Erfahrungen

Der Kindergeburtstag – ein Geschenk für alle anderen Eltern

4. September 2014

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Auf den Kindergeburtstag freuen sich alle – nur meistens die Eltern des Gastgebers nicht. Denn Kindergeburtstag, das sind ein stundenlang schreiender Kinderknäuel, eine zerrupfte Wohnung, unweigerlich Tränen der Enttäuschung, nölende Gäste, doppelte oder ungewollte Geschenke, falsch abgezählte Mitbringsel-Tüten (siehe ‚Tränen‘) und zuviel „Nudelsalat-Grillwurst-Caprisonne-Mohrenkopf-Cocktail“. Immerhin Windeln wechseln muss man nicht mehr. Aber für die Eltern der anderen Kinder ist so ein Kindergeburtstag ein wahres Geschenk. Sturmfreie Bude, endlich „Baumarkt-Ikea-Bummeln-Lattemacchiato-Festival“ satt!

Begierig wird die Einladung studiert. Es fängt schon um 2 Uhr an? Genial. ÜBERNACHTUNGSPARTY!? Ein Zauberwort. Wohin nur mit der vielen Freizeit!?


Kindergeburtstag damals in den 80ern- und heute

So steht die Elternwelt am Kindergeburtstag also Kopf: die eigentlich Beschenkten sind diejenigen, die ihre Kinder für ein paar Stunden abgeben, und durchaus mitfühlend wird beim Abschied mitleidsvoll ein ‚Viel Glück und gute Nerven‘ gehaucht. Die Tür fällt zu, und der Wahnsinn beginnt. Ich wäre jetzt auch gerne im Baumarkt- bei Schrauben und Dübeln. Was, erst 16 Uhr? Das kann ja noch lustig werden. Mit Topfschlagen ist ja schon lange bei der „Jugend von heute“ nix mehr zu gewinnen, da fällt mir ein: Gibt es eigentlich eine Kindergeburtstags-App?

Wir hatten mal die kluge Regel, so viele Kinder wie Geburstjahre einzuladen. Das sich selbst regulierende Prinzip geriet leider spätestens in der Schulzeit in Schieflage, als Sebastian seine charmante Art dazu nutzte, Einladungen en masse zu sammeln. Wir befanden uns nunmehr in der „Zurückeinladungs-Falle“.

Dieses Jahr also: der achte Geburtstag, mit 13 Kindern. Plus kleine Schwester, also gefühlte 20 Kinder. Geburtstage werden ja unter Eltern gerne als Ausweis vorbildlicher Erziehungsmethoden genutzt: Kuchen selberbacken, Luftschlangen basteln, wochenlang bunte Blätter lochen für Konfetti, stramm durchgetaktetes Kreativprogramm.

Als Kind war ich selber mal auf einer Feier, auf der die Eltern einfach nur Schokoriegel auf den Tisch gelegt hatten. Und eine Kiste Cola. Spätestens nach dem vierten Raider (= das Twix der 80er) dämmerte es auch uns Kindern, dass diese Art der Partygestaltung nicht ganz korrekt sein konnte. Danach: Video-Dauerschleife mit Bud Spencer-Filmen, die Gastgeber wippten derweil rauchend in der Hollywood-Schaukel und sahen total entspannt aus. Fast-Food-Restaurant-Geburtstage standen zu jeder Zeit auch hoch im Kurs. Selberbasteln beschränkte sich da auf die Burger-King Krone, Chicken-Nugget-Weitwurf hatte ja auch was Kreatives, irgendein armer Student stampfte als „Ronald McDonald“ durch das Plastik-Chaos.Hat uns allen nicht geschadet, ehrlich.

Hauptattraktion „Mitgebsel-Tüte“

Geht heute alles nicht mehr, das Jugendamt würde eingeschaltet bei solch einem Veranstaltungsmanagement, mindestens. Wir überlegen also schon Monate vorher, wie man die Stunden dehnen kann. Die Mibringsel-Tüte, eine kunstvoll zusammengestellte Choreographie aus Zucker-Schrott, bei Kindern aber häufig die Hauptattraktion schlechthin, muss gekauft werden. Irgendwo haben wir dieses Jahr „Schleckmuscheln“ und „double dip“ abgegriffen, ein bisschen 80er Retro-Feeling muss sein.

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Sebastian hat zum Glück Sommer Geburtstag, insofern ist draussen feiern immer eine gute Option. Und dieses Jahr haben wir dann tatsächlich den Jackpot gezogen: ein Mittelalter-Museum, das Museumsdorf Düppel, ganz in unsere Nähe versteckt. Schnitzen, im Dreck wühlen, Lagerfeuer und Grillwürste satt, das volle Programm. Und die Eltern? Wir wurden von der hart aber herzlichen Museumsleitung gebeten, uns doch bitte nicht ‚einzumischen‘ und stattdessen ein paar Stunden die Beine im antiken Heuschuppen zu vertreten. Das haben wir doch gerne angenommen. Ein lauer Spätsommernachmittag, die Kinder kamen ab und zu vorbei zwecks Capri-Sonnen Druckbetankung. Gefühlte 500 mal den Strohhalm aus der Plastikhülle pulen. („Mir ist so komisch, ich habe sechs Packungen getrunken“), um gleich wieder im Dickicht zu verschwinden.

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Ein Wunder: Ein Kindergeburtstag, den die Eltern auch schön finden

Nach einigen Stunden tauchten sie verdreckt und glücklich wieder auf aus dem Unterholz, und wir gaben den Nachwuchs gerne in die bereits wartende Elternschaft zurück. „Ihr seht so entspannt aus“ war die einhellige Meinung. Ich war baff: Die Kinder haben den Nachmittag genossen und wir Eltern auch. Geburtstage in der freien Natur haben offenbar einen klaren Vorteil.

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Abends, die Kinder von Schleckmuschel-Krusten befreit und ins Bett verschoben, haben wir dann noch eine Flasche Aldi-Schampus geköpft und auf die unerwartet gelungene Party anzustoßen. Um dann doch noch mit pochenden Schläfen aufzuwachen am nächsten Tag – ganz ohne körperlichen Schmerz kann man einen Kindergeburtstag offensichtlich doch nicht überstehen.

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3 Kommentare

  • Reply Molly 5. September 2014 at 1:39 pm

    Ach ja, wie es mich jedesmal davor graust. Am Ende sind aber alle immer happy. Erschöpft aber happy und nur darum geht es ja 🙂

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