Eltern Interviews

Interview mit Sarah von Librileo: „Vorlesen gegen Bildungsarmut“

15. Januar 2018
sarah von librileo

Vorlesen gegen Bildungsarmut ist ein Weg, Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern zu helfen. Heute spreche ich mit Sarah von Librileo, einer gemeinnützigen Organisation, die sich in sozial schwachen Gebieten darum kümmert, dass Kinder Zugang zu Büchern haben und ihnen vorgelesen wird. Vielleicht ist ehrenamtliches Engagement ein Vorsatz für das neue Jahr, bei Librileo könnt Ihr Euch zum Beispiel als Vorlesepate engagieren.

Sarah, wie kam es zur Idee mit Librileo? Hast Du schon immer mit Büchern zu tun gehabt oder was ist Euer Hintergrund?

Julius und ich haben ’Librileo gemeinnützig’ gemeinsam gegründet. Julius ist gelernter Sicherheits- und Vertriebsingenieur. Ich habe Unternehmensgründung und -nachfolge studiert und war lange als Make-up Artist tätig. Gemeinsam waren wir regelmäßig auf der Suche nach geeigneten Kinderbüchern für unsere eigenen Kinder. Wir haben uns dann entschlossen, diesen Aufwand für alle Familien zu übernehmen und ein Unternehmen gegründet.

Wir bemerkten schnell, dass es noch wichtiger ist, Familien, die gar keine Bücher haben, anzusprechen. Familien in schwierigen Lebenslagen haben häufig nur wenige Bücher zu Haus und die Wichtigkeit ist nicht bekannt. Es ist wichtig, dass auch schon ganz kleinen Kindern regelmäßig vorgelesen wird, sie lernen so das des Mediums „Buch“ kennen und ihr Wortschatz entwickelt sich. Kinder, denen vorgelesen wird, haben 30 Millionen Wörter mehr gehört als Kindern, denen nie vorgelesen wird. So sind Kinder, die in schwierigen Lebenslagen aufwachsen schon benachteiligt, bevor ihr Lernbiografie eigentlich beginnt.

Anfang 2015 haben wir eine gemeinnützige Organisation gegründet, um Kindern egal ob arm oder reich, Zugang zu Büchern zu ermöglichen. Die ’Librileo Bücherboxen’ und Vorleseveranstaltungen werden über das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert und sind so für Familien, die Transferleistungen erhalten kostenfrei.

(Vor-) Lesen bekämpft Bildungsarmut. Wie erreicht Ihr Eure Kundschaft und gibt es eigentlich Berührungsängste?

Berührungsängste haben wir keine. Wir haben Verständnis für die schwierige Lage, in der sich die Eltern befinden und wollen ihnen helfen. Es war jedoch nicht ganz einfach, den richtigen Weg zu finden, um sie zu erreichen. Häufig gehen Familien, die finanziell benachteiligt sind, nicht unbedingt auf Feste oder in Kindercafés. Dort kann man sie also nicht erreichen.

Wir haben einen Löwenladen eröffnet. Der kommt quasi zu den Familien direkt in den Kiez. Der Löwenladen ist ein sozialer Pop-up Store, der vierzehn Tage lang Beratungsangebote für Eltern und Freizeitprogramm für Kinder anbietet. Er ist wirklich immer proppenvoll und alle fühlen sich sehr wohl.

Außerdem arbeiten wir mit Kitas und Familienzentren zusammen. Dort stellen Erzieher das Angebot von Librileo den Eltern vor. Wir haben auch Promotion Mitarbeiter, die direkt vor den Jobcentern stehen und Familien ansprechen.

Wichtig ist ja, die Kinder von bildungsfernen Familien regelmässig zu erreichen, wie schafft Ihr das?

Neben den ’Librileo Bücherboxen’ gibt es die Vorleseveranstaltungen. Ausgebildete Lesebotschafter lesen einmal pro Woche in einem Vorleseort vor. Ein Vorleseort kann zum Beispiel ein Familienzentrum, ein Kinderarzt oder eine Kita sein. Wichtig ist, dass der Ort für alle Kinder frei zugänglich ist. Wir haben in Berlin momentan 20 Lesebotschafter. Im neuen Jahr starten wir in Hamburg und vielen weiteren Städten.

Von welchen Erfolgen kannst Du berichten? Bekommt Ihr Feedback?

Wir kommunizieren mit den Familien über whatsapp. Das ist der Kanal, den sie am liebsten und am meisten nutzen. Sehr häufig schicken uns die Eltern Fotos und schreiben uns, wie sehr sich die Kinder über ihre Bücherboxen freuen.

Auch im Löwenladen bekommen wir immer wieder direktes Feedback von den Kindern. Mit dem Löwenladen konnten wir bereits viele Menschen begeistern. Kinder stehen an der Tür und warten sehnsüchtig, dass er öffnet, Politiker und Engagierte möchten im Bilderbuchkino vorlesen. Es ist ein Ort zum Wohlfühlen für die ganze Familie.

Librileo lebt ja auch vom ehrenamtlichen Engagement, wie kann man sich bei euch einbringen?

Man kann Lesebotschafter werden und Kindern vorlesen oder Aktivist werden. Ganz viele konkrete Informationen findet ihr auf unserer Aktivisten-Seite! Wir freuen uns über absolut jede Idee, Hilfe oder Anregung.

Liebe Sarah, danke für Eure wertvolle Arbeit und noch viel Erfolg mit Librileo!

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