Die weiterführenden Schule auswählen: das steht nun bei uns an. Waaahhh! Wir hatten ja noch zwei Jahre länger Zeit uns darauf vorzubereiten, denn in Berlin geht man überwiegend erst ab der 7. Klasse auf die weiterführende Schule. Ich bin völlig verwirrt und überfordert, rede ständig mit anderen Eltern über dieses Thema und muss erstmal das Procedere verstehen. Wann bewirbt man sich wo? Wie bitte zählt nun welches Zeugnis und welche Note? Ich kauf mir erstmal einen neuen Taschenrechner…..
Für meinen Sohn ist die Schulwahl eigentlich sonnenklar: „Nette Leute und ein Kiosk wäre schön.“ Wenn es so einfach wäre! Gibt es „Schaumkuss-Brötchen“ in der großen Pause ja oder nein? Wie sieht es mit sauren Schnüren, aber bitte Waldmeistergeschmack aus? Okay, Gymnasium XY ist gebongt!
Hier in Berlin haben wir wirklich die Qual der Wahl.
In relativer Nähe gibt es humanistische, naturwissenschaftliche, musische, leistungorientierte und „leichte“ Gymnasien. Dazu noch die Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe die dann auch wieder sprachlich, Montessori, konfessionell oder was weiß ich orientiert sind. „Ästhetisch orientiert“ habe ich auch letztens gelesen. Ist dann wohl eine Schule für angehende Models…Mhhh.
Die weiterführende Schule: Ist Auswahl eigentlich gut?
Bei mir war es damals ganz einfach: Das katholische Mädchenschule hat mich nicht genommen (mea maxima culpa) und die Waldorf-Schule auch nicht (was vielleicht eine gute Wahl für mich gewesen wäre). Dann blieb noch das Gymnasium auf dem platten Land mit gar keinem erkennbaren Schwerpunkt. Am Ende gabs das Abitur und damit ging es dann weiter für mich.
Für Sebastian klicke ich mich nun von Schul-Homepage zu Schul-Homepage und werde zusehends verwirrter. Braucht man nicht eigentlich einen NC, um die Webseiten-Navigation eines Gymnasiums zu verstehen? Seid ihr jetzt eher für Mathe oder Theater und wann ist bitte Euer Tag der Offenen Tür?
Eigentlich ist es ja schön, so viel Auswahl zu haben. Wie lernt mein Kind? Fühlt es sich wohl in großen oder kleinen Klassen? Tut ihm eher Kunst gut oder Sport?
Bittebittebittebitte: Empfehlung Gymnasium!
Kürzlich hatten wir das Gespräch zur Förderprognose mit dem Klassenlehrer. Eigentlich eine tolle Sache, denn gemeinsam mit dem Kind konnte man die Grundschuljahre Revue passieren lassen, über Stärken und Schwächen reden.
„Sie beide sind ja Eltern, die sich nicht nach Prestige leiten lassen, oder?“
„Ja, nein, ähem. Kann er denn aufs Gymnasium gehen?“
Das ist eine schwierige Frage. So gerne ich superduper gelassen wäre, ganz ehrlich: Der Schulabschluss ist mir nicht egal. Ich möchte schon, dass mein Kind Abitur macht. Ich wünsche es mir, weil ich denke, vieles wird dann leichter. Ist das elitär, hat das mit Prestige zu tun? Für viele Ausbildungen ist Abitur das einzige Ticket, was eigentlich sehr schade ist. Ob da nun „Höhere- Söhne mit -aufgestelltem- Polohemd-Kragen-Gymnasium“ draufsteht oder „Wir sind die gechillte Oberschule mit den zukünftigen Hipsters“ ist eigentlich nicht so wichtig.
Ich möchte die passende Schule für meinen Sohn, wo er gerne hingeht und gerne lernt. Ich will ihn nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern. Aber die Hochschulreife wäre schon schön. Wir wollen es zumindest versuchen und können uns dann noch später für einen anderen Weg entscheiden.
Ja, ein Bildungs- oder Lebensweg kann und muss nicht immer geradlinig sein. Gar nicht so einfach als Eltern, sich vom Wunsch des „geraden Weges“ freizumachen. Das Vertrauen zu haben: Wird schon, irgendwie. Vielleicht weil wir wissen, dass Umwege ganz schön anstrengend sein können?
Wie kann man sich ein Bild der Schule machen?
