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„Ich mag das Freche, Komische“ Interview mit der Kinderbuchillustratorin Wiebke Rauers

14. März 2017

Die Kinderbuchillustratorin Wiebke Rauers erzählt heute im Interview, was sie an ihrem Traumberuf jeden Tag aufs Neue fasziniert, wie man Figuren und Charaktere aus Büchern zum Leben erweckt und wie man überhaupt Illustrator werden kann. Sie hat das wunderbare Buch „Das ABC der Leseratte“ illustriert, das im Oetinger Verlag erschienen ist und bald hier zu gewinnen ist.

Kinderbuchillustratorin ist sicherlich ein Traumberuf. Wie kommt man zu dem Beruf, was ist Ihre Ausbildung?

Oja, ich habe mir als Kind auch immer angehört, dass ja alle kleinen Mädchen Illustratorin werden wollen und das kann man nicht einfach mal so sein. Aber es hat funktioniert 🙂

Ich habe schon immer gezeichnet. Seitdem ich einen Stift halten kann. Mit Papier und Buntstiften war ich ein glückliches Kind und auch heute noch bin ich glücklich wenn ich zeichne. Das zu seinem Beruf zu machen ist der letzte Schritt weg vom „ich zeichne so gerne in meiner Freizeit“ hin zum „Es gibt Kunden die mich dafür bezahlen, was ich kann und mache“.

Ich habe Kommunikationsdesign studiert und mich da nie gut aufgehoben gefühlt. Zwar war mein Schwerpunkt Illustration, aber eigentlich nur in freien Projekten. Ich habe mir selbst als Ziel gesetzt, besser zu werden. Einfach dran bleiben, Spass haben und es machen. Kurz vor meinem Diplom habe ich ein sechsmonatiges Praktikum in einem Berliner Animationsstudio gemacht. Das war extrem wichtig für mich. Ich habe sehr viel gelernt und acht Stunden am Tag gezeichnet. Nachdem ich dort auch einige Jahre gearbeitet habe, habe ich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und es bis heute nie bereut.

Wie kann man sich den kreativen Prozess vorstellen? Wie „erweckt“ man Bilderbuchfiguren zum Leben?

Das passiert schon ab der ersten Textstelle/Idee, wo die Figur vorkommt. Es wird ja meist schnell klar, was für eine Art Charakter die Figur hat: Ist sie alt oder jung, schlau oder dumm, dick oder dünn etc. Alles das formt sich zu einer verschwommenen Skizze in meinem Kopf und wenn ich die ersten Linien mache wird meist ganz schnell klar, wie ich mir die Figur vorstelle. Meist ist es ein Bauchgefühl, dass mir dann endgültig sagt: „Ja, genau, das ist es!“

Wie lange sitzt man eigentlich an einer Zeichnung?

Das kommt ganz auf die Art der Zeichnung an. Vignetten sind am schnellsten gemacht. Hier zeichnet man „nur“ ein Detail wie einen Obstkorb oder einen Kopf oder Ähnliches. Dann gibt es halbseitige Illus, die auch einen Hintergrund haben und meist Figuren im Vordergrund. Diese sind fast genauso aufwändig, wie ganzseitige Illus, wo manchmal nur der Himmel höher reicht… An Doppelseitigen Illustrationen sitze ich am längsten. Vor allem, wenn viele Figuren oder Häuser im Hintergrund sind.

Haben alle ihre Zeichnungen einen eigenen Stil? Erkennt man Figuren wieder oder zeichnen Sie tatsächlich, je nach Auftrag, komplett unterschiedlich?

Ich glaube schon, dass ich einen eigenen Stil habe, weil viele mir sagen, sie erkennen sofort, wenn etwas von mir ist, aber ich versuche natürlich immer „unterschiedlich“ zu zeichnen. Also wenn der eine Kunde einen Hund haben möchte, zeichne ich den nicht nochmal gleich für einen anderen Kunden.

Was hat Ihnen besonders gut am Zeichnen der Leseratte Otilie und auch an der Geschichte gefallen?

Ich mag das Freche, Komische der Leseratte total. Das macht sie zu einem extrem dankbaren Charakter. Egal wie die Pose der Ratte ist, auch wenn sie etwas schiefer guckt als auf der Illu davor, man erkennt sie und findet es witzig. Man kann außerdem alles mit ihr machen. Sie ist extrem wandelbar. Ein bisschen wie eine Weisse Leinwand. Zieh ihr ein schwarzes Cape an und mach ihr spitzere Zähne und schon ist sie eine Vampirratte!

Als Autor hat man ja eine ganz besondere Beziehung zu seinen Protagonisten. Wie ist das bei Illustratoren, kann man auch schwer loslassen, wenn ein Projekt beendet ist?

Auf jeden Fall, das merke ich immer sehr stark beim letzten Drittel der Projekte. Man lernt ja mit jeder Zeichnung den Charakter mehr kennen und erlebt quasi das Abenteuer mit ihm/ihr. Da ist es schon schade, wenn man die fertigen Zeichnungen abgibt. Aber ich freue mich natürlich dann auch immer auf das gedruckte Buch, dann hat man den Charakter ja wieder vor Augen und es ist ein total magischer Moment.

Welche drei Tipps haben Sie für Kinder und Jugendliche, die Illustrator werden wollen?

Lasst euch nicht sagen, dass kann man nicht werden! Zeichnet und habt Spass dabei. Ihr werdet besser mit jedem Tag, den ihr zeichnet, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also lasst euch nicht von besseren „Kollegen“ abschrecken. Seht es als Ansporn besser zu werden. Viel Spass dabei.

Vielen Dank Frau Rauers!

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1 Kommentar

  • Reply Trainer 14. März 2017 at 4:03 pm

    Eine wirklich äußerst sympatische Frau! ´:) Eigene Bilder sind auch mal etwas anderes als dieser ganze Einheitsbrei welcher überall zu kaufen ist

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