Familienalltag mit Humor

Wonder Woman oder: Warum meine 6jährige Tochter einen FSK 12 Film schauen durfte

29. Juni 2017
wonder woman frau mutter blog

Eine Wonder Woman sollte sich auch „Wonder Woman“ anschauen dürfen, oder? Auch wenn sie erst sechs Jahre alt ist? Nein, das geht nicht! Ach, ist doch nicht so schlimm! Und wenn sie danach nicht schlafen kann? Ist doch alles ganz harmlos! Aber da gibt’s doch auch Sex und Kriegszenen! So diskutierte ich letzten Sonntag mit meinem Mann.

Es war einer dieser regnerischen Sonntage, der Sohn war anderweitig verabredet und Langeweile kündigte sich an. Nun sind leider wir keine DIY und Basteleltern, aber es würde sich doch sicher eine andere pädagogisch wertvolle Tätigkeit für Tochter und Eltern finden. Ein Blick ins Kinoprogramm? Aha, der 125. Animatinsfilm mit tanzenden Tieren oder sprechendem Spielzeug. Gääähn.

Der Vorschlag meines Mannes: Wonder Woman! Das ist doch feministisch, zeigt starke Frauen, also tolle Vorbilder und würde doch so gut zu Constanze passen. Ich rieche den Braten sofort.

„Du findest doch nur Gal Gadot heiss!“

„Ja, aber…“

„Nix aber. Schau Dir halt den Trailer an. Das ist noch nichts für sie. Außerdem steht da ja klar und deutlich FSK 12. DEINE Tochter ist erst sechs Jahre alt.“

wonder woman

Wonder Woman: Pädagogisch wertvoll?

Es ging noch eine halbe Stunde so weiter. Es wurden mehrere Trailer angeschaut zur Überprüfung der Altersttauglicheit. Mhh, eigentlich wollte ich den Film ja auch gerne schauen. Und vielleicht ist Wonder Woman ja doch ein Film mit starken weiblichen Vorbildern? Schon allein, weil Chris Pine als Bruchpilot von Wonder Woman gerettet wird und in einem sexy Natur-Whirlpool gesund gepflegt wird?

Es gab schließlich einen Kompromiss. Wir beschlossen ins Kino zu gehen und sagen der Tochter, dass wir ihr die Augen zuhalten werden oder rausgehen, wenn es zu gruselig wird. Ich stellte mich also schon mal darauf ein, im Kino vor der Tür zu sitzen mit einer großen Packung Popcorn für meine Tochter und ich die Begriffe „Chris Pine Jacuzzi nackich?“ auf dem Handy googelnd.

Wir machten uns fertig fürs Kino und trafen vor der Haustür unsere 80jährigen Nachbarn.
„Wir schauen jetzt einen Film mit Krieg, Schiessen und Knutschen.“, gab Constanze bekannt. Naaaa toll.

Die ganze Autofahrt über hatte ich ein schlechtes Gewissen. Geht doch nicht. Was sind wir denn überhaupt für Eltern? Meine Tochter wird für immer geschädigt, weil mein Mann auf female warriors und ich auf blaue Augen stehe.

Auf der Fahrt googelte ich „Jugendschutz Kino Eltern Strafe“. Ich werde auf der Seite des Bundesfamilienministeriums fündig:

„Die Altersbeschränkungen gelten grundsätzlich auch, wenn Eltern oder Erziehungsbeauftragte Minderjährige begleiten. Eine Ausnahme ist, wenn Kinder zwischen 6 und 12 Jahren in Begleitung ihrer Eltern (Personensorgeberechtigten) in einen Film gehen, der mit „Freigegeben ab zwölf Jahren“ gekennzeichnet ist (Parental Guidance). Ist lediglich eine erziehungsbeauftragte Person dabei, gilt die Ausnahme nicht.“

Uff. Mega Uff. Nochmal Glück gehabt. Mama und Papa können also mit dem Kind in Baller-Filme gehen. Alles ganz legal! Ist es aber auch legitim?

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Ein toller Kinobesuch mit den verantwortungslosen Eltern

So einfach ist es natürlich nicht. Nicht für jedes Kind ist es okay, ab einem frühen Alter mit zuviel Realität in Kontakt zu kommen. Als Kind war ich zum Beispiel sehr schreckhaft. Wenn nachmittags nach meiner Kindersendung die Ansagerin einen Grusel-Film für abends nur ankündigte, konnte ich schon nicht mehr schlafen und verbrachte die komplette Nacht unter der Decke. Kein Witz.

