Paarzeit, das ist bei uns eher selten. Das letzte Mal längere Zeit für uns hatten wir vor fünf Jahren für ein Wochenende an der Nordsee und da waren die Kinder schon acht und vier Jahre alt. So geht es ja vielen jungen Eltern, das „Paar wird auf Diät“ gesetzt, wenn man Eltern wird. Über Jahre organisiert man nur den Alltag. Ist das gut? Während unsere Kinder kürzlich bei Oma und Opa waren, haben wir uns sogar ins Ausland gewagt. Ich habe länger darüber nachgedacht, warum wir das so selten schaffen und klar, man kann es immer auf die Umstände schieben. Aber sind nur die „Rushhour des Lebens“ schuld und der Fakt, dass die Großeltern so weit weg wohnen? Geht es nicht auch um Prioritäten?
Auf der langen To-Do -Liste moderner Eltern hat Paar-Zeit wenig Platz
Zwei Berufstätige, ein Haus mit dem dazugehörigen Haushalt, der Anspruch, gut zu kochen, Freunde zu haben und „me-time“. Dazu will man den bestmöglichen Elternjob machen….. und stellt sich in einer unglaublichen Naivität vor, dass Paarsein und zusammen alt werden irgendwie so als Beiprodukt nebenher laufen würde. Weil wir ja so krass organisiert und strukturiert sind, wie in all den anderen Bereichen des Turbo-Lebens der 30er und 40er.
Klar haben wir auch viel Geld für Babysitter ausgegeben über die Jahre. Kino, Essen, das Übliche. Aber das riesige Alltagsmonster sitzt doch dabei immer mit am Tisch und will lieber über Steuererklärungen und Sondertilgungen reden. Wenn man das überstrapazierte Wort „Achtsamkeit“ benutzen will, dann ist das sicher keine achtsam gelebte Paar-Zeit.
Warum? Weil wir wohl als Paar die Kinder an die erste Stelle gesetzt haben. Das ist in vielerlei Hinsicht schön- unsere Kinder sind ausgeglichene, glückliche Menschen, die sich geliebt fühlen. Wir haben eine enge, sehr liebevolle Bindung zu ihnen. Aber es gilt doch dann, wenn die Kleinen größer geworden sind, nochmal über die Prioritäten nachzudenken. Ich selbst habe ja auch das Gefühl, mich selbst nach all den Jahren wiederbekommen zu haben. Und das sollte auch bei der Paarbeziehung so sein, oder?
Oder kann man etwa auch gute Eltern sein, wenn man von Anfang an das Paar an die erste Stelle setzt? Wäre ja auch eine denkbare Variante!
Dem Alltags-Monster entfliehen
Als ich vor kurzem mit meinem Mann und „kinderfrei“ für ein paar Tage in London war, wurde es mir mal wieder so bewusst. Es ist lebenswichtig für eine Beziehung, Zeit miteinander zu verbringen, um sich daran zu erinnern und wieder zu erleben, wie man eigentlich so ist als Paar- und nicht nur als hochorganisiertes, personifiziertes Orga-Tool für die Familie.
„Boah, wir sitzen ohne Zeitdruck in einem Café und unterhalten uns… ohne Unterbrechungen… über den Brexit.“
„Hammer, jetzt bummeln wir durch diesen Stadtteil-ohne den nächsten „Kompromiss Spielplatz“ oder Spielzeugladen aufsuchen zu müssen.“
„Irre, wir sind auf einer Party, trinken und tanzen- mit anderen Partypeople. Wir können ja ausschlafen. DOLL!
England war ein wichtiger Ort unserer Beziehung, sie fing als Fernbeziehung dort an. Ich hatte während unseres #CoupleGoals Wochenendes wohl auch deswegen auch immer wieder Flashbacks. Genauso hat es sich damals (und auch heute) angefühlt, als ich meinen Mann in seiner englischen Uni-Stadt besucht habe. Wir sind auch essen gegangen, aber es war damals eher „cheap und cheerful“, seine Kommilitonen und heute die Kollegen erzählten mir lustige Geschichten, was er den ganzen Tag so treibt und ich bin damals wie heute nicht aus „Boots“ herauszubekommen.
So wie wir waren: Für mehr Realität bei #CoupleGoals
Bitte nicht falsch verstehen: Nach 24 Jahren Beziehung rennen wir nicht mehr Hand in Hand durch den englischen Regen und knutschen in der Londoner Tube, obwohl das sicher eine gute Idee für eine Menge Likes auf Instagram wäre. Obwohl-teilweise haben wir das schon gemacht. Die Briten sind ja so vornehm zurückhaltend und schreien nicht gleich „iiihhhhgitt“ wie unsere Kinder.
#forever21?
Das wiederentdeckte Gefühl des „So wie wir waren….und so sind wir ja immer noch“ ist ein wunderbares Geschenk, dass ich wieder mit in den Alltag nehme. Aber wie kann man dieses Gefühl auch tatsächlich in den Alltag herüber retten? Vielleicht liegt der Schlüssel daran, sich kleine Events zusammen zu überlegen. Ob das nun gemeinsamer Sport, Gartenarbeit oder der Besuch einer Ausstellung ist. Das Alltagsmonster muss dabei draußen bleiben und das ist irgendwie gar nicht so einfach.
Wie schafft Ihr es im Alltag, Paar zu bleiben?
1 Kommentar
Ich denke auch, dass es gut und wichtig ist, sich PaarZeit zu nehmen und sich regelrecht dafür zu verabreden, da es sonst leider untergeht. Und man sollte das sehr wichtig nehmen. Mindestens genausoviel Priorität wie bei anderen Terminen.