Familienalltag mit Humor

Mama und die anderen Männer

12. Januar 2017

Ich bin eigentlich ganz gerne mit meinem Mann verheiratet. Ich finde ihn nach über zehn Jahren Ehe, fast zwanzig (!) Jahren Beziehung und 30 Jahren Freundschaft echt noch toll, ein HAMMER Typ ist das. Okay, jetzt trage ich ein bisschen dick auf. Aber ich finde ihn wirklich nur selten doof, wir haben uns immer was zu erzählen und ich mag seinen Humor, schon seit 1986.

Trotzdem bin ich ja nicht kurzsichtig, was andere Männer betrifft. Obwohl bin ich ja eigentlich doch, bei Minus sechs Dioptrien dürfte ich ja eigentlich gar nicht mitbekommen, welche krass heißen Typen täglich an mir vorbei schlendern.  Ein Glück gibt es Sehhilfen!

Meine Kinder finden das nur leider gar nicht so witzig, wenn ich mal wieder meine Brille geputzt habe und die geballte Herrlichkeit in meiner Umgebung wahrnehme. So wie kürzlich, als wir uns alle gemeinsam zwischen den Jahren die Neuverfilmung von „Winnetou“ ansahen.

Mama hat schon Papa, also warum will sie Winnetou?

Mein Mann und die Kinder sassen gebannt vorm Fernseher und fieberten mit, was Old Shatterhand und Co. erlebten. Ich verlor schnell das Interesse: immer nur Geballere, Männerfreundschaft und die Lovestory liess sich nach meinem Geschmack auch zu langsam an. Aber dann: WINNETOU!

Oh………

Der Apache reitet gerade durchs Bild mit einem beeindruckenden Trizeps und den wohl perfektesten Wangenknochen the world has ever seen. Und wie er so traurig zum Horizont schaut! Und das tolle Knochen-Bustier, das er da trägt! Und die Haaare! Single ist er auch noch!

Ich kann mich nicht mehr beherrschen.

„Mann, der Winnetou ist aber schnuckelig“, entfährt es mir, während ich verträumt an einen Kartoffel-Chip knabbere.

Eiskalte Blicke neben mir. Von allen Familienmitgliedern.

„Mama, hör auf, was soll das? Du hast schon Papa!“, kanzelt mich Sebastian streng ab.

„Mama, außerdem ist Papa viel hübscher als Winnetou“, gibt Constanze zu bedenken. Benedikt nickt eifrig und setzt dabei sein „Ich armer, gebeutelter Ehemann-Gesicht“ auf.

„Wenigstens eine findet mich hier schön, jajajajaja.“ Constanze streichelt ihm tröstend und liebevoll über den Arm, während er seufzt. Das scheint ihm Spaß zu machen.

Meine Kinder schauen mich weiter strafend an und entwenden mir die Chips-Tüte. Ich verlasse das Wohnzimmer, hier versteht mich ja eh keiner.

„Aber ich kenne den Winnetou doch gar nicht, also ich habe den doch noch nie in echt gesehen! Aber Winnetou hat wunderbare Wangenknochen, wirklich!“… Keiner hört zu.  Alliterationen findet auch keiner super. Mmmpf.

 

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(Der alte Winnetou ist aber auch nicht schlecht….)

Für Kinder gibt es nur schwarz und weiss

Obwohl, natürlich kann ich das nachvollziehen. Für unsere Kinder ist es erst einmal eine Bedrohung, wenn Mama oder Papa andere Menschen attraktiv finden. Die Familie, ihre sichere Welt wäre in Gefahr. Das man Andere anziehend finden kann und Papa trotzdem Häuptling oder Ober-Trapper bleibt, ist für meinen zehnjährigen Sohn und erst recht nicht für meine fünfjährige Tochter nachzuvollziehen. Öffentliche Zuschaustellung von Zuneigung ihrer Eltern ist aber auch schwierig.  Constanze und Sebastian finden es aber sowas von über-peinlich, wenn wir uns mal vor ihnen umarmen oder küssen. Muss das sein? Echt jetzt? In EUREM Alter? Okay, tut uns leid, soll nicht wieder vorkommen….

Mit Winnetou bei Aldi

Es besteht ja jetzt auch nicht wirklich Gefahr, dass Winnetou mir nachmittags beim Einkaufen begegnet. Ich stelle mir vor, wie der Indianer um die Ecke bei Aldi in unserem Kiez reitet. Fällt mir jetzt gar nicht sooo schwer, meine Fantasie anzuregen.

„Was machen weisse Frau da?“

„Ich bringe Leergut weg, größer Häuptling der Apachen. Ich bin außerdem voll für Umweltschutz, finde Erdöl auch Mist und dein Ethno-Look ist dufte! Nimmst Du mich auf Deinem Pferd mit oder wollen wir gleich meinen Kombi nehmen? Ich hab übrigens eine Ledder-Leggings aus Plastik, sieht aber wie echt aus. “

Ach, passiert ja eh nicht.

Am nächsten Morgen hat es mein Mann ganz eilig, denn er will mit den Kindern zum Friseur.

„Wir gehen wieder zu der netten Japanerin, die meine Haare so toll fand.“ Aha. Ich frage mich, ob die Frau jünger ist und schöne Wangenknochen hat und packe erstmal mein Leergut zusammen, denn die nächste Fahrt zum Discounter steht an. Seufz…….

Wenn ich es mir so recht überlege, hat mich Winnetou in meinem ganzen Leben aber noch nie zum Lachen gebracht, Wangenknochen hin oder her.

Foto: Malina Ebert Fotografie

 

 

 

 

 

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2 Kommentare

  • Reply Nicole 13. Januar 2017 at 1:18 pm

    Wieso empfinden Kinder denn so eine Äußerung gleich als Bedrohung? Bedrohung wovon? Woher nehmen sie denn diesen angeblichen kausalen Zusammenhang?

    Ich habe ganz andere Erfahrungen. Mein Sohn ist offen in seinen Gedanken. Sein Herz und seine „Familie“ riesengroß. Wir reden darüber, dass man viele Menschen toll finden kann, ein Herz viele Menschen lieben kann. Wenn das selbstverständlich ist, kommt auch niemand auf die Idee bei einer so harmlosen Bemerkung zu intervenieren.

    Ich wünsche mir bei der Vermittlung von Familienbildern viel mehr Offenheit und Vielfalt.

    Viele Grüße.

    • Reply Frau Mutter 13. Januar 2017 at 2:24 pm

      Hallo Nicole,
      danke für Deine Erfahrungen, das ist doch schön, wenn Ihr so lebt und das Eurem Kind gut tut. Viele Grüße Nina

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