Gastbeiträge

Liebestöter Ehebett oder: Schnarch‘ im Gästezimmer, Baby!

22. April 2016

Wenn sich Mama und Papa ganz doll lieb haben, schlafen sie zusammen. Müssen sie denn auch immer zusammen ruhen? Ist es vielleicht sogar besser, getrennte Betten zu haben? So nach dem Motto: „Mein Boxspring-Bett gehört mir! Schnarch‘ woanders!“  Kolumnistin Sandra hat sich Gedanken gemacht über das Ehebett und ob es eigentlich der Ehe/Partnerschaft förderlich ist. Viel Spaß!

Allein schlafen- und verliebt bleiben

Ich höre eigentlich nie Radio. Doch einer Freundin zuliebe (sie hat bei einem Gewinnspiel mitgemacht), lausche ich seit einer Woche dem Lokalsender und höre dort neben unsäglich viel Werbung den folgenden Beitrag: Wie getrennt schläft Schleswig-Holstein? Da ruft eine Frau an, die seit geschlagenen 25 Jahren ein eigenes Schlafzimmer hat – weil ihr Mann schnarcht – und sich aber trotzdem frisch verliebt fühlt.

Ich höre zwei Stimmen in meinem Kopf. Die eine sagt: Alles klar, getrennte Schlafzimmer wegen Schnarchens sind der Anfang vom Ende. Die andere jubelt: wie geil, das will ich auch haben! Denn ich vermisse mein 1.40-m-Bett aus der zwischenehelichen Solozeit mehr als schmerzlich.

Ich brauche nämlich Platz in meinem Bett. Ich will alle Viere von mir strecken können und in keiner Richtung an irgendetwas stoßen, auch nicht an das behaarte Bein meines Lebenspartners. Seit meiner zweiten Eheschließung darbe ich auf dürftigen 90 cm und wenn mein Mann im Schlaf auch noch über die Mittellinie kriecht, liege ich gefühlt auf einer Briefmarke und bekomme klaustrophobische Zuckungen, die darin münden, dass ich meinen Gatten unsanft in seine Spielfeldhälfte zurückschiebe. Meiner Meinung nach sollte es Ehebetten mit ungleich verteilten Matratzenbreiten geben. 2/3 für mich, 1/3 für den Gatten, das wäre mein wahrgewordenes Paradies.

Der entzauberte Partner im Doppelbett

Was mich aber an dem Radiobeitrag am meisten interessiert, ist natürlich die Frage: Wie wirkt sich die gemeinsame Nachtruhe auf das Sexleben aus? Ich gestehe, ich bin nicht nur wegen des Platzmangels kein uneingeschränkter Freund vom Ehebett. Ein schnarchender Partner und die damit geraubte Nachtruhe können sich extrem negativ auf die Libido auswirken, von den anderen Geräuschen verbunden mit zwangsläufig einhergehenden Gerüchen, die unser Körper in totaler Entspannung von sich gibt, gar nicht zu reden. Flatulenz ist der erste Schritt zur Entmystifizierung des Gegenübers und damit in die sexuelle Eiszeit.

Und da sind wir beim Kern der Sache: Der Zauber des Unbekannten. Wenn ich jede Nacht neben meinem Mann schlafe, wird die Anwesenheit seines Körpers zur Gewohnheit. Und alles was Gewohnheit ist, ist nicht mehr aufregend und heiß. Da kann eine „entfremdende“ Nacht im Gästebett wahre Wunder wirken. Das ist vielleicht der Grund, warum wissenschaftliche Studien belegen wollen, dass Ehepartner, die getrennt schlafen, länger welche bleiben und angeblich auch mehr Sex haben.

Ich kann weder das eine noch das andere unterschreiben. Denn wie in allen Beziehungsfragen hängt der Effekt vor allem davon ab, womit sich beide Partner wohlfühlen. In meiner ersten Ehe nächtigte ich mit meinem Gatten in Löffelchenstellung auf 1,40 m gemeinsam unter einer (!) Decke inklusive gleichzeitigem Umdrehen und war damit total happy. Ob aber aus dieser Schlafvariante nun die Scheidung resultierte, wage ich zu bezweifeln.

Endlich allein!

Mit meinem jetzigen Mann ist es das genaue Gegenteil. Wir schlafen zwar umarmt ein, aber spätestens in der Tiefschlafphase kriecht jeder in seine Ecke und dreht dem anderen den Hintern zu. Und gelegentlich wandert einer von uns auch ins Gästezimmer aus. Denn mal ehrlich, ist es nicht göttlich, eine Nacht unbeobachtet zu sein, alles tun und lassen zu können, ohne den Gedanken, es könnte einer mitkriegen, auch wenn er noch so tief schläft?

Natürlich hat auch das alleine schlafen eindeutige Nachteile: das alleine schlafen eben. Wenn mich ein Alptraum wachrüttelt, ist da keine Hand, die ich ergreifen und keine Schulter, an die ich mich ängstlich kuscheln kann. Und für spontane nächtliche Aktivitäten (wenn Mami mal nicht schlafen kann und auf die glorreiche Idee kommt, Papi sexuell zu verwöhnen) laufe ich ungern bis überhaupt nicht erst durch das dunkle, kalte Haus. Sowas findet dann doch eher im gemeinsamen Bett statt.

Und da ich weder auf reichlich Platz, noch auf spontanen Sex und kuscheln bis zum Einschlafen verzichten will, kommt für mich eine klare Mischkalkulation heraus. Ich schlafe größtenteils im Ehebett und gönne mir gelegentliche Ausflüge ins Gästezimmer. Und am schönsten ist es, wenn mein Mann mir folgt und wir es dann – uh, wie aufregend – zur Abwechslung mal im Gästebett tun.

Sandra S Kolumne Foto

Sandra S., 40, lebt mit Mann und Töchtern in Kiel. Sie dreht “ehe-technisch” bereits die zweite Runde, wirkt oft bei Poetryslams mit und schreibt außerdem Kurzgeschichten. Wenn sie nicht gerade textet, das Meer oder ihre Familie genießt, singt sie mit Leidenschaft und Inbrunst. Bei Frau Mutter ist sie die Expertin für die körperliche Liebe oder was das ist, “wenn Mama und Papa sich ganz doll lieb haben.”

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