Tja. Gar nicht so einfach. Wir gehen jetzt auf Vorstellungsrunden der Schulen im Rathaus, dann habe ich mir alle Infoabende und Tage der Offenen Tür im Kalender angestrichen. Ob ich nach diesem Schul-Marathon mehr weiß? Bekommt man ein Gefühl für eine Schule, wenn man zwei Stunden dort verbringt und am Kuchenbuffet kurz mit den Abiturienten redet so à la: „Und wie oft habt ihr euch so gekloppt auf dem Pausenhof?“ oder „Wie ist euer Kiosk denn so?“
Sich für eine Schule zu entscheiden, ist ja fast wie einen Job anzunehmen. Die Website sah ganz gut aus, die Groß-Cousine kennt einen, der dort ist und ganz zufrieden ist und der Chef wirkt ganz sympathisch. Nicht immer stimmt der erste Eindruck und man muss wieder wechseln. Auch kein Weltuntergang.
Wie habt Ihr Euch für eine weiterführende Schule entschieden?
Foto: Pixabay
13 Kommentare
Liebe Nina,
uns graut davor. Zum einen ist es viel zu früh, hier nach der Grundschule Weichen zu stellen. Auch wenn das Schulsystem durchlässiger geworden ist, ist man doch Zwängen und Konformitäten unterworfen. Denke ich selbst zurück, war es ausschlaggebend, wo die besten Freunde hingehen. Heute wissen wir manches Mal als Eltern „zu viel“ und wollen stets das Beste für den Nachwuchs. Kindsein wird dadurch schnell zur Nebensache. Ich drücke die Daumen, dass es die Schule mit den Waldmeisterschaumkussbrötchenschnüren wird.
Lg Sven
Lieber Sven, danke für Deinen Kommentar, genauso ist es. Aber Du hast recht: Das Kindsein müssen wir unseren Kinder retten.!
LG in den Süden Nina
Hier steht die Entscheidung erst in zwei Jahren an. In Bremen geht man ab der 5. Klasse auf die weiterführende Schule. In Bremen gibt es Gymnasien und Oberschulen (Waldorf natürlich auch, ist eventuell eine Option, aber eher nicht). Wir werden wahrscheinlich nach „Nähe“ entscheiden, damit das Kind die kommenden Jahre morgens nicht ewig durch die Gegend gondeln muss. Sollte mein Kind nach meinem Mann und mir schlagen (bisher eher weniger ;-), kommt später auch ein Sportgymnasium in Frage. Ganz sicher bin ich mir aber, dass es eine „Unterforderung“ per se nicht gibt. Gute/intelligente Schüler lernen immer, da kann man sie nicht von abhalten 😉
Huhu, ich kann dich gut verstehen! Uns steht die Entscheidung auch in diesem Schuljahr bevor. Die Termine der Schulvorstellungen stehen auch schon im Kalender. Allerdings haben wir den Vorteil (?), dass wir eher ländlich/ kleinstädtisch wohnen. Von daher kommen sowohl für Real- als auch Gymnasium nur zwei Schulen in die engere Auswahl, und eine Schule davon hat beide Formen.
Innerhalb der Schule stellt sich dann auch die Frage, welcher Zweig, Musikklasse, Sportklasse und was es so alles gibt. Ich bin gespannt, was da so auf uns zukommt. 🙂
Liebe Grüße
Hanna
genauso ist es und war bei mir ja früher so. weniger auswahl, weniger kopfcschmerzen, was „das Richtige“ ist. viel Glück! Nina
Also bei uns wars auch ein Graus mit der Schulwahl. Ein ganzes Jahr gab es im Elternkreis fast kein anderes Thema, auch wir waren völlig überfordert von den Wahlmöglichkeiten, die hier sicher nicht so umfänglich wie in Berlin aber immer noch üppig sind. Die Infotermine waren terminlich nicht leistbar, für manche Schulen gab es zudem Bewerbungsgespräche und Aufnahmetests, die zeitlich eingerichtet werden müssen.
Letztendlich haben wir über den praktikablen Schulweg entschieden (ich will den Sohn ja nicht permanent kutschieren müssen), was als Wunschschule angekreuzt wurde. Nix Schwerpunkt, nix Aufnahmetests – ganz normales staatliches Gymnasium. Deckte sich mit dem Wunsch meines Kindes, mit seinem besten Freund an die selbe Schule zu kommen, der als jüngeres Geschwisterkind bereits einen Schulplatz sicher hatte. Wir haben den Platz dann zum Glück im Losverfahren bekommen, es war nach heutiger Einschätzung die richtige Entscheidung.
Wenn die Schulwahl doch so einfach wäre. Was habe ich mir Sorgen darum gemacht, welche Schule wohl „richtig“ ist für mein Kind. Jedes Kind ist anders und doch habe ich beide Kinder zur selben Schule geschickt. Mit dem Ergebnis, dass die vermeintlich beste Wahl dann doch noch geändert wurde: https://einfachstephie.de/was-tun-wenn-mein-kind-einen-schulwechsel-wuenscht/
Fazit nach den ersten 6 Wochen an der neuen Schule: Tochter ist total zufrieden und glücklich, alles läuft als sei sie nie woanders gewesen! Wenn man das vorher wüsste… Also: Nicht verrückt machen lassen – alles wird gut, irgendwie!
