Familie

Eine Familie mit zwei Hautfarben

6. November 2014

Nicole

Im heutigen Gastbeitrag berichtet Nicole davon, wie es ist, in einer Familie mit verschiedenen Hautfarben zu leben. Vor einiger Zeit hatte sie hier bereits über ihr Leben in einer Stieffamilie berichtet. Nicole hat aufgrund der verschiedenen Hautfarben lustige, aber auch sehr ernsthaften Situationen erlebt. Heute erzählt sie uns, welchen möglichen Herausforderungen sich Familien stellen müssen, deren Familienmitglieder unterschiedliche Hautfarben haben.

Meine Kindheit

Als kleines Kind war meine Hautfarbe kein Problem für mich, doch mit  steigendem Alter, wurden auch die Schwierigkeiten für mich und meine Familie immer größer. Meine Eltern sind beide blond, haben grüne bzw. blaue Augen und auch meine Brüder sind blond und blauäugig. Dazu muss ich sagen, dass mein leiblicher Vater aus Mosambique kommt, ich bin mit meinem Stiefvater aufgewachsen. Wir könnten also unterschiedlicher nicht sein und wo wir hinkamen, zogen wir oft ganz automatisch die Blicke auf uns. Die Leute wuschelten mir durch die Haare und betrachteten mich oft als eine Art Attraktion. Meine Mutter wusste oft nicht, wie sie mit derartigen Situationen umgehen sollte und schaute hilflos zu.

Das größte Problem für mich waren aber die Hänseleien in der Schule. Wenn ich nach Hause kam und weinte, so sagte meine Mutter, dass die anderen Kinder doch nur neidisch seien und ich mir nichts daraus machen sollte. Vielleicht hätte jede andere Mutter auch so reagiert, aber ich konnte das einfach nicht ernst nehmen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie wirklich wusste, was ich durchmachte.

Heute bin ich glücklich, dass ich so bin, wie ich bin. Es war nicht immer leicht, in einer Familie mit unterschiedlichen Hautfarben aufzuwachsen, denn neben komischen Blicken anderer Leute kamen auch immer wieder unangebrachte Fragen auf. Ich bin sehr froh darüber, dass meine Eltern und meine Geschwister mich in ungewöhnlichen Situationen immer in Schutz genommen haben.

Unsere Lebenssituation heute

Meine jüngste Tochter ist sehr hell geraten. Sie hat neben eine sehr hellen Haut, blaue Augen und dunkelblonde Haare. Wir erleben oft witzige Situationen. Einmal in einem Krankenhaus hatte mein Mann unsere Tochter auf dem Arm und eine Krankenschwester kam herein. Ihr Blick wanderte zu meiner Tochter, dann zu meinem Mann und danach zu mir. Noch einmal schaute die uns drei ganz verwundert nacheinander an und fragte dann leicht stotternd, ob ich die Mutter sei. Ich sagte leicht lächelnd ja und bemerkte, dass mir klar sei, dass man keine große Ähnlichkeit feststellen kann. Sie sagte, dass Sie noch nie eine dunkelhäutige Mutter mit einem so hellen Kind gesehen habe und entschuldigte sich leicht verlegen. Ich und mein Mann konnten über diese Situation nur lächeln, denn wir sind selbst ganz verwundert über unsere kleine so hell geratene Tochter.

Alles in allem muss man sich in einer Familie mit unterschiedlichen Hautfarben einigen Herausforderungen stellen, aber es ist doch trotzdem schön, wenn man weiß, dass man sich auf seine Familie verlassen kann, denn Liebe, Annahme und Respekt sind unabhängig von der Hautfarbe.

Schaut doch mal auf Nicoles Blog vorbei, hier könnt Ihr mehr über sie und ihre Familie erfahren.

Frau Mutter folgen

Das könnte auch interessant sein…

2 Kommentare

  • Reply Tine 20. November 2014 at 1:04 am

    Danke für den Artikel, den ich sehr interessant fand. Mein Bauchzwerg wird vermutlich auch etwas dunkler sein und auch wenn er dann nicht der einzige in der Familie ist (sein leiblicher Papa ist bei uns) bin ich schon gespannt, wie es nachher als binationale Familie sein wird. Ob hier oder in seiner Heimat Südafrika bekamen wir schon Sprüche, bescheuerte Blicke etc. zu spüren. Aber wie wird wohl unser Sohn später damit umgehen, wenn ihm das passiert? Ansich sollte es eigentlich gar kein Thema sein sich über solche Sachen Gedanken zu machen, leider werde ich durch Freunde immer wieder erinnert, dass es scheinbar noch immer nicht selbstverständlich ist als Kind multikultureller Eltern aufzuwachsen… dazu kommen Freunde mit gutgemeinten Komplimenten, die ich persönlich absolut nicht mag à la „Oh süüüß, ein Schokobaby“ „Oooh ein Mischlingsbaby? Dann wird das süß aussehen, die sehen immer so süß aus.“ Ich weiß, dass sie das absolut nicht böse meinen, aber wer sich das ständig anhören muss, der kann es vielleicht nachvollziehen.

    • Reply Schlaflose Mutti 9. Februar 2015 at 12:11 pm

      Liebe Tine,

      diese Kommentare kenne ich nur zu gut… Das beruhigt sich dann schon wieder oder es müssen im schlimmsten Fall mal ganz klare Worte gesagt werden 🙂

      Liebe Grüße
      Nicole

    Kommentieren

    Schreibe einen Gastbeitrag!
    Dir gefällt mein Blog und Du möchtest auch schreiben?

    Veröffentliche Deinen Text auf meiner Seite!

    Gastbeiträge:
    • - sind mindestens 600 Wörter lang mit Überschriften und Foto (lizenzfrei)
    • - "AutorInnenkasten" am Ende des Beitrags mit Deiner Vorstellung
    • - Verlinkung Deiner Seite (do follow)

    Anonyme Beiträge:
    Du möchtest Dir etwas von der Seele schreiben und suchst eine wertschätzende und verständnisvolle Community von Müttern?

    Du kannst Deinen Beitrag gerne anonym veröffentlichen!
    Textvorschläge bitte an: fraumutter74@googlemail.com
    We respect your privacy. Your information is safe and will never be shared.
    Schreibe einen Gastbeitrag!
    ×
    ×
    WordPress Popup