Erfahrungen

„Also Mama war immer ein ganz tolle Schülerin“….#throwbackthursday

12. Juni 2014

Mama als Schülerin frau mutter blog

Unser Sohn möchte gerade ganz viel aus unserer Schulzeit erfahren. Wie war das bei Mama und Papa in der Schule? Heute ist Donnerstag und es gibt einen throwback thursday! Bei mir gehen die Geschichten aus der Schule so: „Also Mama ist sooo gern in die Schule gegangen, hatte gaaanz viele Freunde und hat immer ganz vieeel und fleiiiiissig geübt, Mama war eine ganz tolle Schülerin. Ok, da gab es ein klitzekleines Matheproblem, aber ansonsten war alles dufte.“ Bis so zweites Halbjahr erste Klasse ging das auch gut. Ich war die absolute Musterschülerin in der Augen meines Sohnes. Hach, war das schön, ein Vorbild zu sein! Dann kam leider mein Mann zu den Gesprächen dazu und da wir uns seit der sechsten Klasse Gymnasium kennen, wurde ich ganz schnell vom Sockel herunter gestossen. „Mama ist in der Physikstunde immer spazieren gegangen und in Chemie hatte sie immer ein akutes Problem mit ihrer Kontaktlinse.“ Danke auch. Mein Mann ist da viel ehrlicher. So wie gestern Abend, als er Sebastian sagte, dass man „sich auch manchmal so durchmogeln muss.“ What?!?!?

Sebastian beschwerte sich bei uns, dass die Lehrerin ihn aufruft, ohne das er sich gemeldet hätte. (wie unerhört!) Wir erklärten ihm dann, dass dies gängige Praxis unter Lehrern sei, leider. Und man dem durchaus zuvorkommen könnte, wenn man sich einfach öfter im Unterricht meldet. Sebastian ist eher ein stiller Schüler und so konnten wir ihm prima „verkaufen“, sich öfters zu melden. So ein bisschen Pragmatismus kann ja auch in der Grundschule nicht schaden, oder?

Ich war schon total begeistert von unserem pädagogischen Gespräch, als mein Mann plötzlich sagt:

„Also, man muss sich ja auch manchmal durchmogeln in der Schule. Ich habe meistens freundlich genickt, interessiert geschaut und dabei an Fussball gedacht.“

„Und die Mama ist dann spazieren gegangen?“, will Sebastian sofort wissen.

„Öhhhm, nee…also meistens ja nicht…also…ausserdem ist Spazierengehen gesund“, versuche ich. „Es ist wichtig, dass man sich meldet und mitmacht im Unterricht, weil…“

„Warum eigentlich?“ Ich schaue mir lieber meine Federtasche an“, sagt der Sohn.

Jetzt geht das Gespräch aber gerade schief. Wie kriege ich jetzt hier die pädagogisch wertvolle Kurve, frage ich mich.

„In der Uni war es genauso“, sinniert mein Mann weiter, „Hegel habe ich also wirklich gar nicht kapiert. Aber ich habe nachdenklich an meinem Brillenbügel gekaut und „höchst interessant“ und „Oha“ gesagt.“

Die Augen meines Sohnes weiten sich.

„Papa, Du kannst nicht häkeln?“ Von Hegel hat er verständlicherweise noch nichts gehört. Dass sein toller Papa allerdings nicht häkeln kann, ist offenbar eine grosse Überraschung.

„Nein Hegel und häkeln kann ich nicht“, gibt mein Mann zu. Mein Sohn freut sich, hat er doch gerade erneut erfahren, dass beide Eltern eher Nieten in der Schule waren. Aber so kann ich das nicht stehen lassen.

„Dafür hat Papa die besten Witze erzählt, konnte gut Englisch und hat mich in Geschichte immer abschreiben lassen.“

„Und Mama hat in der sechsten Klasse mal den Vorlesewettbewerb gewonnen.“ (Ach, danke, Liebling, das rettet es jetzt aber)

„Was ist das: Abschreiben?“, will mein Sohn wissen.

Bevor uns das Gespräch dann total aus dem Ruder lief, bestellte ich schnell ein Rieseneis zur Ablenkung.

Wie seht Ihr das? Geht Ihr offen mit Euren (schulischen) Schwächen um, oder setzt Ihr alles daran, ein strahlendes Vorbild zu sein?