Ich war also immer sehr vorsichtig mit meinen Kindern, was das Anschauen von Gewalt und Sexszenen angeht. Bis ich irgendwann gemerkt habe, dass solche Szenen meinen Sohn und auch meine Tochter mehr oder weniger kalt lassen. Noch nie haben sich meine Kinder wegen einem Film irgendwie gegruselt. Natürlich lassen wir sie nicht ALLES ansehen, kontrollieren was geguckt wird und schauen Filme wie „Wonder Woman“ immer gemeinsam an.

Bei der „Wunder-Frau“ schnellten dann tatsächlich auch oft unsere Hände vor ihre Augen. Allzu schreckliche Kriegs- und Kampfszenen müssen ja echt nicht sein, um die Message von Wonder Woman zu verstehen. Natürlich gab es aber Kämpfe im Kinosessel. Die Tochter wollte sich die Augen bei einem harmlosen Schwertkampf nicht zuhalten lassen. Und ich auch nicht, wenn Chris Pine mal wieder im Whirlpool planschte.

Sind wir nicht alle Wonder Women?!

Am Ende hatten wir einen echt schönen Kinonachmittag. Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel 1. Weltkrieg und zu wenig Love-Story, aber die Frauen-Figuren (auch die Ü40!) sind wirklich großartig. Tatsächlich werden mental und körperlich starke Frauen gezeigt, zu denen man sofort aufblickt. Diese Amazonen leben autark und helfen den manchmal etwas hilflosen Männern aus der Patsche. Wie im echten Leben eigentlich. Dazu wirklich großartige Kostüme und beeindruckende Landschaften. Der Film macht wirklich Spaß!

Zuhause spielten meine Tochter und ich noch ein bisschen Wonder Woman. Superhelden-Kostüme gibt es ja genug in unserem Haus;)

„Mama, ich rette Dich vor den bösen Deutschen, dann verwandele ich Dich in eine Amazone und Du musst nie mehr Sport machen“, sagte meine Tochter.
„Du bist so ein bisschen wie die Gal Gadot unserer Reihenhaussiedlung“, sagte mein Mann.

Hat sich doch gelohnt, der Kinobesuch.

Mich würde Eure Meinung interessieren: Geht Ihr mit Euren Kindern in Filme, für die sie eigentlich noch zu klein sind?

foto: pixabay

 

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9 Kommentare

  • Reply Katja 29. Juni 2017 at 7:44 am

    Ich habe keine Erfahrung, weil mein sechsjähriges Kind einen Kinofilm von der Länge gar nicht durchhalten würde 🙂 Aber ich habe natürlich eine Meinung. Das F von FSK steht ja auch für freiwillig. Du hast dir vorher ja Gedanken gemacht, ob du das deiner Tochter zumuten kannst und hast entschieden: ja. Ich denke, dass der mentale Horizont einer Sechsjährigen für einen Film ab zwölf eher nicht ausreichend ist. Sexszenen finde ich total unproblematisch, so lange sie nicht pornografisch sind. Sex gehört zum Leben und sollte was Normales sein. Anders verhält es sich, meiner Meinung nach, mit Kriegsszenen. Da sollten wir froh sein, dass unsere Kinder mit so etwas nicht in Berührung kommen müssen.
    Fazit: Jede Mutter, jeder Vater kennt sein Kind am besten und sollte wissen, was man ihr/ihm zumuten kann. Die Spanne von sechs bis zwölf finde ich allerdings zu groß. Wenn das Kind zehn wäre, dann kann man das überdenken, aber sechs Jahre, die das Kind von der FSK (die u.a. mit Entwicklungspsychologen zusammenarbeiten) trennen, wären mir zu viel.

    • Reply Frau Skywalker 29. Juni 2017 at 11:16 pm

      Das F aus FSK hat nichts damit zu tun, dass diese Vorgabe freiwillig ist.
      Die FSK Regelungen sind für Kinobetreiber bindend. Es sind gesetzliche Vorgaben.

      Die Vorlage der Filme zur Prüfung der Altersfreigabe ist freiwillig. Daher kommt das F.

      Natürlich wird in deutschen Kinos nur gezeigt, was geprüft ist, deswegen ist die Bezeichnung etwas unglücklich.

      Aber nichts ist schlimmer, als diskutierende Eltern, warum ein Vierjähriger nun nicht in einen FSK 6 Film darf. Das Jugendschutzgesetz schreibt das so vor. Punkt. Keine Frewilligkeit.

