Familienalltag mit Humor

Wenn Mama auch Hausaufgaben machen will

18. Januar 2017

Die Hausaufgaben für meinen Sohn machen? Wo gibt’s denn sowas? Ich bin doch keine dieser übergriffigen Heli-Mütter, die ihr Kind zum Abitur tragen. Pah, ich doch nicht! Ich werde immer die Balance halten zwischen Hilfe zu Selbsthilfe und Eigenverantwortung des Kindes. Ja!  So habe ich mir das an Sebastians erstem Schultag ausgemalt. Was für eine tolle Schulkind -Mutter ich werden würde, sooo gechillt und locker, was Hausaufgaben, Noten und Co. angeht. Nieee würden wir uns streiten beim Hausaufgaben machen, mein Sohn würde sicher auch von alleine an alles denken. Jaaaaa. Ach, was ist die Theorie so schön!

Jippie, es gibt ein Referat vorzubereiten!

Ich will ehrlich sein, vor Mathe üben und Naturwissenschaften drücke ich mir gerne. Mein Mann hatte in der Schule eine Vier und nicht wie ich eine wackelige Fünf, also ist das sein Job. Nur im äussersten Notfall mache ich Mathe mit dem Sohn und wenn, dann immer mit dem Taschenrechner unter dem Tisch. Eine gute Ausrede, warum ich nicht schriftlich dividieren kann, habe ich bis heute nicht gefunden. „Das haben wir in den Achtzigern gaaanz anders gerechnet“, funktioniert nicht mehr. Ganz anders bei Englisch, Deutsch und allen Vorträgen. Da lacht mein altes Schülerinnen-Herz, denn da war ich schon immer gut.

Englisch-Vokabeln abfragen? Yes, please und jetzt nochmal so aussprechen wie Mr. Darcy das in „Stolz und Vorurteil“ sagen würde. (Das Kind rollt mit den Augen)

Ein Fantasie-Aufasatz ist gefragt? Mama hört nicht auf zu quasseln und Charaktere zu erfinden („Ist gut Mama, ich schaff das schon!“)

Das Beste für mich in Schule und Uni waren aber immer Referate. Frei reden und vor Publikum, herrlich! Da gabs immer eine Eins von Lehrer oder Professor für mich. Nun sollte der Sohn ein Referat über Murmeltiere vorbereiten. Meine Königsdisziplin!

„Also, Sebastian, es ist immer gut, wenn man mit einer Anekdote anfängt, um das Publikum zu fesseln. Zum Beispiel“ Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier.“

„Mann, Mama…..“

„Wieso „Mann“, ich weiß wie das geht, das kannst Du mir glauben! Referate kann ich. Bei Referaten Mama fragen!“ Mein Gott, was hatte ich Lust auf das Referat. Murmeltiere, here i come!  Allein, der Sohn hatte keine Lust, dass ich ihm helfe.

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„So einen Quatsch erzähle ich nicht.“

Mmpf. So ging es noch ein wenig weiter. Auch Filmzitate zu „Und täglich grüßt das Murmeltier“ kamen gar nicht bei ihm an. Im Grunde wurden die Augen nun bis zum Haaransatz gerollt. Mama nervt.

„Herr Baumann hat uns das nicht gesagt, dass man so was auch sagen soll.“ Der Klassiker bei allen Hausaufgaben: „Wir sollen nur bis Seite drei lernen.“

Also wurde diskutiert. Man könne das ja trotzdem machen, glaub mal Deiner alten Mutter, Du wirst schon sehen. Die alte Leier…

murmeltiere

Wann wird es übergriffig?

Währenddessen stellte ich mir mal wieder die Frage, wann es eigentlich gut ist, „Anregungen“ zu geben und wann nicht.  Sollte man sich als Eltern komplett raushalten und nur kontrollieren, dass die Hausaufgaben erledigt wurden? Nachdem meine Filmzitat-Vorschläge nicht wirklich gut ankamen, wollte ich bei der Struktur des Referats helfen.

