Leben mit Kindern

Mein Klassentreffen nach 20 Jahren: peinlich oder wunderbar?

17. September 2018

Ein Klassentreffen nach 20 Jahren? Ich gebe es offen zu: Ich habe mich davor gedrückt. Eine Schulfreundin von mir ging hin, versteckte sich im Gebüsch vor der Location, sah alte Feindinnen- und ging wieder. Viele von uns wissen tatsächlich nicht so genau, ob man hingehen sollte oder nicht. Zitat: „Was habe ich mir mit den Leuten von damals noch zu sagen?“ Wenn man in Foren wie bei bsw. Brigitte liest, schwanken die Erfahrungen von „schrecklich unangenehm“ bis „super lustig“. Meine Gastautorin Sandy hat „es“ getan und kam mit ganz wunderbaren Erfahrungen von ihrem Treffen in ihrer alten Schule nach Hause, von denen sie uns heute berichtet.

Klassentreffen nach 20 Jahren – wie im Film!

Es gibt Momente im Leben, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Ihnen liegt ein ganz besonderer Reiz inne, heben sie sich vom Alltag ab. Das kann die Geburt eines Kindes sein, die eigene Hochzeit, ein schwerer Schicksalsschlag oder der erste Kuss. Diese Momente erleben wir besonders intensiver, mögen uns rückblickend erscheinen „wie ein Film“.

Mein persönlicher Film am vergangenen Samstag hieß „20jähriges Klassentreffen“ und war Oscarreif. Ich habe 1998 Abitur gemacht, an einem Berliner Gymnasium mit rund 90 Mitschülern. Seinerzeit waren wir knapp zwanzig Jahre alt, dieses Jahr feiern wir unseren Vierzigsten. Wir hatten unsere Jugend geteilt, eine wilde Zeit. Sturm und Drang liegt nun ein halbes Leben zurück.

Mit 20 Cliquenwirtschaft in der Schule, Mit 40 WIR- Gefühl beim Klassentreffen

Zwanzig Jahre später auf dem Klassentreffen nach 20 Jahren ein spontanes wie intensives WIR- Gefühl, das es damals eigentlich nicht gab. Sofort erkenne ich Grübchen wieder, markantes Lache, diesen eigentümlichen Gang. Auch die Stimmen haben sich kaum verändert. Die Nervosität bei der ersten Begrüßung sinkt exponentiell mit jedem Prosecco-Aperol, ein „Du hast Dich gar nicht verändert!“ liegt in der Luft. Von ein paar Pfunden mehr hier, ein paar weniger Haaren dort mal ganz abgesehen. Und obgleich schon 20 Jahre zwischen damals und heute liegen – Beziehungen, Auslandsaufenthalte, Geburt, Baby, Kinder, Ehen, Umzüge – macht es umgehend „klick“ – mit einem Blinzeln stehen wir vor dem großen Schulportal, zweite Hofpause, Malboro Light in der Hand.

Heute stehen wir über den Dingen

Nebst unserer Kindheit formt die Jugend unglaublich den Charakter. Als Teenie auf der Suche nach sich selbst, zwischen der siebten und dreizehnten Klasse prägen uns unglaublich viele Erlebnisse. Vor rund zwei Jahrzehnten teilte ich mit diesen Menschen nicht nur das Klassenzimmer, es sind die wilden Geschichten außerhalb des Klassenraums, die uns bis heute zusammenschweißen (und die wir unseren Kindern nie erzählen werden). Auf dem Abitreffen ist das alles wieder da, wir erzählen uns die alten Geschichten wieder, die Erinnerungen sind lebendig.

„Wie fasse ich 20 Jahre nur in Kürze zusammen?“

Darüber hinaus scheinen alte Anfeindungen, vergangene Dispute und Zickereien vergessen. Mit 40 stehen wir über den Dingen, die uns mit 20 noch Wert erschienen, ausdiskutiert und -gefochten zu werden. Mittlerweile haben wir ganz anderes gesehen, haben Höhen und Tiefen des Lebens erlebt. Diese Erkenntnis verschafft uns beim 20jährige Abitreffen eine unerwartete Leichtigkeit des Seins. Meine Empfehlung an Euch: Unbedingt hingehen!

Von Schicksalsschlägen bis Kinderglück

Der Abend bringt uns zum Staunen, über uns selbst, über Andere. Am meisten vielleicht, über die Relativität der Zeit. Es wird offenkundig, wie unser Leben ein Sandkorn ist, wie hart das Schicksal einerseits zuschlagen kann, wie viel Glück man anderseits haben kann. Und so wird an diesem Abend eine unfassbare Energie freigesetzt, die ihn zu einem dieser Momente im Leben macht, in dem die Zeit still zu stehen scheint.

Text: Sandy Bossier-Steuerwald

Foto: Pixabay

Wart Ihr auch schon mal auf einem Klassentreffen? Wie sind Eure Erfahrungen?

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1 Kommentar

  • Reply Meike 18. September 2018 at 8:53 am

    Bei unserem Klassentreffen waren sogar unsere Lehrer dabei. Das hat dann besonders viel Spaß gemacht auch mal Ihre Sichtweise zu sehen, nach dem man selber aus seinem Teenager Denken herausgewachsen ist.
    Ich kann auch nur jedem empfehlen zu den Klassentreffen hinzugehen. Wenn es einem nicht gefällt kann man immer noch nach 5 Minuten wieder gehen.

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