre Tochter ist doch der allerliebste Sonnenschein. (Hallo? Sprechen wir von dem gleichen Kind???) Zu Hause ist sie dann der absolute Wutzwerg. Die Wutanfälle können bis zu einer Stunde andauern, manchmal auch darüber hinaus. Sie steigert sich manchmal so doll rein, dass sie sich übergeben muss. Neulich habe ich sie wieder in ihr Zimmer geschickt, zum ausbocken. Ich habe dann gleich noch einen Eimer hingestellt und gesagt, dass sie dann da rein spucken kann, wenn ihr schlecht wird. Da war sie kurzzeitig baff. Wie gesagt kurzzeitig.
      Ich habe auch noch nicht richtige Maßnahme gefunden, um meine Tochter „unter Kontrolle“ zu kriegen. Aber vielleicht kommen hier noch eine paar gute Ratschläge.
      LG Angelina

  • Reply Susanne Ranz 2. August 2016 at 4:20 am

    Wir Liebe das Buch „das kleine Wutmonster“
    Und singen dann immer das Lied daraus. Das hilft meiner kleinen schnell durch Ablenkung aus der Wut heraus. Bei ihr ist es allerdings nicht so extrem und auch nicht ganz so häufig

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