„Also Du fängst an mit der lateinischen Bezeichnung des weibl. Murmeltieres („Marmota“ übrigens, falls Ihr das auch mal braucht), dann Lebensraum, Ernährung, Besonderheiten…“

Dann habe ich mich dabei ertappt, wie ich die Suchbegriffe eingetippt habe. Das ist natürlich völliger Unsinn. Sebastian hat bei seinem Referat durchaus etwas über das Murmeltier gelernt. Ich habe ihm auch erklärt, welche Quellen es gibt und das “ Die grössten Pannen von Murmeltieren“, ein YouTube-Video hochgeladen von murmelbär7432 vielleicht kein so geeignetes Material ist. Das Kind machen lassen bedeutet auch, Fehler zuzulassen (was okay ist), aber eben auch vielleicht Versagen und eine schlechte Note. Mit allem, was dazu gehört. Heulen, Zähne knirschen, ……..schlechte Note auf dem Zeugnis und……

Aber die Note „zählt“ doch….

Bei uns beginnen nun die Noten für die weiterführende Schule zu zählen. „Das Kind einfach machen lassen“ bedeutet dann in letzter Konsequenz auch vielleicht nicht die Wunsch-Note und die Wunsch-Schule. Ob das nun Gymnasium oder eine andere ist, die man gerne für sein Kind hätte. Gleichzeitig will ich meinen Sohn auch nicht zu irgendetwas zwingen, auf Teufel komm raus. Schule als Qual, Durchhalten bis zum gewünschten Abschluss, nein, das auch nicht.

Ich finde es nicht einfach, die richtige Balance bei Schuldingen zu finden. Wirklich nicht. Wie geht denn eigentlich „richtig helfen“ in der Schule, nicht zu viel, nicht zu wenig? Und vor allem: Wie schafft man es konfliktfrei? In meiner Kindheit gab es oft Streiterei, das will ich nicht für uns. Ich muss mal recherchieren, vielleicht gibt es ja auch für dieses Thema ein YouTube-Tutorial……

 

Was meint Ihr? Helft Ihr bei den Hausaufgaben oder haltet Ihr Euch raus?

foto:pixabay

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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9 Kommentare

  • Reply Kerstin 18. Januar 2017 at 8:53 am

    Also…
    … unser Sohn ist in der 8. Klasse Gymnasium und mit dem letzten Jahr kam die erste zu erstellende GFS auf ihn zu. Die Buchstabenkombination steht offensichtlich bei Vielen für „ganze Familie schafft“ und so gab es wohl Ausarbeitungen, bei denen der Lehrer ein Lob für die Arbeit der Mutter vermerkt hat.
    Ich sehe es ähnlich wie du, denn gerade bei Referaten oder Themenarbeiten könnte ich den Sohn mit Ideen verbal fast erschlagen – und halte mich mitlerweile zurück. Bei der Recherche gebe ich ihm Tips (wenn er fragt…) und was immer gut ist, ist es ihn seine jeweiligen Fortschritte vortragen zu lassen.
    Manchmal bekomme ich Gänsehaut auf den Zähnen und möchte am liebsten dazwischen rufen oder die Präsentation heimlich nachts überarbeiten, aber mal ehrlich – er ist 13! Da kann er sich noch nicht so gewählt ausdrücken wie ein Abiturient und auch die logische Abfolge der zu bearbeitenden Aufgabe geht manchmal ein klein wenig verloren. Ich bin noch nicht wirklich cool, aber mit seiner zunehmenden Erfahrung wird das schon noch bis zum Abitur.
    Hoffentlich.

    Liebe Grüße vom Bodensee
    Kerstin

    • Reply Frau Mutter 18. Januar 2017 at 9:39 am

      hallo kerstin,
      danke für deine offenen worte. Lob für die arbeit der mutter, sehr witzig. Gut, dass Du das mit dem Zurücknehmen schaffst! LG nina

