Erfahrungen

Meine Kinder haben keine Manieren: s‘ mir doch egal, ey!

5. Mai 2014
Kinder Manieren Frau Mutter blog_(IESM)_pixelio.de

© Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)/Pixelio.de

Bei meinem Sohn habe ich mich schon daran gewöhnt. Er befindet sich, seit er sprechen kann, immer wieder in einer Art „vorpubertären Flegelphase“. Mal wird jeder Satz mit „ey“ beendet. Mal ist jeder Ansprechpartner, egal ob ein Baby, seine Schwester oder seine Eltern „Alter“. Um Tischmanieren und Basics wie „ausreden lassen“ ringen wir täglich. „Messer in die rechte Hand- wieso das jetzt, Alter?“

Mein Mann und ich verhalten uns jede Mahlzeit wie zwei gesprungene Schallplatten, so oft wiederholen wir Benimmregeln (was voll retro ist, ey). Anders meine Tochter Constanze. Sie ist zwar mittendrin in der Trotzphase, aber verbal hielten sich die Attacken in Grenzen. Das ist jetzt anders. Sie ist voll drin im Asso-Talk, Mann.

Neulich beim Abendessen. Wir sind ja der irrigen Ansicht, das gemeinsame Mahlzeiten die Familienkultur positiv beeinflussen könnten. Weit gefehlt. Momentan scheint ein gemeinsames Essen nur eine tolle Bühne für meine Kinder zu sein, noch und noch mehr Witze über Fäkalien zu reissen.

„RANSCHIEBEN. TISCH. MAMAAAA.“
„Constanze, kannst Du das nicht auch lieb sagen?“

Constanze brüllt im Kasernenhofton:“LIEB! JETZT! RANSCHIEBEN!“

Das Essen nimmt seinen Lauf. Meine Tochter ist drei, aber sie sieht nicht ein, Besteck zu benutzen. Die Butter wird auch vom Brot gepult und der Pudding mit der Hand gegessen. Ich habe damit, ehrlich gesagt, wenig Geduld.

„Das MACHT man nicht, hör sofort damit auf.“

„Ist mir doch EGAL.“
Aha, meine dreijährige Tochter ist offenbar schon sehr weit entwickelt, spricht sie doch wie ein nölender Teenager.

„Das ist gar nicht schön, das macht man nicht, dann schimpft die Anni im Kindergarten. Das macht ein Mädchen doch nicht.“ Soweit ist es schon gekommen mit mir- ich bediene mich fremder Autoritäten und rede wie meine eigene Oma.

„Ist mir doch PUBS-egal. Hihihihihihi!“

Nun hat sie ihren Bruder so richtig zum Lachen gebracht und die Geschwister lachen sich tot. Wir werden immer saurer. Aus dem gepflegten abendlichen Weintrinken und Austausch unter Erwachsenen wird eh nichts mehr. Aus dem Essen mit der Familie ist wieder mal eine (sinnlose) Benimm-Stunde geworden.

„Du isst jetzt anständig oder Du gehst raus“, sagt mein Mann.

Constanze schweigt für drei Minuten. Nur um aus vollem Halse ein Lied anzustimmen.

„Ohrenschmalz, Pisse, Kacka-Wurst. Ohrenschmalz, Pisse, Kacka-Wurst.“ In der lieblichen Melodie von „Leo Lausemaus.“

Eigentlich könnte man sich ja freuen, das Kind ist ja kreativ, oder? Uneigentlich platzt uns die Hutschnur. Mein Mann bugsiert die laut protestierende Constanze in den Flur. Nach fünf Minuten kommt sie wieder rein.

„Na, bist Du jetzt lieb?“, frage ich.

„Ja. Ich will Dir was ins Ohr flüstern, Mama.“

„Aber ja mein Schatz, was gibt es denn?“

„Rüüüüüülps.“ Meine Tochter rülpst mir ins Ohr, als hätte sie gerade eine Mass getrunken.

Mir reicht es. Das Essen ist kalt, der Wein warm. Das war ja mal wieder ein kultiviertes Essen mit der Familie.

