Gastbeiträge

Brav sein: Wie wollen wir unsere Kinder für das Leben vorbereiten?

28. April 2016

Brav zu sein, das war in früheren Generationen für Kinder wichtig. Vielleicht sogar noch in meiner Kindheit. Es wurde viel weniger diskutiert und obwohl meine Eltern mich nicht autoritär erzogen, war das Elternwort doch Gesetz. Aufmucken, unangepasst sein, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen ist aber wichtig. Wichtig für das Leben, wichtig für die Resilienz. Kolumnistin Frau Vanderwitz macht sich heute Gedanken um brave Kinder, Visionäre und denkt nach über den Ratschlag ihres Vaters: „Sei kein Feigling, setze nicht auf Sicherheit.“

Brav sein als Kind: Was bringt das eigentlich fürs spätere Leben?

Manchmal, in den besinnlichen Stunden am Sonntagnachmittag, an denen die Katze frisch gefüttert ist und schnurrend neben mir auf dem Sofa liegt, stelle ich mir die wirklich wichtigen Fragen des Lebens. In letzter Zeit philosophiere ich vor allem über eine Frage:

Was wird eigentlich aus den Kindern, die auf ihre Eltern hören?

Ich meine, mal ganz im Ernst: Wo sind die jetzt? Was machen die so den ganzen Tag? Es sind sicherlich nicht die mittlerweile erwachsen gewordenen Kinder, über die in den Zeitungen berichtet wird. Denn die Eltern wollte ich sehen, die ihrem geschätzten Nachwuchs sagen: „Also, wenn du mal groß bist, solltest du unbedingt Politiker werden. Und damit du gut vorbereitet bist für deine Doktorarbeit später, übe doch beim nächsten Mathe-Test schon mal das Abschreiben!“ oder „Wenn du schon unbedingt Tennisspieler werden willst, mein Sohn, dann achte bitte darauf, dass du ab und an mit einem Skandal auf dich aufmerksam machst. Dann bleibst du immer im Gespräch und deine Autobiographie verkauft sich besser. Was Samenraub ist, erkläre ich dir aber erst, wenn du 18 bist.“

Sowas sagen Eltern nicht. Sie sagen: „Sei schön brav.“ Und dann kommen ihre Kinder normalerweise auch nicht in die Zeitung. Was werden also die Kinder, die auf ihre Eltern hören? Rechtsanwalt? Arzt? Verwaltungsbeamter – denn da hat man einen sicheren Job? Das Problem für die Kinder ist aber vermutlich, dass ihr Umfeld ihnen teilweise Gegensätzliches rät. Würde ich auf meine Eltern hören, wäre ich jetzt a) Lehrerin und b) auf gar keinen Fall Lehrerin! – und von meinem Vater weiß ich, dass man ihm sowohl den Beruf des Pfarrers als auch den des Metzgers ans Herz legte.Er hat sich zum Glück dazu entschieden, nicht auf seine Eltern zu hören.

Müssen wir in der Erziehung immer auf Sicherheit setzen?

Manchmal also, wenn ich aufgrund meiner Kinderlosigkeit sonntagnachmittags zu viel Zeit habe, stelle ich mir solche wichtigen Fragen. Ob auf die Eltern zu hören und brav zu sein angesichts der Veränderungen in unserem Land das ist, was wir zukünftigen Generationen mit auf den Weg geben sollten. Und ob wir nicht anstelle von noch mehr Ärzten, Juristen und Beamten nicht noch mehr Wissenschaftler, Intellektuelle, Künstler und Visionäre bräuchten. Auch wenn vor allem Letzteres kein sicherer Job ist.

Insofern bin ich dankbar für die drei Dinge, die mir meine Eltern sagten und die sich tatsächlich als sinnvoll herausgestellt haben:

1. Sei kein Feigling und setze nicht auf Sicherheit. (Papa)
2. Denke lieber selbst. Andere Leute könnten schlechter darin sein. (Papa)
3. Habe immer Champagner im Haus. (Mama)

Darauf trinken, wir jetzt mal ein Glas, Frau Vanderwitz!

Frau vanderwitz mit Katze

Frau Vanderwitz  aka Saskia schreibt hier auf dem Blog aus der Perspektive einer kinderlosen Frau. Als Katzenmama und begeisterte Tante nimmt sie die Welt der Familien witzig-ironisch unter die Lupe. Saskia schrieb bereits für mehrere Kabarettgruppen, ist poetry slammerin und Autorin. Mit Frau Mutter verbindet sie eine glorreiche studentische Vergangenheit im Fachbereich “irgendwas mit Medien”.

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1 Kommentar

  • Reply Bernadette 29. April 2016 at 10:50 am

    Schmunzel…..!
    Wie wahr, wie wahr….!
    Statt Champagner darf´s auch mal ein Prosecco sein.
    Hat Spaß gemacht zu Lesen 😉

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