      Entschuldige, aber ich kämpfe täglich auf der Arbeit damit 🙂

  • Reply Frau Mutter 29. Juni 2017 at 8:35 am

    Hallo Katja, guter Punkt! Ja, wie im Blogpost beschrieben, haben wir ihr dann bei den Kampfszenen oft die Augen zugehalten. lg nina

  • Reply Nicola 29. Juni 2017 at 3:07 pm

    Meine Tochter ist wird bald 5.. Durch ihren Cousin war sie voll auf dem Harry Potter Trip.. und durfte diese auch gucken.. zumindest die ersten 3.. immer mit der Frage gehts? oder ist es zu gruselig? Sie hat das gucken unbeschadet und ohne Alpträume überstanden.. im Kino würde ich das aber nicht machen, denn da wäre es mir im Fall dee Fälle zu schade ums Geld.. witzigerweise gruselt es sie in manchen Disneyfilmen weitaus mehr.. Wenn ich dran denke, ich selber habe mit 6 Jahren die StarWars Filme und die ungeschnittenen Indiana Jones geguckt und sehe es daher nicht ganz so eng.

    • Reply Frau Mutter 29. Juni 2017 at 8:47 pm

      oh jaaaa, Indiana Jones gehört zur Bildung dazu;) LG nina

  • Reply schnuppismama 29. Juni 2017 at 8:06 pm

    Ich wusste gar nicht, dass das geht und Danke Dir sehr für diese Info. Meine 6jährige ist so wie Du als Kind – aber dennoch könnte ja mal ein Film mit dabei sein bzw. ist es ja noch lang bis 12.
    Und bei unserer 4jährigen Draufgängermotte könnte das sicher schon mit 6 mal in Frage kommen.
    Ich würde es wirklich vom Kind und vom Film abhängig machen und schließe diese Möglichkeit nicht aus, das zukünftig mal zu machen – ganz im Gegenteil.
    Daher: Danke für die Inspiration & Info!
    Liebe Grüße
    schnuppismama

    • Reply Frau Mutter 29. Juni 2017 at 8:46 pm

      Liebe Schnuppismama, ich bin ja auch eher zufällig auf diese Regelung gestoßen und war eigentlich ganz dankbar dafür.
      So kann man wirklich entscheiden, was gut für das Kind ist. lg nina

  • Reply Sabrina Schuberth 6. Juli 2017 at 8:28 am

    Hallo Nina,
    bin heute auf den Blogartikel gestoßen und finde es super wie du das teilst. Bei uns ist es leider nicht so einfach.
    Wollten im Jänner mit meinen 15-jährigen Sohn in einen Film gehen der FSK16 war – nach langer Diskussion mit der Dame am Kinoschalter dann eine „Ausnahme“. Naja was soll ich sagen – mein Sohn hat davon keine bleibenden Schäden im Gegenteil, er fand den Film richtig interessant. Dagegen hielten mein Tochter (19) und ich uns ständig die Augen zu. Also jeder Mensch ist anders, die Einen sind mehr schreckhafter als die Anderen. Die einen können Kampfszenen verkraften – andere fürchten sich davor. Finde es toll wie ihr das geregelt habt. Jede Mutter weiß wo die Grenzen von dem eigenen Kindern sind und man muss diese einfach einschätzen können ob man das dem Kind zutraut. Respekt an dich das du das so durchsetzt.

    MFG

  • Reply Nadine 8. August 2017 at 7:39 pm

    Hallo,
    Wir haben die Filme Rubinrot bis Smaragdgrün mit unserer 8 bzw 9 jährigem geschaut (2 von 3 FSK 12) . Sie kannte das Hörbuch, da ich es im Auto hörte und sie ab und an mal mitgehört hat. Feuer und Flamme hat sie die Hörbücher mehrfach verschlungen. Daher kannte sie die Handlung im Prinzip vorher und hat an 2 Stellen von sich aus gesagt, sie würde mal lieber weg schauen. Das ging super!
    Harry Potter Teil 1 hat sie trotz fsk6 mit 9 Jahren wesentlich schlechter „verkraftet“. Twilight Teil 1 haben wir auch geschaut, weil sie total auf Vampire steht. Allerdings nur bis zum Ballettstudio…
    Ich denke, die FSK ist nicht immer für jedes Kind zutreffend. Solche Filme kucken wir ausschließlich zusammen, und das auch nur, weil sie auch wirklich weg schaut, wenn es ihr zu blöd wird und es kommt etwas aufs Thema an.
    Viele Grüße
    Nadine

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