„Und jetzt mach ich Aa“, verkündet Constanze freudestrahlend.

Alter, ist das alles nur eine Phase? Soll ich meine Kinder bei einem Knigge-Kurs für Kinder anmelden? Verwächst sich sowas? Und was ist mit der Vorbildfunktion? Haben wir total versagt?


Wie ist das bei Euren Kindern?

P.S. Das Thema (Tisch-) Manieren hat meine Blogger-Kollegin Mia von Mamamia übrigens auch bearbeitet.

FOTO: ©Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)/Pixelio.de

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8 Kommentare

  • Reply Mama arbeitet 5. Mai 2014 at 7:53 am

    Höhöhö. Als ich das letzte Mal ein gemütliches gemeinsames Abendessen probierte, verlief das ungefähr so wie hier beschrieben. Das muss vor etwa 1 Jahr gewesen sein. Ich mache das nicht mehr. Die Kinder essen alleine, ohne mich. Ich habe ihnen erklärt, dass sie gerne mit mir gemeinsam speisen dürfen, wenn sie soweit sind. Bis dahin gibt’s für jeden dann etwas zu essen, wenn er/sie Hunger hat. Und ich esse in Ruhe.

    Liebe Grüsse!

  • Reply Frau Mutter 5. Mai 2014 at 7:58 am

    Hallo Christine,
    momentan spiele ich auch mit dem Gedanken und überlege gerade, wo der Kindertisch stehen könnte. Vielleicht auf dem Speicher? Spass beiseite, manchmal ist es gaaanz schön anstrengend……LG Nina

  • Reply Kathrin 5. Mai 2014 at 9:01 am

    Das ist sooooo lustig, was Du hier geschrieben hast. Ja, hier ist es ähnlich. Meine Kleine kommandiert auch gerne im „Kasernenhofton“ und ich nenne sie auch gerne „the voice“, weil sie lautstark ihre Kommandos gibt. Der Pups-Rülps-Kacka-Alter-Jargon ist auch bei meinem 7-jährigen immernoch sehr angesagt. Wenn ich genervt bin sage ich auch immer wieder was und manchmal ist es mir dann auch egal. Irgendwann ist das bestimmt vorbei. Ich bin mir sicher 🙂

  • Reply evilmichi 5. Mai 2014 at 5:24 pm

    Tischmanieren? Überbewertet. So muss das. 🙂

  • Reply Anja 6. Mai 2014 at 8:17 am

    Manchmal bin ich einfach nur glücklich, wenn ich solche Artikel lese … Danke! Ich bin nicht alleine.
    Essen ist bei uns immer eine Katastrophe – vor allem, wenn alle „Patchworkkinder“ da sind. Prinzipiell werden mindestens 5 quasi unterschiedliche Speisen oder Variationen zubereitet, weil immer je eines der Kinder (4 davon gibt es) vom Dargebotenen irgendetwas total „ääääähhhh“ findet. Leider muss ich zugeben, dass trotz intensiver Bemühungen, das Kind, das aus mir rausgeholt wurde, das größte Schweinchen am Tisch ist. Ich wage zu behaupten: dieses Kind würde bei einer Meisterschaft „schlechtes (ekelhaftes) am Tisch Verhalten“ auf die vorderen Plätze kommen (wenn nicht sogar auf Platz 1). Ansonsten ist alles, wie bei Euch. ABER: Ich werde nicht aufgeben! Wir haben nur einen Flucht-Tag: Sonntag-Abend essen wir immer allein (nur Mann und Frau), wenn die Kinder schon im Bett sind!

  • Reply Frau Mutter 6. Mai 2014 at 8:26 am

    Hallo Anja,
    ich finde das eigentlich eine gute Idee mit dem alleine essen, siehe Christines Kommentar oben. Oft haben die Kinder ja auch einfach schon viel früher Hunger und wenn Sie alleine essen entspannt das einfach total die Situation. Ich versuche das jetzt mal;
    LG Nina

  • Reply Martine 6. Mai 2014 at 8:59 am

    Like! 🙂

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