Ich bin eine hypernervöse Erstklässler-Mutter, ich gebe es zu. Wie macht sich Sebastian in der Schule? Findet er schnell Anschluss? Kommt er gut mit? Ist er vorne mit bei den Super-Hirnen oder eher Mittelfeld? Bittebittebitte lass ihn nicht Schlusslicht sein! Ist er fleissig? Ehrgeizig? Hat er Durchhaltevermögen? Auch in allen Schuldingen ist es ja bestimmt wichtig, dem Kind ein gutes Vorbild zu sein. Von wem lernt er denn eine gute Arbeitsauffassung, wenn nicht von uns? Herr Vater hat das neulich beim Abendessen ganz hervorragend hingekriegt.
„Menno, Papa, ich schaff das einfach nicht mit dem Rechnen, die Johanna ist vieeeel besser als ich, die hat schon fast das ganze „Flex und Flo-Heft“ durch und kriegt dauernd Sternchen!“
„Ach Sebastian, das ist nicht schlimm. Weisst Du, die Annika war auch immer so gut in der Schule damals.“
„Welche Annika?“
„Die Annika, die bei mir damals in der 1a war, als ich ein kleiner Junge war. Die hat immer alle Aufgaben ganz fleissig im „Ulli, der Fehlerteufel“-Buch gemacht und Sternchen bekommen. Aber sie hatte überhaupt keine Freunde. Deswegen war ich so nett, mit ihr zu spielen und dafür habe ich die Hausaufgaben abgeschrieben.“
„Was ist das, abschreiben?“
KREIIISCH, hier habe ich eingegriffen und den Nachtisch verteilt. Leider ging die vorbildliche Konversation zwischen Vater und Sohn weiter…
„Papa, warum hast Du denn abgeschrieben und Deine Hausaufgaben nicht selbst gemacht?“
„Ich habe lieber mit meinen Freunden gespielt und nach den Mädchen geschaut und die Nachbarin beim Sonnenbaden beobachtet!“
NEEEIN! Auch grosszgügige TV-Angebote und extra Gummibärchen-Rationen meinerseits konnten die Katastrophe nicht mehr aufhalten…
„Aber die Mama, die war bestimmt eine gute Schülerin, oder?“
„Die Mama wollte immer nur vor der Klasse Witze machen und in den Theaterstücken die Hauptrollen bekommen.“
„Mama, stimmt das?“
„Ähh….mh…also…Die Witze muss man aber erstmal LESEN können, damit man sie erzählen kann. Ausserdem habe ich fast mal den Vorlesewettbewerb gewonnen! Papa, sag doch auch mal was!“
„Mama kann überhaupt nicht rechnen und ich habe die Hausaufgaben immer im Schulbus gemacht. Und trotzdem haben wir Arbeit gefunden, wir wohnen in einem schönen Haus und DU hast ein Laser-Schwert.“
Einatmen…Ausatmen….Einatmen…NEIN jetzt keinen Ehestreit vor dem Kind anfangen… Ausatmen…Einatmen. Blätter-Krokant-Kugel essen…noch eine essen… und bloggen…..
Foto 1: Frau Mutter in ihrer ersten grossen Rolle als eifrige Erstklässlerin. Und ja, das „Jodeldiplom“ habe ich am Ende geschafft.
Foto 2: Nina ist in der Realität angekommen. Das einzig Fröhliche in diesem Bild ist der „Retro“-Scout-Ranzen und die 1980er Einrichtung
7 Kommentare
Haha, sehr nett…ich habe den Kindern meines Bruders neulich mal die Wahrheit über das Ausmass der Nachhilfestunden, die ihr Vater bekommen hat, um das Abitur mit Ach und Krach zu schaffen, gesagt…irgendwie spricht mein Bruder jetzt nicht mehr mit mir….;-)
Warum wohl ? 😀 Immer die bösen Geschwister 😛
Ich hab keine Ahnung?? Er kann mir doch unmöglich übelgenommen haben, dass ich seine Kinder nicht angelogen habe….;-)
Danke-der Beitrag und mein Kaffee-der Morgen is gerettet 😉
Mh, der Bruder kommt bestimmt bald mit einer Retour-Kutsche….
Wie gut, dass wir beide Streber waren! 😀
Herrlich!!! Der Her Vater sollte mehr solcher Gespräche führen, dann haben wir immer alle was zu lachen. 🙂
Liebe Grüße,
Christian