Frau Mutters Tipps

„Wir sind eben nicht Heidi Klum oder Ursula von der Leyen!“: Frau Mutter interviewt Mittelmass-Mama

25. November 2011

Wenn man ein Blogger ist, findet man da draussen im Web irgendwann “seinen Stamm”. Man bloggt leidenschaftlich über ein Thema, das einem am Herzen liegt (oder UNTER dem Herzen, im Falle der Mama-Blogger). Zunächst führt man in der Internet-Wüste eher Selbstgespräche. Aber plötzlich kommen die Leser und Leserinnen und kommentieren, verlinken, taggen, teilen. Es entwickelt sich ein wunderbarer Dialog zwischen Stammesmitgliedern. Heute interviewe ich meine Stammesschwester Mittelmass-Mama von Mama-nagement über das Bloggen und wie es ihr Leben verändert hat.

Warum hast Du mit Bloggen angefangen?

„Schuld“ ist mein Mann. Der sah sich den wachsenden Stapel an Kurzgeschichten für den heimischen Gebrauch an und fragte eines schönen Tages: „Warum machst Du eigentlich keinen Blog?“ Ich muss zugeben: Ich wusste nicht mal, was das ist. Aber dass ich einen klugen Mann mit guten Ideen habe, das wusste ich.

Wie bist Du auf Deinen ungewöhnlichen Namen gekommen: Mama-nagement bzw. Mittelmass-Mama?

Ich finde diese Namen eher nahe liegend und sie ergaben sich von ganz allein.
Mit Hilfe von Wortkombinationen lassen sich Welten auf den Punkt bringen. Und auch wenn uns Müttern alles Mittelmaß fremd ist (für unsere Kinder steigern wir uns schließlich bis zum Äußersten): Wir sind eben nicht Heidi Klum oder Ursula von der Leyen. Bei uns wird noch selbst gestaubsaugt und gebügelt. Wir sind die Mütter mit Stress- und Zahnpastaflecken auf der Wange, Penaten an der Bürohose und Spuckflecken auf der Bluse.Wir sind aber auch wie der Bauch eines Eisberges: Zwar wenig auffallend, aber dass, wovor man gehörigen Respekt haben sollte.

Dein Design ist einerseits schlicht gehalten, andererseits beeindrucken mich Deine kleinen Karikaturen immer wieder, erläutere bitte Dein Design-Konzept!

Da ich keine Ahnung davon hatte, was ein Blog ist, wusste ich umso weniger, wie man ihn gestaltet. Mittlerweile habe ich jede Menge verschiedener Layouts probiert, die eines gemeinsam hatten: Nach einem Foto von mir zu fragen. Das kam für mich aber nicht in Frage. Also habe ich eine Mittelmaßmama karikiert und festgestellt: Diese Cartoons gestalten meinen Blog lebendiger. Sie helfen aber auch zu visualisieren, dass Mittelmaßmama eben nicht mit Rebecca gleichzusetzen ist. Wenn überhaupt, könnte man mein Designkonzept also freudiges „Trial & Error“ nennen. Oder „Learning by doing“ mit Ambitionen. Was ja fast schon eine Königsdisziplin eines jeden Managements ist, egal ob Mama- oder Mann-nagement.

Du bist berufstätig (sogar mit Karriere!) und Mutter, wie findest Du die Zeit zu bloggen?

Bloggen besteht aus zweierlei: Dem Sammeln der Ideen und dem Schreiben.
Ich schreibe im Urlaub, ich schreibe, während ich eine Putzpause einlege. Ich schreibe, wenn ich krank das Bett hüten muss. In all diesen Momenten, in denen andere z.B. einen guten Krimi lesen würden. Mittlerweile bin ich auf der Tastatur schneller als mit dem Kugelschreiber. (Was mir nun wieder in Meetings nun einige Vorteile einbringt.)
Was die Ideen betrifft: Die finde ich einfach überall. Ob auf dem Flughafen, im Meeting, im Kindergarten, abends mit Freunden in der Kneipe. Die Welt ist voll davon. Alles was ich dann brauche, ist ein Zettel, auf dem ich mit Bleistift Stichworte vermerke. Dann sprudelt es später beim Schreiben schon.
Und falls ich mal gänzlich inspirationsfrei sein sollte, habe ich im Bücherregal einen Ordner mit Zeitungsartikeln und Werbung stehen.

