Familienalltag mit Humor

Corona hat mich geheilt: Vom Shopping Junkie zum Konsum-Muffel

2. Juni 2020

In meinem früheren Leben gehörte ein ordentlicher Shoppingbummel ein Mal (oder mehrmals?) im Monat zu meiner normalen Freizeitgestaltung. Am liebsten ging ich alleine einkaufen, denn die lebenswichtigen Entscheidungen für oder gegen ein Kleidungsstück bedurften einer langen Entscheidungsfindung, die ich weder Mann, Kindern noch Freundinnen zumuten konnte. Das hat sich seit Corona komplett geändert und ich frage mich, ob das so bleibt.Nach den letzten Wochen des Lockdowns mit totaler Abstinenz wagte ich vergangenen Samstag den lang ersehnten Shoppingbummel. Dabei wollte ich wirklich Gutes tun und erklärte meinem Mann das Vorhaben damit, den angeknacksten Einzelhandel in Deutschland mit meinem Konsum zu retten und überredete ihn, auf die Kinder aufzupassen. Da allerdings unser Sohn dringend neue Sneakers brauchte (wie unglaublich schnell wachsen eigentlich Kinderfüße?), kam ich nicht drum herum, ihn mit zu nehmen.

Shopping in Zeiten von Corona: überall anstehen!

Also schlenderten wir direkt nach dem Frühstück mit Mundschutz maskiert durch die Fußgängerzone, um in den Genuss noch gut sortierter Geschäfte zu kommen. Nachdem wir seine Schuhe recht problemfrei fanden, ging der Rest des Shoppens nach hinten los: Kein genüssliches Okkupieren von Umkleidekabinen, kein penibles Vergleichen von Kleidungsstücken in Preis und Qualität, stattdessen mussten wir überall Anstehen. Zunächst, um die Läden überhaupt betreten zu dürfen, dann, um in eine von den Umkleidekabinen zu kommen.

Letzteres haben wir uns also gespart mit dem Resultat, dass ich zum kommenden Wochenbeginn mindestens die Hälfte der Kollektion zurückbringen muss. Ich besitze einen Bikini, der mir weder im Sommer 2020 passen wird, noch mit zarten 19 je gepasst hätte. Ich habe Riemchensandalen, die ich ausschließlich mit Blasenpflaster tragen kann und ein klobiges Portemonnaie ohne Innenfächer, das sich bereits beim ersten Lebensmittelgroßeinkauf als völlig unpraktisch erwiesen hat.

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Shopping? Bedarf decken und nix wie raus aus dem Laden!

Dabei kann ich die grundsätzliche Abneigung meines Sohnes gegen stylische Boutiquen sowie grell beleuchtete Umkleidekabinen nicht mal übel nehmen. Irgendwie fand auch ich das ganze Unterfangen Shopping anstrengend. Wenigstens ist er in einem Alter, in dem er seine Abneigung nicht mehr durch lautstarkes Schreien kund tut (wäre auch viel zu peinlich, mit der eigenen Mutter gesehen zu werden). Dieses übernahmen kleinere Kinder von überforderten Müttern, die sich augenscheinlich gefreut hatten, mal das Haus zu verlassen, sich jedoch lieber auf Spielplätzen getummelt hätten, als im Buggy angegurtet an der Kasse anzustehen.

Ungesehen bemitleidete ich hinter meinem Mundschutz hysterische Attacken von Dreijährigen, die sich an der Warteschlange der Kassen exponentiell steigerten, bis die müden Mütter resigniert mit dem Buggy gen Ausgang flüchteten, wo die Doppelschwingtür aus Glas so weit von einem glatzköpfigen Security Mitarbeiter aufgehalten wurde, als hätte er sich beim Geschäftsführer persönlich verpflichtet, mit jedem Öffnen mindestens 1,5 Millionen potentielle Corona Viren mit rauslassen. Fehlte nur noch, dass die draußen aufgeregt wartenden, giggelnen Teenage- Girls (natürlich nicht mit in 1,50 Meter Abstand) Applaus geleistet hätten, da die Kunden ja abgezählt werden, nach dem Prinzip zwei verlassen das Geschäft, dann dürfen auch zwei neue Kundinnen rein. Puh!

Und die Beute? Nix passt!

Auf der Rückfahrt sprachen mein Sohn und ich kein Wort, sondern starrten versonnen auf den überraschend regen Verkehr. Vielleicht war er mir noch sauer, wegen dem 20 minütigem, gegenseitigen Suchen, nachdem wir uns in der Bikiniabteilung verloren hatten. Oder die 20 Minuten Streit in der HiFi-Abteilung, wo wir uns wiederfanden. Oder die 20 Minuten Anstehen auf der Damentoilette, weil mein morgendlicher Kaffee durchkam oder dem 20 Minuten Anstehen an den Kassen, für vergoldete Ohrstecker, auf die ich kurz darauf allergisch reagierte. Wenigstens einvernehmlich verzichteten wir auf weitere 20 Minuten Anstehen für Burger im Drive- In, wonach der Samstag endgültig im Eimer war.

Ich frage mich, ob sich mein „Konsumverhalten“ zum Wohle der Wirtschaft wieder erholen wird. Gerade bezweifle ich das sehr.

Wie geht es Euch mit dem Thema Shopping und Konsum?

Foto: Nina/Frau Mutter/Pixabay

Text: Sandy Bossier-Steuerwald

 

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1 Kommentar

  • Reply Anni 14. Juni 2020 at 6:18 pm

    Ich hasse shoppen schon seit ein paar Jahren. Früher als ich es mir nicht leisten konnte, ging ich gerne shoppen. Mittlerweile ist es das Schlimmste für mich. Meine Schuhe trug ich schon den 3. und 4. Winter (sie sehen noch ordentlich aus) und ich bin stolz drauf. Ich habe genug Kleidung, Schuhe umd Taschen. Verglichen mit anderen vielleicht wenig. Aber ich bin total zufrieden. Ich brauch nix und mir fehlt nix. Das ist sehr entspannend und spart viel Geld und Zeit.
    VG Anni

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