Familienalltag mit Humor

Elterngespräch im Kindergarten: was wirklich zählt

1. Juni 2016

Das Elterngespräch in Constanzes Kindergarten stand kürzlich an bei uns. Solche Gespräche sind ja nicht immer so toll für Eltern. Wenn man schon wie wir ein Kind in der Schule hat, kriegt man so einiges zu hören. „Meldet sich nicht genug“. „Kaspert zu viel herum“. „Hat immer noch keine Hausschuhe für die Schule und sagt, die Mutter hat’s vergessen.“ Ähm, jaaa. Es ist wahrscheinlich auch normal, nicht immer nur komplett positive Bewertungen zu hören. Ist ja bei uns Großen im Büro nicht anders.

Letzte Woche war dann das Elterngespräch im Kindergarten dran. Ich hatte das schon komplett vergessen, aber die Erzieherin bestand auf einem Termin. Ob es wohl Probleme gab? Warum wollte sie mich denn so dringend sprechen?

„Ich will endlich mal nur Positives sagen“, sagt sie, als wie uns zum Tee zusammen setzten. Das sagt sie bestimmt nur so, das kann doch nicht sein, dachte ich. Warum eigentlich? Im laufe des Gesprächs habe ich einiges gelernt, auch meine eigene Sicht zu hinterfragen. Die Sicht, die man manchmal als Mutter hat, wenn man mit den Kindern im Alltag von A nach B hetzt und sie eben nicht so wollen wie wir.

„Constanze weiß was sie will, vertritt ihre Meinung und setzt sich durch.“

Die Erzieherin erzählt mir daraufhin eine Geschichte, wie meine Tochter erfolgreich einen Platz beanspruchte, indem sie dem anderen Kind mitteilte: „Da steht ja nicht Dein Name drauf.“

Ich bin beeindruckt. Mit fünf hätte ich mich das sicherlich nicht getraut. Vielleicht noch nicht mal mit 35. So langsam begann mir das Elterngespräch Spaß zu machen….

Elterngespräch macht Spaß

Elterngespräch 1

„Ihre Gefühle sind ihr wichtig und wenn sie weint, dann hört man das auch bis zum Kurfürstendamm.“

Ja, in der Tat. Seit meine Tochter ein Baby ist, verschafft sie sich sehr wirksam Gehör. Irrwitzige Ansinnen ihrer Eltern oder ihres Bruders, doch mal mit dem Weinen aufzuhören, werden nicht ernst genommen. Wieso auch, wenn das eigene Gefühl stimmt, dann stimmt es eben. Mann kann davon genervt sein (was ich auch manchmal durchaus bin), aber wie toll ist es denn, wenn man sich seiner eigenen Gefühle nicht schämen muss?

„Sie ist so freundlich und nimmt andere Menschen genau wahr.“

Richtig, als letztens die Nachbarin vorbei kam, wurde ihre neue Frisur direkt von meiner Tochter bemerkt und gelobt. Manchmal ist es mir unangenehm, wenn Constanze einfach so bei den Nachbarn klingelt, um ihnen einen Besuch abzustatten oder Leute in Geschäften oder Restaurants ins Gespräche verwickelt. „Wollen wir nicht mal fragen, ob es gerade passt?“ „Ach komm, das stört jetzt vielleicht…“ Solche Überlegungen kennt Constanze gar nicht und wird immer mit offenen Armen überall empfangen. Wie schön, wenn man keine Berührungsängste kennt….

Am Ende des Gesprächs lobt uns die Erzieherin. „Ihr könnt stolz auf Euer Kind sein, da habt Ihr sehr viel richtig gemacht. Sie hat so viele Talente und ungewöhnlich viel Selbstsicherheit“ Obwohl ich mir gerne den Orden für meine tolle Tochter anstecken will, haben wir, denke ich, damit wenig zu tun. Sie hat ein wunderbares Talent mitbekommen, eine Gabe. Die Gabe der Selbstsicherheit. Natürlich können wir sie in ihrer Selbstsicherheit bestärken, aber es ist auch einfach so in ihr drin, was wunderbar ist. Damit kann man das Leben meistern, egal was kommt. Was für ein Lottogewinn, mehr wert als Schönheit, Reichtum, Intelligenz und was man sich immer so wünscht.

Dann zeigt mir die Erzieherin noch ein aktuelles  Kindergartenprojekt von ihr. „Unsere Eltern“: Aufgeklebte Fotos von meinem Mann und mir auf Tonpapier und erste Schreibversuche. Was denn die Eltern von Beruf seien, war auch die Frage.

„Meine Mama kann gut schminken und mein Papa kann gut Liegestütze.“

Zum Glück haben wir auch ein paar Talente mitbekommen. Ich gehe jetzt öfters zum Elterngespräch!

Frau Mutter folgen

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1 Kommentar

  • Reply Verena 5. Juli 2016 at 8:16 pm

    Ist das schön geschrieben, oder? Da geht mir das Herz auf, weil es mir mit unserer Tochter (fast 3, die kleine Schwester vom Sohn 4) auch so ergeht. Sie ist schrecklich Willensstark und wenn sie etwas will, dann setzt sie es oft auch durch. Da können wir uns noch so sehr auf den Kopf stellen.
    Auch schön finde ich Deine Ansicht, das Du sagst, das ihr viel mitgegeben wurde ohne großes Zutun von Euch. Ich hoffe sehr, das unsere Tochter sich diese Eigenschaften erhält und wir ihr diese nicht unbewusst wegerziehen.
    Alles alles Gute für Euch

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