Kind und Erziehung

Der Kindergeburtstag- und wie man ihn überlebt

28. August 2012
Gabi Schönemann/Pixelio.de

©  Gabi Schoenemann/Pixelio

Um einige Dinge beneidet man die Kinderlosen: Ausschlafen, Weltreisen…und keine Kindergeburtstage feiern zu müssen. Wochen bevor mein Sohn Geburtstag hat, geht meine Panik schon los. Ich würde mich so gerne darum drücken, aber auch grosszügige Bestechungen meinerseits („Wir gehen ins Legoland UND in Disney-World und Du darfst im Spider-Man-Schlafanzug zur Schule gehen“) haben keine Wirkung. Du hast ein Kind, Du wirst Kindergeburtstage ausrichten müssen. So einfach ist das. Danach musst Du Dein Haus kernsanieren und bist reif für eine Kur? Egal. Kindergeburtstage sind eines der grossen Opfer, das Eltern für ihre Kinder bringen.

„Alles auf Zucker“

Richte Dich darauf ein, dass der gesamte Tag im Eimer ist. Dein Kind wird um 5:30 Uhr aufwecken, in Dein Bett springen und fragen, wann es endlich drei Uhr nachmittags ist. Es wird vor lauter Aufregung nichts essen können ausser Teigreste und ein paar Luftschlangen. Ist wurscht, weil die ernährungswissenschaftliche Bilanz dieses Tages eh nur einen Wert aufweist: Zucker!

Mit fortschreitendem Alter wird Dein Kind anspruchsvoller und fordernder, was die Menüabfolge angeht: „Wenn ich keinen Schokoladenkuchen mit Smaries UND Gummibärchen kriege, WARNE ich Dich, Mama“!
„Aha, und wovor warnst Du mich denn, Sohn?“
Wenn Du mir diesen Kuchen nicht backst, dann….schicke ich Dich vor die Tür!“
Aua, das hat gesessen. Was würden bloss die Nachbarn denken? Mama kriegt ein Time-Out wegen nachlässigen Backens…

Bis 18 Uhr ist es eine gefühlte Ewigkeit

Natürlich will man seinem Kind einen schönen Geburtstag bieten. Am besten mit ganz kreativen und lustigen Spielen. Die Schatzsuche darf auch nicht fehlen. Die Zeit muss man ja irgendwie rumkriegen. Kika gucken auf dem Kindergeburtstag ist ja leider noch nicht gesellschaftlich akzeptiert. Warum eigentlich nicht? Eine Horde voller Kinder gebannt vor dem TV und ich könnte in Ruhe die Wäsche aufhängen…

Nach gefühlten 24 Stunden Wartezeit kann die Party losgehen. Die Geschenke aufgerissen, der Super-Kuchen verspeist- nun geht das Entertainment los!

Die kreativen Spiele gehen meistens in die Hose. Was, wenn Balthasar das lustige Mumienspiel (Kind wickelt anderes Kind mit Toilettenpapier ein) nicht spielen will, Luisa den Sichtschutz fürs Topfschlagen nicht anziehen will und der beleidigte, weil nicht eingeladene, Nachbarsjunge die Hinweise für die Schatzsuche klaut?

Dann kann es ganz schön lang werden bis 18:00 Uhr, das kann ich Euch sagen…
Hier behelfe ich mich mit einem Trick, der immer funktioniert: Die Kinder dürfen Ihre Geschenktüten schon vorab aufessen. Herrlich! Das Aufpulen der Überraschungseier, das Abzählen, wer nun mehr Smarties hat, das Verlieren und Wiederfinden der hässlichen Mini-Plastik-Dinos….Schon wieder mindestens 30 Minuten gewonnen..Und ich werfe mir in der Küche unbemerkt die Reste der Smarties und Gummibärchen in den Mund Ahh… Zucker macht auch Mama glücklich!

Am Ende hilft nur noch Alkohol

Am Ende der Party kommen oftmals ein paar besorgte Eltern schon früher als zur vereinbarten Abholzeit. Hier bietet sich eine Verbrüderung per Prosecco-Besäufnis an. Man beglückwünscht sich zu seinem tollen Nachwuchs und lernt sich auch ein bisschen besser kennen. Was, wenn mein Sohn der Tochter aus der Parallelklasse in zehn Jahren das Herz bricht? Da hilft es, wenn die Eltern schon mal zusammen zu tief ins Glas geschaut haben!

Spätestens um 18:30 Uhr ist dann der letzte Mini-Gast aus dem Haus und man kann sich voll der Kernsanierung des Hauses widmen. Bis zum nächsten Jahr wieder….