Foto: Der erste Tag meiner ausserordentlich erfolgreichen „Schul- und -Spaziergangs – Karriere“

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8 Kommentare

  • Reply Marie 12. Juni 2014 at 10:19 am

    Hallo,

    ich lese hier gerade zufällig rein *Guten Tag* und drücke mich vor einem Berg Bügelwäsche. 🙂

    Zu deiner Frage kann ich nur schreiben, dass ich im Nachhinein wünschte, ich hätte einfach mal öfter den Schnabel gehalten… also lediglich ehrlich auf Nachfragen geantwortet, aber nicht immer wieder darauf verwiesen, welch Niete ich in Physik und Chemie war.
    Das hat sich schlimm gerächt, denn das Kind war fortan überzeugt, man müsse es gar nicht erst versuchen.

    Ergebnis dementsprechend.

    LG und mehr Erfolg,

    Marie

  • Reply Miriam 12. Juni 2014 at 11:59 am

    Sehr schöner Beitrag 🙂
    Nie,Nie,niemals wurde ich meinem Kind erzählen, wie ich in der Schule war. Zwar waren Noten gar nicht schlecht (außer Mathe :-() Aber ich war faul, hab meine Hausaufgaben im Bus auf dem Weg zur Schule gemacht und öfters mal unliebsame Fächer geschwänzt.

    Ich bin also schulisch echt kein pädagogisch, wertvolles Vorzeigeobjekt 😉

    Lg, Miriam

  • Reply Frau Mutter 12. Juni 2014 at 12:28 pm

    Interessant, was Ihr sagt, Miriam und Marie. Meint Ihr, die Kids kommen trotzdem irgendwann dahinter? Gruss Nina

  • Reply Miriam 12. Juni 2014 at 12:37 pm

    Hallo Nina,

    klar kommen die irgendwann dahinter. Ich hoffe nur, dass dann das gröbste (so mit Pubertät und so) vorbei ist 🙂 Wenn die Kinder erwachsen sind/ aus der Schule raus sind, kann man ihnen ja immer noch von seinen „Jugendsünden“ erzählen.

    Liebe Grüße, Miriam

  • Reply Rike 12. Juni 2014 at 7:10 pm

    Schön geschrieben! Ich hab voll das Streberzeugnis…um das abzuschmälern kann ich nur behaupten, dass es in der DDR nur bis zur Fünf ging und man sowieso IMMER nur Einsen bekam…also alle :/ Der Papa ist da ein besseres Vorbild: Mit Dreiern durch die Mittelschule und DANN aber in einem Jahr ein Einser-Abi hingeluscht und Informatikstudium auf einer Arschbacke runtergerissen. Wir sind dolle Vorbilder! Solltest mal meine schriftlichen Burteilungen sehen! Marxistisch-Leninistisches Weltbild und was da alles steht! Der Brüller. PS. Das Kind interessiert sich nicht mehr für die Vorbildwirkung der Eltern. Youtuber haben uns abgelöst…

  • Reply Frau Mutter 12. Juni 2014 at 7:16 pm

    Cool, Rike. Das so ein Weltbild auch beurteilt wurde, wusste ich als Wessi gar nicht;)

  • Reply Marie 12. Juni 2014 at 10:28 pm

    Huhu nochmal,

    ja, klar kommen sie irgendwann der Wahrheit auf den Grund – bloß diese projizierende
    Vorwegnahme „Physik (oder was auch immer) ist doof und überflüssig (was ich de facto sogar unterschreiben würde)“ hätte ich mir sparen sollen und das widerum hätte vielleicht einige Sorgen gespart.

    Nuja 🙂

    Nochmals lG
    Marie

  • Reply anne 13. Juni 2014 at 9:47 am

    Super schön geschrieben. Man sollte auch das „ernste“ Leben nicht immer ganz so eng sehen.
    Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass sie Mathe erst gelernt hat, als sie uns Kindern bei den Hausaufgaben helfen musste. Und trotzdem ist sie eine erfolgreiche Frau, sowohl beruflich als auch privat, auf die ich wirklich stolz bin.
    Ich selbst habe mich auch nur so durch die Schule gewurschtelt. Hatte selten Lust zum Lernen.
    Und ich bin froh, dass ich noch 2 Jahre Zeit habe mir einen Plan für unsere Kinder zurecht zu legen. Mein Mann war immer ein Ass in der Schule. Im Besten Fall, sind seine schulischen Gene weiter vererbt worden und nicht meine… (-;

    Liebe Grüße, Anne

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