Letzten Sonntag schnappte sich mein Mann beide Kinder und fuhr mit ihnen ins Legoland. Es war das Berliner Legoland, das 20 Minuten von uns entfernt ist und nicht das in Dänemark, leider. Aber immerhin ein paar Stunden Zeit für mich. Grundsätzlich plagt mich ja immer das schlechte Gewissen, wenn ich nur etwas für mich tue. Und das redet mir auch keiner ausser mir selbst ein. Naja, vielleicht manchmal Frau Oma:
„Damals in den achtziger Jahren, da hatten wir ja nix, noch nicht mal Latte Macchiato. Da sass ich dann also mit Dir in diesem rheinhessischen Dorf, der Kindergarten hat um 12 Uhr mittags geschlossen und von „Kika“ hatte auch noch keiner gehört.“
Wahrscheinlich hatten die Mütter damals noch weniger Zeit für sich. Noch nicht mal auf dem Weg von Kita zur Arbeit. Die einzige Rettung kam wahrscheinlich nur, wenn Prof. Brinkmann Sprechstunde in der „Schwarzwaldklinik“ hatte und die gesamte Familie gebannt vor dem TV sass…
Als Kinder und Mann letzten Sonntag dann aus dem Haus waren, hab ich erstmal rief durchgeatmet. Welch ein Luxus: RUHE!
Als Mutter ist man so furchtbar selten ganz allein, dass die simpelsten Dinge wie ein Mini-Wellnes-Urlaub im Fünf-Sterne-Spa wirken.
Im Haus der plötzlich eingekehrten Stille zuhören
Ein Spielzeug ins Regal räumen- nach einer halben Stunde noch mal nachsehen und feststellen, es liegt immer noch genau da!
Sich heimlich den Mund voll Gummibärhen stopfen- und nicht aus Angst vor Entlarvung dabei in den Keller gehen
Die Treppe rauf- und wieder runtergehen, leichtfüssig hüpfend ohne Kleinkind auf dem Arm. (Naja, nicht ganz so leichtfüssig, weil mit Gummibärchen-Ladung im Bauch)
Sich einfach so aufs Bett legen und an die Decke starren, ganze 10 Minuten!
Einfach so auf einem Stuhl sitzen
Geradeaus gucken
Einen Gedanken zu Ende denken
Ausatmen
Feststellen, dass die Familie in dreissig Minuten spätestens wieder da ist…HIIILFE!
…..Spülen, waschen, staubsaugen, kurz noch wischen, schnell noch eine Waschmaschine anstellen, Fleckenvorbehandlung nicht vergessen. Wäscheklammern sortieren und als kleines Sonnen-Mandala anordnen. Wäsche in den Trockner und zusammenlegen, in den Schrank sortieren. Kleider der Kinder ausmisten, in nach Grössen beschriftete Plastik-Container ordnen. Checken, wann der nächste Flohmarkt ist. Ein bisschen Bügeln und nebenher mails checken. Silber putzen und abstauben. Abendessen planen, die Oma anrufen…
Da! Es klingelt! „Na, hast Du mal was für Dich gemacht, Schatz? Bist Du gut erholt?“
Naja, ich habe es zu mindestens versucht…..
Foto: © Knipseline/Pixelio.de
8 Kommentare
Haha, sehr schön! Das erinnert mich an die Aussage meines Bruders letztens einem Freund gegenüber, als sie das Monstermädchen für zwei stunden hüteten. Freund: „Und was tut deine Schwester jetzt, wo sie frei hat?“ – „Äh, Küche aufräumen und Bad putzen!“ 😀
Immerhin kann man das dann entspannter ohne Spielzeuggewerfe in die frisch eingesprühte Badewanne oder mit ’ner netten Sendung im Hintergrund ging’s irgendwie auch etwas flotter als sonst 😉
Das Problem bei der Mutter-Freizeit ist, egal wie lang sie ist, sie ist immer zu kurz – meine Kinder waren im Sommer zwei Wochen bei den Großeltern und was hab ich gemacht? Ihre Zimmer ausgemistet, Bücher aufgeräumt, geklebt, den Rest des Hauses ausgemistet, jede Menge Köter von anderen Leuten gehütet usw. usw…..ich befürchte, wir können einfach nicht mehr aus unserer Haut raus….;-)
Hihi….das ist wirklich wie bei uns….schön auch…geradeaus schauen und ausatmen…,kenne ich und schwups ist die Ruhe wieder vorbei! Aber man freut sich ja dann doch wieder auf die Bande! GGLG, Simone
Genauso gehts mir auch immer… Immerzu denke ich, was ich alles tolles machen würde, hätte ich mal wieder Zeit nur für mich. Und ist es dann mal soweit, kommt am Ende doch nichts Dolles bei raus, weil ich die Zeit irgendwie verdaddele und/oder trotzdem wieder irgendwas räume, putze etc. …
Diese Spezies „verständnisvoller Ehemann und Vater“, das wollen wir doch mal festhalten, war eher sehr selten in Omas „Sturm und Drangperiode“. So wie man hört, erwartete selbiger für das Hüten seiner „Brut“ Lob und Anerkennung. Das ist heute anders, oder ?
Ich habe ewig gebraucht, ehe ich mir die „Zeit nur für mich“ auch tatsächlich „nur für mich“ nehmen konnte und sie nicht für Hausarbeiten und ähnlichen Kram verschwendet habe. 🙂
Das heißt aber nicht, dass ich die Zeit guten Gewissens genießen konnte. Das kommt erst jetzt. Nur zur Information: Mein Sohn ist jetzt 13, was darauf schließen lässt, dass ich da ziemlich lernresistent bin…
Wow, bitte alle mal den Kommentar von L’abeille lesen-irgendwann klappt’s auch mit der Entspannung-es kann nur etwas länger dauern….
So sieht’s aus. Irgendwann klappt es mit der Entspannung. 🙂 Und ich werde dieses kleine Entspannungszeitfenster genießen – ehe die Diskussionen über den abendlichen Ausgang etc. losgehen. 😳