Gastbeiträge

Wie ich den schwebenden Wäscheständer (neu) erfand

3. Juli 2016

Wäscheständer sind tägliche Begleiter von uns Eltern im Alltag. Kinder verändern das Leben- und sie bringen viel Wäschewaschen mit sich. Plötzlich beschäftigt man sich täglich mit dem nie kleiner werdenden Wäscheberg. Und wo sollen eigentlich all die Strampler und Lätzchen getrocknet werden? Heute erzählt Erfinder und Unternehmer Samuel Kutter, wie ihn der reale Platzmangel seiner jungen Familie in München zur Idee des „Hangbird“, dem an der Decke schwebenden Wäscheständer, inspirierte. Samuel kenne ich nicht anders als immer an igendetwas herumtüftelnd. Mein Mann hat zusammen mit Samuel in England studiert und beide verblüfften dort die Einheimischen recht häufig, weil sie in der Waschküche des Stundentenwohnheims seltene Kacheln freilegten oder im Fluß nach Hufeisen tauchten. „Oh, look at those silly Swiss and German guys“, hiess es dann oft. Aber wer zuletzt lacht…..

Der Hangbird ist ein wirklich überzeugendes, qualitativ hochwertiges und schönes Produkt. Wer hat’s erfunden? Ja, natürlich. Samuel ist Exil-Schweizer und genauso wie beim Hustenbonbon ist hier echte Schweizer Qualität am Werk…

Kleiner Zwerg bringt Wäscheberg oder hier ist meine Geschäftsidee!

Als sich der Bauch – nicht meiner – zu wölben begann, war vor allem die Freude groß. Dann kamen auch praktische Fragen, zum Beispiel ganz einfach: „Wohin“ mit dem neuen Kind? Schließlich hatten wir uns doch in den eigenen vier Wänden eine traute Zweisamkeit „aufgebaut“, durchaus wörtlich zu verstehen: Möbel und Gebrauchsgegenstände waren über die Jahre angeschafft worden: Geliebtes, Praktisches, Notwendiges… und ein besonderes Ungeheuer darunter: hässlich und unpraktisch und nun mit akuter Gefahr, immer in Gebrauch und so auch immer präsent zu sein: der Wäscheständer.

Wenn’s die kleinen Dinge waren, die für den (Un-) Frieden im Paarleben sorgten, dann z. B. die Frage, wo das sperrige Teil stand. „Nicht im Wohnzimmer!“, sagte ich; dagegen sie: „Im Schlafzimmer auch nicht.“

Hangbird-Szene4

Was tun? – Ein Wäscheständer wie in Cambridge!

Erinnert hab‘ ich mich an vergangene Studienzeiten in England. In England habe ich nicht nur Herr „Frau Mutter“ kennengelernt (und folglich so auch Frau Mutter), sondern auch etwas Praktisches: ein „clothes horse“. Die Leserinnen und Leser, die jetzt an ein Pferd denken, setzen aufs falsche Pferd: horse meint hier „Gestell“, an dem die Wäsche hängt und das an die Decke hochgezogen wird, einen Wäschehänger also. Jolly good!

Das war die Inspiration. Es folgte also vor der Geburt meines Kindes: Verbesserung des viktorianischen Modells, Entwicklung einer eigenen Konstruktion und eines Flaschenzugssystems, mit dem sich das Ganze einfach hochziehen ließ – auch in beladenem Zustand und auch von Händen, die nicht die Fortsetzung von Bizeps-trainierten Armen sind. Und dann folgte natürlich: die Geburt. Und Freude am Kindersegen mit einem Wäscheberg so hoch wie die das Matterhorn.

Junger Vater und junger Unternehmer: Schaff ich das alles?

Persönlich gab es dann und wann bange Blicke in die Zukunft, wohin sich die eigene berufliche Tätigkeit entwickelt, manchmal wie ein Blick auf ein weißes Blatt Papier. Der Blick nach oben ging nicht gen den Himmel, sondern auf die weiße Decke mit dem Wäschehänger. Bei längerem Sinnieren über dessen Vorgeschichte dachte ich mir letztes Jahr, das Wäscheständer-Ärgernis müssen viele haben. Nachdem wir auch nicht auf immer gleichen, weißen Spritzgussplastik-Stühlen sitzen, so wäre es doch Zeit für ein „Update“ des Wäscheständers: Die Neufassung des hässlichen Wäscheständers aus plastifiziertem Fernost-Metall ist doch eine unternehmerische Chance!Gesagt und getan! – wobei ich jetzt sagen kann, dass das natürlich die Realität völlig falsch wiedergibt. Auch ein einfach‘ Ding aus Holz und Seilen will im Detail durchdacht sein. Beim Schritt in die eigene Unternehmung – hier konkret: die Herstellung und der Vertrieb eines Möbelstückes – hilft zwar die Erfahrung aus der Vergangenheit (Naturwissenschaftliches Studium / Beratung / Großkonzern / Startup), aber viel ist schlicht und einfach Tun: Kleines und Großes, Wichtiges und auch Banales. Das war durchaus die Absicht meiner Veränderung: eine große Abwechslung in den täglichen Aufgaben zu finden.

