Kälte draussen, drinnen überhitze Räume und Gemüter. Das Überwintern mit Kindern ist nicht immer einfach. Gastautorin Sandy beschreibt heute ein typisches Wochenende im Winter mit Kleinkind. Geht uns allen so, oder?
Wenn es nach unserem Sohn ginge, würden wir die Wochenenden von Freitagnachmittag bis Montagmorgen in seinem Zimmer zwischen 15 Brio-Lokomotiven, 150 Siku-Autos, und 1500 Duplo-Steinen verbringen. Die drei Lieblingsspielzeugsammlungen unseres Sohnes haben sich dem Weihnachtsmann sei Dank beachtlich vergrößert und es gibt ja noch so viel, was wir nicht gebaut, erprobt und nachgestellt haben.Am vergangenen Samstag gegen 16 Uhr fiel meinem Mann jedoch die Decke auf den Kopf.
„Ich hasse Winter! Wie haben die Inuit nur überlebt?“ Er hatte seit sieben Uhr in der früh ein Brio-Gleisbett von Wickelkommode bis Gitterbett inklusive Brücken und Tunnelanlage entwickelt, den kompletten Flughafen Tegel mit Tower und Abfertigungshalle aus Duplo-Steinen gebaut sowie einen Siku-Verkehrsstau mit Feuerwehr- und Polizeigroßeinsatz nachgeahmt. Nun bestand er darauf, die Wohnung zu verlassen und etwas zu unternehmen. Nur was?
Nach drei Stunden Lego bauen jetzt mal rausgehen!
Da er Spaziergänge bei Minusgraden kategorisch ausschließt, fragte ich ratlos: „Was willst du unternehmen? Es wird doch gleich wieder dunkel!“ Auch unser Sohn protestierte mit vollem Körpereinsatz, indem er seine 15 Kilo störrisch an Papas Hosenbein hängte, um ihn vom Verlassen des Kinderzimmers abzuhalten. „Lass uns mal wieder spontan sein, etwas ausgefallenes machen!“ übertönte mein Freund das Gezeter und überzeugte unseren Sohn mit: „Möchtest du ein Eis essen gehen?“
Sibirisches Kältehoch „Axel“ hin oder her, Eis essen zieht bei uns eben immer, muss genetisch vererbbar sein. So kam es, dass mein Mann kurz darauf bei gefühlten minus zwanzig Grad mit klammen Fingern das Eis von der Windschutzscheibe des Autos kratzte, um eine halbe Stunde später im völlig überfüllten Eiscafé Isabel, mit einem anderen Vater um den letzten freien Kinderhochstuhl zu kämpfen.
Letzter Versuch: Das Kindercafé
Wir hätten es eigentlich besser wissen müssen. An sibirischen Winterwochenenden, wenn lärmresistente Biergärten, kinderfreundliche Strandbars und Restaurants mit großer Außenterrasse zu Recht geschlossen haben, gibt es in Großstädten eigentlich nur eine Möglichkeit, sich mit Kind in eine gastronomische Einrichtung zu begeben: Es muss sich um ein Kindercafé oder bekennendes, familienfreundliches Restaurant mit großer Spielecke handeln. Diese Einrichtungen sollten vorzugsweise am frühen Morgen aufgesucht werden, sobald das Kind ausgeschlafen hat, also ab halb sieben bis maximal zehn Uhr.
Da man als Eltern von Kindern unter drei Jahren jedoch unter permanenter Dauermüdigkeit leidet, kommt es selbst in diesen zeit- und räumlich genau kalkulierten Situationen weder zu inhaltlich interessanten Gesprächen zwischen den Eltern, noch vertieftem Zeitunglesen oder gar entspanntem Kaffeegenuss. Auch an diesem Samstag fanden wir uns dermaßen erschöpft im Eiscafé Isabel wieder, dass wir nur dümmlich aus dem Fenster starrten, nach dem Cappuccino noch einen doppelten Espresso bestellten und warteten, bis Sohnemann seinen Bio-Kindereisbecher gegessen hatte.
Zuhause ist es doch am Schönsten. Und so verbrachten meine Männer den Rest des Tages damit, das Eiscafé Isabel aus Duplo Steinen nachzubauen.
1 Kommentar
Zwar war diese Winter hier recht mild, also nicht so kalt wie sonst, aber Winter ist eben Winter. Da geht es uns mit den Kids ganz ähnlich wie dir. Aber jetzt haben wir das gröbste Überstanden und können schon bald unsere neuen schicken Jacken rausholen 🙂
Liebe Grüße
Martina