Erfahrungen

Der einzige Ort, wo ich allein sein kann….

13. Juli 2012
Marctwo/Pixelio.de

© marctwo/Pixelio.de

….ist nicht das Klo. Oh nein. Jede Mutter von Kleinkindern wird mir das nachfühlen. Nein, der Toilettengang ist mitterweile auch ein Gemeinschaftserlebnis geworden. Der Auffangbehälter für das Toilettenbürstenwasser (nennt man das so?) wird von meiner Tochter Constanze regelmässig ausgekippt und die aufgerollte Toilettenpapier-Rolle darin drapiert. Der einzige Ort, wo ich wegen meinem täglichen Arbeitsweg allein sein kann, ist die Berliner U-Bahn. Mein Sehnsuchtsort!

Kosmetikerin, Fitness-Studio, Wellness-Hotel. Kannste allet vajessen, Schwester! Spätestens ab dem zweiten Kind ist das eh nicht mehr drin. Und wenn sogar das stille Örtchen nicht mehr still ist, dann muss man sich eben einen anderen Ort suchen zur Entspannung.

Bis ich morgens meine geliebte U1 in Richtung Stadtmitte besteige, habe ich schon viel durchgemacht:

5:Uhr: Constanze (1), schreit. Mama rennt hin und gibt Flasche. Stolpert im Halbschlaf über Haarteil von Playmobilmännchen von Sebastian (5). Das sind diese gezackten Plastik-Pagenköpfe, die Dir die Hornhaut in drei Sekunden zerstören. Egal, zurück ins Bett, bisschen weiterdämmern. Oder über das Büro-Outfit nachdenken.

6 Uhr: Der Wecker klingelt. Jetzt heisst es Zeitvorsprung rausholen. Duschen, Haare waschen. Anziehen, Schminken (an guten Tagen klappen zwei Augen), Brotboxen vorbereiten. Frühstückstisch decken.

6:30 Uhr: Sohn wacht auf und ist prä-pubertär. „Menno, ICH WILL SCHLAFEN, LASS MICH!“ Jeden Morgen dasselbe Theater. Nur am Wochenende, das kommt er um 6 Uhr zu uns ins Bett und will spielen…

7 Uhr: Der Mann sagt: „Ich bin schon spät dran, ich muss jetzt echt los!“

7: 05 Uhr: Überlegen, ob man schon jetzt die Energie für einen erfrischenden Ehe-Streit hat. Feststellen, dass es jetzt nur aufhalten würde.

7:15- 7:45 Uhr: Tochter und Sohn anziehen, waschen, füttern. Dabei beachten, auch ja das richtige Spider-Man-Besteck zu benutzen, sonst verliert man durch Wutanfall des Sohns schon wieder kostbare fünf Minuten.

8:00 Uhr: Kinder in Kita abwerfen. Und das meine ich so. Wenn man zu lange verweilt, bekommt man nur wieder ein Ehrenamt aufgeschwatzt. Ich bin übrigens jetzt Kassenwart.

8:10 Uhr: „Zurückbleiben, bitte“ schallt es durch den U-Banhhof und ich bin dann mal weg….Leider nicht auf dem Jakobsweg so wie Hape Kerkeling. Meine buchstäbliche Pilgerfahrt vom Berliner Westen in die Stadtmitte mache ich mit der Berliner U-Bahn, in der es jeden Tag gleich riecht. Eine untrügliche Mischung aus Plastiksitzen und Strasse.

Aaah, meine Reise ins Ich hat begonnen, MEINE Zeit mit dem I-Pod oder der „Bunten“. Zeit, in der ich nachdenken kann und zukünftige Blog-Beiträge plane. Manchmal kommen auch „Motz-Verkäufer“, die streng riechen oder Musikanten, die schief musizieren. Oder Eltern, die ihre Kinder mit der U-Bahn zur Kita bringen. Die riechen manchmal auch streng und singen schief.

Ejal! Ick liebe Dir, Berliner U-Bahn!

FOTO. © Marctwo/Pixelio.de

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6 Kommentare

  • Reply pueppi 13. Juli 2012 at 8:06 am

    Ich glaube so einen Ort sucht dich jede gestresste Mama irgendwann – anders gesagt, gehts ehrlich gesagt auch gar nicht. Und wenns 15 Minuten sind, die man einfach mal komplett abschalten kann – so ein bisschen Energie tanken muss einfach sein. 🙂

  • Reply Petra 13. Juli 2012 at 8:50 am

    Ich lebe ja auch im Westen Berlins und ich meide die Öffis, wo ich nur kann, weil mir da immer die schärfsten Psychopathen begegnen und ich oft genug angelabert werde. So unterschiedlich kann das sein 😉 U-Bahn gerne dann, wenn ich Storys suche, denn die gibt es da immer.
    Aber „am alleinsten“ bin ich im Auto mit lauter Musik 🙂
    Liebe Grüße
    Petra

  • Reply Hajot 13. Juli 2012 at 8:58 am

    Ich wünschte ich hätte zur Zeit so einen Ort, nur leider ist mein Sohn (1,5 Jahre) noch nicht in einer Kita. Ich sehne mir jetzt schon die Zeit herbei, wo ich in „Ruhe“ den Haushalt machen kann, und mal andere Sorgen habe, als immer nur hinter meinen Sohn herzuspringen

  • Reply fraumutter 13. Juli 2012 at 10:04 am

    @ Petra,
    na, vielleicht treffen wir uns dann mal im Stau auf der Avus….
    @ Hajot, das ist auch echt ein anstrengendes Alter, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels, vesprochen!
    @ Pueppi, es geht wirklich nicht anders, aber man gönnt sich das als Mutter ja nie, ausser wenn man „muss“, wie auf dem Arbeitsweg…

  • Reply Viv 13. Juli 2012 at 10:40 am

    Ach wie schön! Herrlich geschrieben und ich kann es absolut nachfühlen! Danke für diesen Beitrag, habe sehr gelacht 🙂

  • Reply Susi K (@BocaFrau) 18. Juli 2012 at 6:18 pm

    Ich schwitze nur vom lesen. Kann gern glauben das die Fahrt in der U-Bahn gut fuer’s relaxen sind. Ich verstecke mich abends meisetens fuer 20 minuten in unserem Schlafzimmer und mache Pilates. Das brauch ich echt! 🙂

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