Im Video erzählen Samuel und seine Frau Anja wie es zur Idee des „Hangbird“ kam:

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Bis der Hangbird fliegt gibt es Durststrecken, aber wir sind kurz vorm Ziel

Natürlich gibt es auch die langen Durststrecken: Die Produktfotos zum Beispiel, die andere jetzt als chic bezeichnen (was ein großes Kompliment ist), sind durch „liebevolle“ Zuwendung (sprich: beharrliche, hartnäckige, aufwendige Detailarbeit) entstanden: Das Zusammenstellen und -tragen (wörtlich!) von eigenen Kleidern, ausgeliehenen Orangenbäumchen, Möbeln (ja, von großzügigen Einzelhändlern!) und Kinderspielsachen (vom mittlerweile Fünfjährigen), das Einrichten des Fotosets, die Aufmerksamkeit für Details…

Ich habe Glück: Das einfache Möbelstück braucht relativ wenige Investitionen vorab (auch wenn gefühlt auch die getätigten schon zu viel sind). Was es jedoch vor allem braucht, ist viel Zeit für die besagten Details und ein (idealerweise) unermüdliches Durchhaltevermögen, bis Dinge 100 % geklärt sind, bis die besten Lieferanten recherchiert sind und bis weitere Unterstützer gefunden sind. Die Frage ist nicht, wie viel ich tun könnte, sondern wie viel ich leisten kann – auch in Bezug auf die eigene Familie.

Doch nicht nur eigenes Tun hilft, sondern auch die Unterstützung von Freunden und Bekannten. Von Selbständigkeit träumen viele, und so ist die Unterstützung für einen, der’s wagt, groß: ein großes Reservoir an positiver Energie! Das geschieht (vorzugsweise) nicht nur in Form von wohlgemeinten, mehr oder weniger guten Ratschlägen, sondern Freunde waren erste Testkunden, unterstützten bei der Namensfindung, berieten bei Patent- und Markenaspekten oder laden mich ein, einen Gastbeitrag zu verfassen. Danke dafür! (Anmerkung der Redaktion: Gerne geschehen, Samuel!)

So könnt Ihr Samuel unterstützen:

Seid Ihr auch so begeistert von der Idee des Hangbird wie ich? Gerade für junge Familien mit beschränktem Raumangebot in Städten ist das doch die Idee!

Bis zum 9. Juli sucht Samuel auf Kickstarter Unterstützer für die Produktion der ersten Serie des „Wäschehängers zum Hochziehen“. Ihr könnt den Hangbird dort zum Einführungspreis erwerben. Ich bin sicher, dass sein Hangbird fliegen wird! Von 15.000 Euro Finanzierungsziel ist er nur noch knappe 2000 Euro entfernt! Übrigens wird der „schwebende Wäscheständer“ in Zusammenarbeit mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung gefertigt, super!

Danke, Samuel für Deine Geschichte!

Frau Mutter folgen

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4 Kommentare

  • Reply JesSi Ca 3. Juli 2016 at 10:20 am

    Oh was für eine tolle Sache – überlege gerade, das das doch auch in der Garage super wäre – wenn das auto nicht zu zu hoch ist…. da steht nämlich meist unsere Wäsche wenn es regnet…

  • Reply Simone 4. Juli 2016 at 7:22 pm

    Total klasse und hier in Neuseeland gibt es dieses coole Ding schon. Allerdings nicht so schön und gross und meist nur aus Holz. Da hier noch vorwiegend mit Holz geheizt ist das dry rack hier in der Nähe des Kamin angebracht! Wir haben keins aber die Idee ist echt klasse. Hoffe das sie Erfolg hat in der alten Heimat!
    Liebe Grüße aus Timaru Neuseeland
    Simonev

  • Reply Junoo 20. Oktober 2016 at 5:41 pm

    klasse, ich brauche unbedingt so einen schwebenden Wäscheständer :). Könnte man qausi auch schnell nachbauen.
    Lg Junoo

  • Reply Aaron 4. Januar 2017 at 12:24 am

    ich hab den nachgemachten von aldi, aber genauso genial… je nachdem was ich wasche kann es mit einer maschiene aber auc mal eng werden.. wir haben aber auch en 8 kilo trommel und halbvol läuft die seltenst

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