Wer kennt sie nicht, die „Reise nach Jerusalem?“ oder eben das „Bettchen-wechsel-dich-Spiel“, das viele Eltern nachts mit ihren Kindern spielen. Wenn man sich nicht für das Familienbett entschlossen hat, gehen viele junge Familien nachts auf Wanderschaft. Am Ende sind die Kinder schön ausgeruht, die Eltern eher weniger. Ein Elternteil schläft meistens seelenruhig weiter, das andere ist dauer-wach. Mein Gastautor Helge, Vater zweier Kinder, beschreibt heute zum Vatertag eine typische Nacht bei ihm zu Hause. Viel Spaß!
Das „Bettchen-wechsel-Dich-Spiel“: Nein, es geht nicht um das, an was Sie denken – verheiratet und zwei Kinder, da hat man für solchen Schnickschnack keine Zeit. Eigentlich gibt es bei uns die feste Regel: Jeder schläft in seinem Bett – Marie in ihrem Hochbett, Anton in seinem Kinderbett und die Liebste und ich in unserem Bett. Klar, bei Krankheit oder einer Überzahl an unbesiegbaren Monstern machen wir auch mal eine Ausnahme. Aber in der Regel klappt es meistens ganz gut.
Müde Väter ohne Schlafstatt
Doch wenn es mal nicht klappt, beginnt ein munteres „Bettchen-wechsel-dich“-Spielchen. Das geht ungefähr so: Anton stellt fest, dass es sich im Elternbett viel besser schlafen lässt, und stapft zielsicher die Treppe runter. Die Liebste kriegt sowas eher selten mit – ich hingegen stehe schon senkrecht im Bett, wenn Zwergi oben die Tür aufmacht. Habe also noch knapp 20 Sekunden Zeit, mir meine Reaktion zu überlegen. Eigentlich steht die Antwort schon fest, dennoch setze ich meist zu einem „Ab in dein Bett“ an, nur um es ab dem dritten Wort zu bereuen, denn dann geht die Sirene los und alle sind wach. Also seufze ich, rücke ein Stück an den Rand und lasse Anton in die Mitte krabbeln. Fasse den festen Vorsatz, ihn ganz bald wieder in sein Bett zu legen. Schlafe ein.
Ein Fuß im Gesicht weckt mich. Das muss ein Zeichen sein, denke ich, schnappe mir das schlaffe 16-Kilo-Bündel und wuchte es hoch in sein Zimmer. Gehe zurück in mein Bett. Schlafe ein.
Schon wieder klappt die Tür. Marie, obgleich schwerer als ihr Brüderchen, trabt leichtfüßig die Treppe hinab. Ich wähle wieder den Weg des geringsten Widerstands, mache es mir auf den verbleibenden 20 cm bequem. Fasse den festen Vorsatz, sie ganz bald wieder… Mist. Da hat der Plan ein Loch.
So ein Hochbett hat bei allen Raumspareffekten diesbezüglich nämlich seine Nachteile: Konnte ich Marie früher noch einfach wieder in ihr normales Bett schleppen, müsste ich sie jetzt mit ihren 22 kg weit über meinen Kopf hieven, um sie dann über die Bettumrandung werfen zu können. Kinderweitwurf schön und gut – aber nachts fehlt mir für einen präzisen Wurf meistens der Elan, und mein erster und einziger Versuch diesbezüglich endete mit einem verbogenen Rücken meinerseits und einem schlecht gelaunten weil aufgewachten Kind. Also muss ich das selig schlummernde Kindchen leider kurz wecken und dann mit einem kräftigen Schwung am Hintern die Leiter hochbefördern – Protestgeschrei inklusive. Blöde Idee, wenn nebenan schon die nächste Zeitbombe tickt. Also lassen wir das.
Die Liebste hat sich derweil mit dem Kopf ans Fußende gelegt und schlummert selig weiter. Marie fühlt sich scheinbar auch ganz wohl und untermauert den Platzanspruch mit entsprechendem Geröchel, übertönt dabei sogar den Lüfter der Nachbar-Wärmepumpe, die mich sonst immer wachhält.
Der Vater im Hochbett
Ich durfte als Kind nie ein Hochbett haben – vielleicht übt es deshalb so eine Faszination auf mich aus – gesagt, getan, ich klettere die Holzleiter hoch, stoße mir den Kopf an der Decke und falle halb bewusstlos auf die 90-cm-Matratze. Nicht jedoch, ohne die polternden Schritte Antons zu vernehmen, den es wieder zu uns zieht. Mir egal, denke ich in meinem hochgesetzten Refugium.
