Eltern Interviews

Angst besiegen als Eltern: Interview mit Alexa Hennig von Lange und Marcus Jauer

28. Mai 2018
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Angst besiegen lohnt sich! Als Eltern hat man andauernd Angst. Angst vor Unfällen, Krankheiten, Angst um die Zukunft des Kindes. Gerade wenn die Kinder jünger sind, kann die Angst einen schon mal beherrschen und teilweise auch überhand nehmen. Dann ist es Zeit, innezuhalten und mal genau hinzuschauen. Woher kommt meine Furcht? Ist das neu oder trage ich das schon seit meiner Kindheit mit mir herum? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn man Ängste in den Griff bekommt, lebt es sich (für alle Beteiligten) schöner. Alexa Hennig von Lange und ihr Mann Marcus Jauer haben ein tolles Buch zum Thema Angst geschrieben. Ich interviewe sie heute dazu.

„Keine Angst ist auch eine Lösung!“

Alexa und Marcus, wie kam die Idee fürs Buch zustande?

Alexa: Als kleines Mädchen hatte ich ziemliche Sorge, meine Eltern zu verlieren, allein in der Welt zu stehen. Das war vermutlich auch der Grund, warum ich schon früh anfing zu schreiben. In meinen Geschichten wollte ich mich meinen Ängsten stellen, sie durchs Schreiben durchleben und sehen, was mit mir passiert. Tatsächlich hatte das damals schon etwas wirklich Befreiendes.

Marcus: Für mich als Journalist ist Angst das Thema der Stunde. Meiner Ansicht nach steht hinter vielem, das wir in der Gesellschaft gerade diskutieren, irgendeine Angst. Meist hat sie damit zu tun, dass Veränderungen anstehen und wir unsicher sind, ob wir mit ihnen zurechtkommen werden. Die politische Lage, die Digitalisierung, das Verhältnis zwischen Mann und Frau, die Welt, in der unsere Kinder einmal leben werden – viele Bereiche unseres Lebens sind von diesen Veränderungen betroffen. Das schafft ein diffuses Gefühl von Überforderung und Gestresstsein. Wie lässt sich da wieder Sicherheit finden? In unserem Buch antworten wir auf diese Fragen mit persönlichen Geschichten.

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Mehr Ängste mit der Elternschaft

Bei mir selbst habe ich eine verstärkte Ängstlichkeit festgestellt, als ich Mutter wurde. War das bei Euch auch so? Haben sich Ängste, die man schon vorher hatte, evtl. mit dem Elternsein verstärkt?

Alexa: Als ich mit Mitte Zwanzig meine Tochter bekam, bekam ich tatsächlich vor genau den gleichen Dingen Angst, die meiner Mutter schon Sorgen bereitet hatten: Isst mein Kind giftige Blumen? Habe ich meiner Tochter heute genug Aufmerksamkeit und Liebe gegeben? Ist der Autositz auch sicher genug? Muss ich fünf Gute-Nacht-Lieder singen, damit mein Kind sich nicht verlassen fühlt? Hält meine Partnerschaft? Was ich allerdings richtig interessant fand, dass ich plötzlich Angst vor dem Fliegen bekam. Offenbar wurde ich mir schlagartig meiner Verantwortung bewußt und war mir nicht sicher, ob ich sie auch tragen kann.

Über Angst zu sprechen ist vielleicht bei Frauen okay. Marcus: Reden Männer in Deinem Umfeld  über ihre Ängste?

Marcus: Meiner Beobachtung nach reden Männer nicht gern über ihre Ängste. Sie ziehen es vor, keine zu haben. Da bin ich keine Ausnahme. Spätestens beim Schreiben habe ich allerdings gemerkt: Solange man sich seine Ängste nicht bewusst macht, wird man von ihnen gesteuert. Und das war für mich auch kein angenehmer Gedanke. Schließlich will man ja gern selbstbestimmt sein.

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Negative Emotionen sind oft einfach Angst

Ihr sprecht im Buch über Emotionen wie z.B Wut, die eigentlich aus Angst begründet sind. Wie erkennt man das und lernt diese Emotionen einzuordnen?

Marcus: In unserem Buch erzählen wir ja in abwechselnden Kapiteln von unseren Erfahrungen mit Angst, beginnend von der Kindheit bis Heute. Was uns dabei aufgefallen ist: Im Grunde ist jedes negative Gefühl auf eine Angst zurückzuführen. Wir werden wütend, greifen jemanden an, sind eifersüchtig, ziehen uns zurück, reagieren empört oder wollen unter allen Umständen recht behalten. Wir verhalten uns, als gelte es eine Gefahr abzuwehren und als müssten wir uns schützen. Dabei ist das zuerst einmal nur eine Annahme. Wir sind viel seltener in Gefahr, als wir denken.

Alexa, im Buch erzählst von der ererbten Angst. Deine Mutter hatte Angst, wenn es an der Tür klingelt, Du auch.  Ist es wichtig sich von so etwas zu befreien bzw. darauf zu achten, gewisse Ängste nicht auch noch auf unsere Kinder zu übertragen?

Alexa: Ich glaube, dass wir als Kinder tatsächlich viele Ängste von unseren Eltern übernehmen, über die wir uns gar nicht so bewusst sind. Ängste, die vielleicht vor Generationen noch ihre totale Berechtigung hatten, heute aber eher hinderlich sind. Dass ich automatisch weglaufe, wenn es an der Haustür klingelt, ist mir erst aufgefallen, als Marcus und ich zusammengezogen sind. Er fand das natürlich richtig schräg. Selbstverständlich will ich nicht, dass meine Kinder Angst bekommen, sobald es an der Tür klingelt. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als immer schön mutig zur Tür zu gehen und zu merken: Es passiert mir nichts. Das wirkt echt befreiend. (lacht)

Liebe Alexa, lieber Marcus. Danke für Euer tolles Buch und das Interview!

Autorenfoto: Gene Glover

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1 Kommentar

  • Reply Viola 28. Mai 2018 at 10:59 am

    Tolles Interview mit zwei sehr interessanten Persönlichkeiten. Ja, die Angst beginnt beim ersten Ultraschall und hört wahrscheinlich nie auf. Das alles bringt die Liebe zum Kind mit sich. Ich habe vier Kids und bin auch jeden Abend froh, wenn alle friedlich in ihren Bettchen schlummern…

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