Foto: © Gabi Schoenemann/Pixelio.de

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7 Kommentare

  • Reply Nicole 28. August 2012 at 7:37 am

    Du musst das possitiv sehen: Du hast einen richtig schlechten Tag im Jahr, im Ausgleich aber auch 10 Nachmittage an denen Dein Sohn gluecklich auf andere Geburtstagsfeiern geht und Du RUHE hast….OK, wenn da nicht noch die Nr. 2 waere…;-)

  • Reply Viv 28. August 2012 at 8:36 am

    hahahahaha großartig geschrieben! bei uns fängt die Kindergeburtstagssaison mit 3 Jahren dieses Jahr erst an. um die grundsanierung kommen wir also wohl hoffentlich drum rum 😉

  • Reply Simone 28. August 2012 at 11:44 am

    Hihi…das kenne ich nur allzu gut!!! Jaja, die lieben Kleinen! Wir hatten diesmal einen EINHORN -Geburtstag! Tolles Motto, aber sie liess sich auch von nichts davon abhalten! Am Ende sah es bei uns aus, als hätte eine Bombe einbeschlagen! Bis zum nächsten Jahr…..GGLG, Simone

  • Reply Ulrike Syha 31. August 2012 at 8:05 am

    Liebe Nina,

    obwohl ich selbst keine Kinder habe, lese ich deinen Blog sehr gerne. Du schreibst sehr unterhaltsam und plastisch, ich finde das immer eine sehr charmante Lektüre. Mach unbedingt weiter damit!

    Als Kinderlose muss ich jetzt aber doch mal für mich selbst und viele andere Kinderlose in die Bresche springen. Ich lese und vor allem höre so oft von Frauen (seltsamerweise fast nie von Männern), die Kinder haben: Du hast es gut, du hast so viel Zeit für dich, du kannst deine Kunst machen, ausschlafen, spät in Bars gehen, Reisen unternehmen oder im Ausland leben, wann immer du willst.
    Und das stimmt ja auch.
    Aber ich habe oft das Gefühl, dass dann ein bisschen vergessen wird, dass recht häufig auch ein großer Schmerz hinter so einem Lebensentwurf steht. Wenn man selbst biologisch nicht in der Lage ist, Kinder zu bekommen, zum Beispiel, einfach Pech im Leben hatte, die falschen Menschen zum falschen Zeitpunkt kennengelernt hat oder Schlimmeres. Nicht jede Frau, die kinderlos ist, ist das aus freien Stücken.
    Natürlich ist das kinderlose Dasein eine Biografie, die auch möglich ist und u n b e d i n g t möglich sein sollte – aber jede Entscheidung, die keine selbstgetroffene, sondern eine fremdbestimmte ist, bedeutet für den Betroffenen eben Schmerz, Trauer – und auch eine große persönliche Einschränkung.
    Manchmal durchaus auch eine des Schlafes.
    Da wünscht man sich manchmal, man würde von der Familie geweckt – und nicht von bizarren Albträumen.
    Für mich ist eine Familie immer noch etwas Wunderbares, auch wenn ich wohl nie eine eigene haben werde.
    Aber gerade deshalb habe ich hin und wieder das Bedürfnis, mit den Klischees von der Singlefrau um die Vierzig, der es in ihrer Unabhängigkeit so wahnsinnig gut geht (gut, die Unabhängigkeit mag diese Singlefrau hier gelegentlich auch, gibt sie zu), ein bisschen aufzuräumen – ohne dir aber damit absprechen zu wollen, dass du nicht auch dafür Verständnis hast.

    Herzliche Grüße,
    Ulrike

  • Reply Liselotte 3. September 2012 at 2:06 pm

    Ein Wort zu dem Beitrag Deiner Leserin Ulrike Syha: Wie wohltuend und ehrlich dieser Leserbrief ist. Diese geschilderte Realität wird leicht vergessen von den Müttern, die sich über dies und das beschweren müssen. Muttersein ist nun mal kein Spaziergang im Park, sondern da steckt Leistung dahinter und je besser man seinen „job“ machen möchte, desto mehr Einsatz ist gefragt.

  • Reply Mara 28. September 2012 at 7:56 am

    Hallo, Frau Mutter!
    mein Mann hat mir gestern abend im Bett aus deinem Blog vorgelesen und ich musste so sehr lachen, dass ich fürchtete, ein Kind könnte aufwachen. Das geschilderte Drama liegt bei uns in einigen Tagen an und daher erlaube ich mir, diesen Artikel zu verlinken. Zu meiner seelischen Auferbauung. Es gibt ein Leben danach.
    Schreibe weiter, es ist herrlich hier zu stöbern,
    liebe Grüße,
    Mara

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