Echte Freundschaften sind das Gute am Älterwerden. Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, genug zusammen erlebt und durchlebt hat, weiß man, wer ein echter Freund, eine echte Freundin ist. Ich kann meine Freundinnen an einer Hand abzählen und ich finde, das ist ganz schön viel.
Vielleicht ist es überraschend und vielleicht auch nicht, dass alle Mütter sind. Ich habe ein paar männliche, kinderlose Freunde. Aber kinderlose Frauen gehören nicht dazu. Schade eigentlich.
Kürzlich hatte ich so einen Aha-Moment in Bezug auf Freundschaft. Ich saß mit zwei Freundinnen in der Bar und bevor ich überhaupt die neue Handtasche von Freundin A bewundern und Freundin B nach dem aktuellen Frustrationslevel bei ihrer Wohnungssuche fragen konnte, ging es ans Eingemachte.
….Wer bin ich, was mach ich, ich werde dick und bekomme Falten, nein, doch, nein, du siehst doch gut aus, haben wir jetzt Midlife-Crisis? Nein, doch. Weiß nicht! Ich kauf mir erstmal eine neue Handtasche. Ich will einen richtigen Job. Ich will im Lotto gewinnen. Ich möchte abhauen. Wir müssen alleine zusammen verreisen. Oder tanzen. Ich habe ja mein Zumba. Jetzt erstmal was trinken. Für mich heute nur Wasser. Du spinnst wohl…..
Der Abend endete mit viel zu vielen Cocktails, Tränen, Einsichten, Geständnissen. Und auch der Erkenntnis, was Frauen alles so schaffen und durchstehen können.
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Echte Freundschaften erfordern Mut
Nach diesem Treffen war ich zwei Tage erstmal neben der Spur. Ehrlichkeit und Verwundbarkeit sind wichtig, und man ist vielleicht erst ehrlich und verwundbar auch gegenüber sich selbst, wenn man sich anderen öffnet. Das erfordert auch Mut und ist auch manchmal anstrengend. Wenn man die 30 überschritten hat, wurde auch schon mal Vertrauen missbraucht. Freundschaften sind kaputt gegangen.
Manchmal ist es einfacher, nur über Alltägliches zu sprechen. Glücklicherweise habe ich Freundschaften, bei denen nicht immer nur „Alles wird gut“ gesagt wird, sondern auch: „Das musst Du jetzt lösen.“ Nee, so geht’s nicht weiter.“ „Das ist ja Dein altes Problem, oder?“
Das ist nicht immer einfach. Körperlich und seelisch. Ich musste am nächsten Tag nach unserem Treffen erst einmal in die Drogerie und mir zur Beruhigung Shampoo-Texte durchlesen und mir den einen oder anderen Lippenstift kaufen. Und im Internet eine Runde alte „Leute heute-Folgen“ mit Nina Ruge ansehen, wo sie genau das sagt: „Alles wird gut.“
Small Talk ist auch gut
Gestern war ich wieder bei anderen Freunden auf einer Party eingeladen und da ging es um Urlaube am Meer vs. Berge, ob ein SUV nun überflüssig ist oder leider geil und was man gegen schlechtes Wachstum der Hortensien machen kann. Was ja auch völlig okay ist. Ich habe gar keine Abneigung gegen small talk wie so viele Menschen. Manchmal ist es einfach berechtigt und auch unterhaltsam, über Einrichtung oder Serien zu sprechen. Generell rede ich gerne mit Menschen und auch bei einem „kleinen Gespräch“ kann man sich kennenlernen. Aber manchmal würde mich schon interessieren, hinter die Fassaden zu sehen. Nicht aus Neugierde, aber aus echtem Interesse.
„Dein SUV interessiert mich voll, aber ist sonst echt auch alles so mega-toll bei Dir?“
„Jaja, in meinem Garten wächst auch nichts, aber das ist ja vielleicht auch ein SYMBOL. Meinst Du nicht?“
Kann man ja nicht machen, sonst wird man nicht mehr eingeladen….
Ich glaube, dass wir uns nämlich hinter den Fassaden auch alle recht ähnlich sind.
Uns geht es nicht andauernd super, nirgends ist alles heil und wir haben noch dazu super flache Bäuche, waaaasinnig wichtige und coole Jobs. Manchmal ist es ganz schön schwierig, dass alles immer dufte sein muß. Wir reißen uns andauernd zusammen, dabei haben wir doch alle mal einen an der Klatsche. Fassaden-Pflege bzw. Sanierung. Das ist ja ein anerkannter Ausbildungsberuf.
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Schön, wenn man Menschen in seinem Leben hat, zu denen man ehrlich sein kann. Es ist ein echtes Geschenk, wenn man sich vor Menschen nicht zusammenreißen muss. So sein darf, wie man ist und dafür nicht verurteilt wird. Ich kann mich glücklich schätzen. Wissta Bescheid, Freundinnen!
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