  • Reply Gartenbuddelei 18. Januar 2017 at 9:08 am

    Wow, ein ganzer Artikel nur über mich *lach*! In jeder Deiner Zeilen habe ich mich wiederentdeckt… Als Kind der Siebziger, dem NIE geholfen wurde und das immer Magenschmerzen in der Schule hatte, habe ich die andere Variante gewählt: Ich helfe, wo es nur geht. Das hat meinen Sohn immerhin aufs Gymnasium gebracht. Ob das ein Erfolg ist? Eher nicht. Denn auch hier geht es genauso weiter – Mutter hilft (G8 sei Dank) und Kind ist oft verzweifelt. Mir scheint fast, wie man es macht, macht man es verkehrt. Ach ja und die anderen Mütter: Die helfen natürlich NIE!!! Das machen die Kinder alles ALLEINE! Nee, is klar…. Einen Vorteil hat das Ganze natürlich: Ich kann inzwischen alle Mathematikaufgaben mit Bravour lösen, beherrsche die englische Grammatik im EffEff … wer weiß, wofür es nützt…
    LG Anja

    • Reply Frau Mutter 18. Januar 2017 at 9:41 am

      Liebe Anja,
      ich verstehe voll und ganz, wenn man das Kind aufs Gymnasium bringen will. Danke für Deine Offenheit. Es ist wirklich nicht einfach. Doof auch, dass man sich alleine fühlt, weil die anderen Mütter nieeee helfen. lol- mehr ehrlichkeit wäre super. lg nina

  • Reply Laura 18. Januar 2017 at 3:38 pm

    So bekannt. Du hast meine Geschichte geschrieben. Vielen Dank.

  • Reply Mama Maus 18. Januar 2017 at 9:02 pm

    Hallo Nina,

    Bei uns hat der Schulstress – und das ist es aktuell leider wirklich – im August erst begonnen.

    Ich glaube unsere Kinder haben es nicht leicht mit mir als Mutter. Mir fällt es manchmal schwer, wenn jemand etwas nicht ähnlich schnell begreift wie ich.

    Ich hoffe, ich schaffe es ähnlich gut wie du mich zurück zu nehmen. Zum Glück habe ich noch einige Jahre Zeit um die nötige Gelassenheit zu finden.

    Viele Grüße
    Mama Maus

  • Reply Anina 19. Januar 2017 at 6:14 am

    Hallo Nina, „Murmeltiere – here I come“:-), herrlich! Ich glaube diese Probleme kennt jede Schulkind-Mama. Wir leben im Ausland aber unsere Kinder sind bis letztes Jahr auch in eine deutsche Schule gegangen. Seit diesem Schuljahr besuchen beide (4. und 7. Klasse) eine internationale Schule. Und – o Wunder – die intensive Beteiligung der Eltern gibt es dort einfach gar nicht. Die Kinder lernen komplett selbständig, haben ihre eigenen Computer (ab Klasse 6), sind multimedial fitter als ihre Eltern, Recherchen im Web gehören zum Handwerkszeug und Präsentationen sowieso. Schüler (und Eltern) nutzen ein Webportal auf dem alles online jederzeit abrufbar ist und die Kids sind total motiviert ihre Aufgaben, Präsentationen etc selbständig zu machen (inkl. lernen für Tests!). Ich muss sagen, seit dieser Erfahrung habe ich das deutsche Schulsystem etwas in Verdacht, dass dort ganz schön viel an struktureller Unterstützung an die Eltern „outgesourced“ wird – und meiner Meinung nach ist das ein echtes Defizit im System, aber leider vermutlich nicht zu ändern …. Insofern muss man einfach weiter eine vernünftige Balance zwischen Unterstützung, Kontrolle und Loslassen finden. Die gute Nachricht: es wird besser je älter die Kinder werden. Ich glaube nicht, dass Du bei einem 10.Klässler noch „Murmeltier-Recherche“ leisten must:-))
    Liebe Grüße

    • Reply Frau Mutter 19. Januar 2017 at 7:58 am

      Liebe Anina,
      was für eine wunderbare Situation Ihr da habt! Glückwunsch! Du hast Recht, es scheint hier o, als würde Schule ohne die Eltern nicht klappen. Aber dann freue ich mich, wenn es abnimmt. Irgendwann sollten die Kids das ja wirklich alleine können……LG Nina

  • Reply Miri 24. Februar 2017 at 10:37 pm

    Bei uns geht es in der Schule erst im Sommer los, aber ich erkenne mich jetzt schon in dem Artikel wieder. 😉 Natürlich soll mein Sohn selbständig und ohne Druck lernen, aber ich fretmich jetzt schon auf die spannenden Aufgaben, die er so bekommen wird… 😉

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