Du solltest die Schulinspektionen lesen
Wir haben unseren Sohn entscheiden lassen und hadern noch immer mit dem Ergebnis. Es ist schwierig aber es war eben die Aussage im Raum: Er muss dort jeden Tag hingehen!
Was jetzt bedeutet: Hausaufgaben bis zum Abwinken und Stress ohne Ende. Unsere Freizeit verbringen wir mit dem Kochen und Protokollieren von der Entstehung von Naturfarben und dem Lernen von Vokabeln. Das in der 5.Klasse. Einschlafen fällt schwer. Tränen jeden 2.Tag aufgrund der Überbelastung. Neue Freunde wollen gefunden werden und überhaupt muss er seinen Platz finden.
Unsere Ansage an das Kind: Alle Zensuren bis zur 10.Klasse sind sein Ding, seine Freude und sein Leid. Wir sind für ihn da, helfen und unterstützen aber er muss nie Angst haben, dass wir schimpfen. Nachher im Abitur, da wird es wichtig.
Eltern von älteren Kindern machen uns Hoffnung, dass es bald besser wird. Die ersten Zensuren sind da und das Kind strahlt.
Soweit zu unserem Erfahrungsbericht.
Generell würde ich immer sagen: Aufs Bauchgefühl hören.
Liebe Nina,
Wir haben Freunde in einer großen deutschen Stadt. Beide Eltern Akademiker. Das Kind ist allemal „durchschnittlich begabt“, aber der Druck lastet schon jetzt auf dem Kind auch ein Top-Jurist zu werden. Beide Eltern voll berufstätig. Nun wurde sich für eine Schule entschieden, die alles andere als günstig liegt. Das Kind mit noch nicht mal 10 Jahren muss täglich mit einem eigens gebuchten Taxi (!) zwischen Schule und Hort hin und her gefahren werden. Das ist doch verrückt!
Meine Meinung ist wie folgt: Kinder werden nicht schlauer durch bessere Schulen. Auch nicht dümmer durch schlechtere Schulen. Die Schule sollte irgendwie auch in das tägliche (Arbeits-)Leben der gesamten Familie passen und gut erreichbar sein. Auf Freunde darf man m. E. nur bedingt Rücksicht nehmen, denn die kommen und gehen. Was bringt mir ne Top Schule, die aber weit weg liegt und ich als Eltern einen Marathon hinlegen muss ehe die Kinder aus dem Haus sind?
Solange man Schulen in absoluten sozialen Brennpunkten vermeiden kann sollte man das natürlich tun. Aber ich vertraue auf meine Kinder, dass sie sich Aufgrund unserer Erziehung was Werte und ähnliches angeht auch ähnliche Freunde suchen. Und die finden sie überall.
Gruesse, Katja B.
Liebe Katja,
da bin ich ganz bei Dir. Und unser Kind muss kein Top-Blogger werden später, lol! Praktische Erwägungen wie gute Erreichbarkeit sind absolut wichtig. OMG Taxi. Sowas geht ja gar nicht. Wie leben immer noch ein normales Leben. Das mit den Freunden stimmt auch, obwohl das natürlich momentan TOTAL wichtig ist, so wie der besagte Kiosk. LG Nina
Liebe Nina,
wir sehen uns auf den Tagen der offenen Tür- spätestens im Januar! Und unser Gespräch beim (seinerseits auch entspannten) Klassenlehrer hat uns auch nur bedingt weitergebracht…Aber Danke für Deinen Text! Ich bin immer froh, wenn ich daran erinnert werde, dass es vermutlich die optimale Lösung nicht geben wird, sondern allenfalls so etwas wie ein Bauchgefühl (oder auch Kiosk genannt) und auch ein späterer Wechsel kein Beinbruch ist….das nimmt einfach den Druck ein wenig raus und das ist immer gut!
Gutes Entscheiden!
LG Patricia
Hallo, wir waren noch nie so unsicher und leider hat unser Sohn sich den Weg für das Gymnasium selbst verbaut. Wir haben in unserer Nähe eine Gesamtschule, die soll aber Sozial sehr kritisch sein und er wäre der einzige Junge aus seiner Klasse auf dieser Schule. Seine ganzen Freunde werden auf das Gymnasium gehen. Ich weiß nicht was da wichtig ist, seine Freunde oder seine Leistungen. Er fand die Schule gut, war aber auch noch im Glauben, zwei seiner Freunde gingen auch dorthin, aber heute hat sich rausgestellt die werden auch das Gymnasium besuchen, wie der Großteil seiner Klasse.