Kurz darauf Schritte auf der Treppe nach oben: Die Liebste hat resigniert. Jetzt muss Antons Bett herhalten. Um die Gästecouch nachts aufzubauen, wäre ich auch zu faul.
Am nächsten Morgen: zwei putzmuntere Kinder, eine Mutter mit Rückenschmerzen und ein Vater mit Beule in drei verschiedenen Betten.
Vielleicht ist unser 1,40-m-Bett doch ein bisschen zu klein…..
Helge Zembold (34) kommt eigentlich aus der Lüneburger Heide, lebt aber seit nunmehr zehn Jahren in Ingolstadt und erfreut sich an seinem geduldeten Aufenthalt als „Saupreiß“ in Bayern. Mit einer einheimischen Schönheit hat er mit Anton (4) und Marie (6) zwei Mini-Bayern in die Welt gesetzt hat. Wenn es ihm zu viel wird, fliegt er einfach weg – das ist nämlich sein Job als Pilot bei einer großen deutschen Fluggesellschaft. Auch sonst hält ihn nicht viel am Boden, privat fliegt er nämlich auch noch Motor- und Segelflugzeuge und schreibt als freier Journalist darüber. Geerdet wird er höchstens durch Familie, Katze, Hund und Pferd.
4 Kommentare
Ich bin gerade nach einer ähnlichen Nacht im Hochbett unseres Sohnes
aufgewacht… vielen Dank für den tollen Beitrag!! 🙂
Bei uns gibt es das gar nicht. Geschlafen wird im eigenen Bett. Und das ganz ohne Zwang. Vielleicht wird sich das auch erst ändern, wenn das Kind älter ist. Bis dahin bin ich mal gespannt, wie es sich weiter entwickelt… Dafür wird morgens bei uns im Bett gekuschelt und langsam aufgewacht. Das ist die Zeit, die wir alle am meisten genießen…
Sehr schön geschrieben und ich kann dir sagen: Ja ihr seid nicht alleine!
Leider muss ich dir jedoch mitteilen, dass ein größeres Bett das Problem auch nicht lösen kann. Unseres ist 2 Meter breit. Eigentlich sehr komfortabel. Vor allem da ich alleinerziehend bin sollte man meinen ich habe jede Nacht Platz ohne Ende. Hätte ich auch, wenn meine beiden Jungs mein Bett nicht auch so toll fänden. Der Kleine (6 Jahre) kommt eigentlich fast jede Nacht. Das bekomme ich häufig gar nicht mit, da der von seinem Zimmer in meines schleicht, sich auf die andere Bettseite legt und einfach ruhig weiter schläft.
Wenn jedoch der Große auch noch auf die Idee kommt dass alleine schlafen echt blöde ist sieht die Sache schon anders aus. Bei ihm höre ich schon wenn er aus dem Zimmer kommt und er braucht auch immer Körperkontakt wenn er sich ins Bett kuschelt.
Nun gibt es 2 Varianten:
1. Der kleine Bruder ist noch nicht da – dann muss man erst einmal geräuschvoll die Decke über sich ausbreiten und sich hin und her rollen. Natürlich immer an die Mama gedrückt. Die liegt inzwischen schon auf den 20 cm die du auch gut kennst.
2. Der kleine Bruder ist bereits da – dann geht das Gerangel um die Bettdecke los (Es liegen jedoch 3 im Bett, da ich nachts keine Lust auf Streiterein habe). Danach will jeder neben der Mama liegen und es wird geschoben und gedrückt.
Wie auch bei euch ziehe da meistens ich den kürzeren und schlafe dann schon mal auf der Couch oder in einem der Kinderbetten.
Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt mich nachts einzuschließen wenn das Spiel mal 2 Nächte hintereinander vorkam. Denn wie du schon sagtest, die Kinder sind früh ausgeschlafen und fit und man selbst geht auf dem Zahnfleisch 😉
Es ist jedoch immer wieder schön zu hören dass es anderen auch nicht besser geht.
Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Eine ruhige, erholsame und kinderlose Nacht wünsche ich euch,
LG Manu
Liebe Manu,
wow, vielen Dank für Deine Tipps. LG Nina