Hast Du eine Struktur für Deine Blog-Schreibarbeit? Gibt es wiederkehrende Formate? Oder schreibst Du einfach, wenn Dich die Muse küsst?

Ich schreibe so, wie mir die Beispiele vor die Füße fallen und wohin die Feder (Tastatur) und der Zufall mich tragen. Ich würde mich gerne einmal strukturieren. Mein Traum wäre, einmal ein Buch „Mama-nagement by Mittelmaßmama“ zu schreiben. Aber dazu fehlt mir dann doch die Zeit. Oder vielleicht nur ein Angebot, welches mich motiviert, mir die Zeit zu nehmen!?

Was ist Deine Definition eines erfolgreichen Blogs? Gute Zugriffszahlen? Viele Kommentare? Kommerzieller Erfolg?

Gegen kommerziellen Erfolg hätte ich nichts einzuwenden. Aber ich habe meinen Blog dennoch nicht monetarisiert. Tja, und was die Zugriffszahlen anbelangt oder die Kommentare? Eine Zeitlang habe ich wie alle gedacht, dass das den Erfolg eines Blogs ausmacht. Mittlerweile denke ich aber: Erfolgreich bin ich, wenn es Spaß macht und hilft. Besser klein und fein. Wie im Feinschmeckerrestaurant.

Als Du angefangen hast zu bloggen, hattest Du einen Blogger/Bloggerin zum Vorbild?

Nein. Ich kannte nur einen einzigen, den vom NUF. Den aber kann man nicht nachmachen, nur wärmstens empfehlen!

Was sagt Deine Familie zu Deinem Hobby?

Für meine Kinder ist es Bestandteil von Mamas Arbeit, die sie scheinbar für nachahmenswert halten: Töchterchen malte neulich viele Kreise auf ein Blatt Papier, erklärte sie zur Tastatur und hämmerte wie wild darauf herum. „Ich schreibe!“, verkündete sie stolz.
Mein Mann freut sich über meine neue Ausgeglichenheit. Nur einmal war er sauer, als ich mich öffentlich darüber ausließ, wie mein Göttergatte das Geschirr in falsche Schränke räumt. Da musste ich ihm erstmal erklären, dass Mittelmaßmama nicht ihn persönlich beschrieb.

Welche Erfahrungen hast Du durch das Bloggen gemacht, die Du nicht missen möchtest?

Wie positiv sich für mich die Reflektion, Mutter mit beruflichen Ambitionen zu sein, auf mein Leben auswirkt. Ich bin gelassener geworden und probiere auch mal neue Dinge aus. Seitdem weiß ich, dass sich Männer in Meetings um das Halten des Kleinkindes reißen können. Oder das Geschäftsführer nicht unbedingt Probleme damit haben, wenn Frauen mit Baby auf dem Arm zum Termin erscheinen. Wir Mütter lassen uns oftmals von vielen Klischees einlullen und brüllen verspannt durch Käfiggitter, anstatt nonchalant die geöffnete Tür zu durchschreiten.
Viele von meinen Kollegen und Chefs haben diese positive Auswirkung übrigens auch bemerkt. Sie freuen sich nicht nur über die Schuhe, die ich auf einmal trage. Sondern sie freuen sich, weil der Umgang mit mir viel unkomplizierter geworden ist.
Männer fänden Frauen, Mütter, Kinder in der Firma gar nicht schlecht. Sie haben nur keine Lust darauf, Dinge noch zu verkomplizieren, die ohnehin auch für sie schon vertrackt genug sind.

Frau Mittelmass-Mama, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Illustration by Mittelmass-Mama

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