Gastbeiträge

Liebespaar bleiben: Mama und Papa haben eine Date Night

26. Mai 2016

Ein Liebespaar zu bleiben, das ist gar nicht so einfach. Sich regelmässig zum Sex verabreden, macht das Sinn? Montags Bürokratiekram, Dienstags Kino, mittwochs Liebe? Meine Kolumnistin Sandra hat das mal ausprobiert und beschreibt ihre Erfahrungen

Eine neue Freundin erzählt mir, dass sie sich nach zwei Wochen Abstinenz mit ihrem Partner zum Sex verabredet, weil sie sonst zu rollig wird. Wie romantisch! Andererseits… bei mir ist durch Weihnachts- und Neujahrstress, Kinderkrankheiten und mieses Wetter bis weit nach Ostern sexuelle Nebensaison, die sich weit jenseits der Zwei-Wochen-Zone bewegt.Was bei meiner Freundin funktioniert, kann für meine Beziehung nicht schlecht sein, denke ich, und rufe für mich und meinen Mann die Sex-Date-Night ins Leben. Was klingt wie ein schlechter Porno aus den 1970ern ist mein Survivaltraining für unser Sexleben.

Das Liebespaar-Survival-Training

Vorsichtshalber erzähle ich meinem Mann erstmal nichts von meiner Idee. Ich selber hasse ja auch Sex auf Kommando und so weiß er wenigstens nichts von meinem Plan und kann mich mit seiner Spontaneität im wahrsten Sinne des Wortes übermannen. Soweit die Theorie.

Erster Versuch: Ich organisiere einen Schwesternabend, bei dem das große auf das kleine Kind aufpasst, und reserviere einen Tisch in dem neuen italienischen Restaurant, das sehr romantisch sein soll. Ich wühle aus meiner Dessous-Schublade meine Strapse heraus – meine Gebete, dass sie mir noch passen mögen, sind erhört worden – dazu die Stümpfe und natürlich entsprechend reizende Unterwäsche. Ich fühle mich unglaublich sexy, bis ich das erste Mal im Restaurant aufs Klo muss und mir siedend heiß wieder einfällt, wieso Frau den Slip über die Bändsel von den Strapsen ziehen muss. Ich brauche also eine halbe Ewigkeit, bis ich mich erleichtert und neu sortiert habe, in der mein Mann schon drei Weingläser geleert hat und mir, wieder am Tisch angekommen, entsprechend glasig gegenüber sitzt. Die Strapse zwicken, wenn ich drauf sitze, weshalb ich unruhig auf meinem Stuhl rumrutsche und das Essen unfein herunterschlinge, es aber nicht versäume, meinen Pumps-beschuhten Fuss lasziv am Unterschenkel meines Mannes zu reiben. Dank des Weins bekommt er von meinen Untertischbemühungen nicht die Bohne mit. Er schlägt zu meinem Leidwesen einen Spaziergang am Hafen vor, den ich zwar total romantisch finde, mir aber dank meines luftigen Aufzugs, der nicht frühlingsgemäßen Temperaturen und fehlender wärmender Unterwäsche den Hintern abfriere, was meine sexuellen Absichten regelrecht vereisen lässt.

Reizwäsche ist auch zu anstrengend

Als wir zu Hause sind, will ich mir lieber die juckenden Strapse vom Leib reißen als ungehemmt über meinen Mann herfallen. Als ich dann endlich im bereit gelegten Negligeé aus dem Bad komme, schlummert er schon wie ein Baby. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Flucht nach vorne, ich weihe meinen Mann in mein Vorhaben ein. Er ist überraschenderweise interessiert, aber ich sehe den kleinen Funken Leistungsdruck, der unvermeidlich bei Sex nach Kalender entsteht, in seinen Augen aufflammen. Der zweite Versuch verläuft denn auch ähnlich erfolgreich…

Same procedure – wir gehen essen. Die zwickenden Strapse habe ich gegen bequeme, dennoch hübsche Wäsche getauscht, die auch einem spontanen Wintereinbruch standhält. „Sollen wir uns jetzt über Sex unterhalten, damit wir in Stimmung kommen?“, fragt mein Mann unsicher. Irgenwie rührig, sein wenn auch krampfhaftes Engagement. Ich wünsche mir sehnsüchtig die Zeiten zurück, in der wir genug Zeit und Begierde hatten, um täglich Sex zu haben. Als es immer und überall unverhofft zu Sex kommen konnte.
Ich kann nicht glauben, dass wir uns heute dafür verabreden müssen und unsere Lust planen wie den nächsten Kindergeburtstag. Ich seufze ernüchtert. „Nein, lass gut sein, wir können auch einfach nur essen.“

Es dauert, bis man sich einruckelt

Trotz der beiden kläglichen ersten Versuche haben wir uns nicht entmutigen lassen und unnachgiebig alle zwei Wochen einen Termin gemacht. Einen sogenannten „Beziehungstermin“, den wir einfach mal der Zweisamkeit widmen. Ganz ohne die üblichen Gespräche über Kinder, Haushalt oder Geld, ohne stupides Fernsehschauen, sondern lediglich unsere Anwesenheit und Nähe wahrnehmen und geniessen. Manchmal gehen wir essen, manchmal lesen wir und kuscheln dabei und – wenn wir in Stimmung sind – haben wir auch Sex getreu dem Motto: Alles kann, nichts muss! Und mittlerweile freuen wir uns auf den Termin und die körperliche Lust stellt sich ganz von selbst ein.

Denn wir Menschen sind eben Gewohnheitstiere, wir brauchen Rituale. Selbst wenn das aus einer Sex-Date-Night besteht, die uns hilft, über den Alltag nicht zu vergessen, dass wir auch und immer noch ein Liebespaar sind.

Frau Mutter folgen

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