Familienalltag mit Humor

Identitätskrise von Müttern: Wenn die Mom-Life-Crisis kommt

26. April 2017
identitätskrise von müttern

Identitätskrise von Müttern, ja das gibt es und das bedeutet nicht gleich „regretting motherhood“, ein Begriff der vor rund einem Jahr durch das Netz geisterte. Immerhin, die Diskussion darum hat doch erreicht, dass wir Mütter uns das Recht nehmen, ehrlich und offen mit unseren Zweifeln umzugehen. Sagen zu dürfen: Manchmal habe ich echt keinen Bock mehr! Gastautorin Sandy erzählt uns heute von einem A-Ha Moment in ihrer „mom-life-crisis“, den wir alle bestimmt sehr gut nachempfinden können.

Mittwoch, 22. Februar 2017. Berlin Spandau. Ortszeit 9.37 Uhr. Ich habe es mir auf „Karlstad” gemütlich gemacht, gähne ungeniert ohne vorgehaltene Hand und notiere auf dem „Mach-dir-Notizen“-Zettel mit Ikea-Bleistift: „Wenn sich eine Frau auf die 40 zugehend an einem Wochentag in Herrgottsfrüh im Restaurant eines schwedischen Möbelhauses vor einem 99 Cent- Frühstück wiederfindet, dann sollte sie mindestens schwanger, wenn nicht schon Mutter, sein, um sich nicht völlig deplatziert zu fühlen.“

Identitätskrise von Müttern um die 40

Bin ich der Spießer, der ich nie sein wollte? Ich vertilge die cremige „Mandeltårta”, hole mir einen zweiten Filterkaffee (gratis nachfüllbar!) und verknüpfe meine morgendlichen Gedanken zu einem weiteren Temporalsatz. Zweite Notiz, Ortszeit 9.48 Uhr: „Wenn die eben besagte Frau sich im Ikea-Restaurant zudem darüber aufregt, dass die Möbelausstellung nebenan erst um 10 Uhr aufmacht, dann muss sie zu dem Spießer geworden sein, der sie nie sein wollte.“ Ich denke an die bekannte Bauspar-Werbung mit dem Slogan „Du Papa, wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden“ und überlege, ob es bei mir nun auch so weit ist. Mein 40. Geburtstag steht in diesem Jahr an, zeichnet sich hier eine Mom-Life-Crisis an?

Bin ich spiessig? Der A-ha- Moment im schwedischen Möbelhaus

Auf die Frage eines Journalisten 2009, ob Silvio Berlusconi seiner Ehefrau Veronica Lario treu sei, antwortete dieser ohne zu zögern: „Ja klar, ich bin manchmal treu!“ Auf die Frage einer überzeugten Single-Freundin, ob ich eigentlich noch zur Verwirklichung meiner Jugendträume, Ideale und Ziele neben den Verpflichtungen als Mama komme, würde ich gerne ebenso selbstbewusst wie der italienische Ministerpräsident antworten: „Ja klar, ich bin nur manchmal Mutter!“ Und bevor mein Sohn auf die Welt kam, war ich überzeugt: Ich werde eine völlig coole, entspannte Mutter sein, die sich nicht von gesellschaftlichen Normen beeinflussen lassen wird.

Alle sind cool, außer mir?

Heute weiß ich, es gibt genauso wenig Manchmal- Mütter wie Teilzeit-Treue, das Eine so absurd wie das Andere, Grauzonen ausgeschlossen. Ein Mal Mutter, immer Mutter, dennoch zähle ich mich nicht zu den überzeugten Vollbluthausfrauen oder begeisterten Vollzeitmüttern. Im Gegenteil, dem Kitaplatz sei Dank gestaltet sich mein Alltag seit dem 14. Lebensmonat unseres Sohnes eigentlich annähernd abwechslungsreich: Ich gehe wieder meinem Beruf nach, komme ab und an ins Kino und zum Lesen eines guten Buches.

Aber hin und wieder erwische ich mich doch dabei, Gespräche mit anderen Müttern zu führen, bei denen ich früher noch die Augen verdreht habe. Liegt es vielleicht am oftmals verpönten Heim am Stadtrand? Nein, ich beobachte dieses Phänomen nicht nur in den als „uncool“ geltenden Randbezirken. Die Themen von als cooler- geltenden Eltern in vermeintlichen Szenebezirken der Stadt sind nicht weniger banal: Hier tauscht man sich eben über Vor- und Nachteile von Montessoripädagogik, Schnuller aus Naturkautschuk und Rezepte bei Laktoseintoleranz aus.

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Einmal Mutter, immer Mutter…und das ist okay

Die Lampen der Möbelausstellung gehen an, uniformierte Ikea-Mitarbeiter geben die Gänge frei und ein nervöses Raunen geht durch das Restaurant. Die Kunden sprinten zur Abräumstation, bevor sie sich tapfer durch „Stuva”, „Mammut” und „Leksvik” schlagen. Lebenspartner, Kind, gemeinsame Wohnung, Pax- normierte-Schrankwand. Vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir uns für eine hollywoodreife Hochzeitsfeier verschulden und ein Reihenhaus kaufen. Sei’ s drum.

An diesem Morgen im IKEA Restaurant gestehe ich mir endlich ein, zu den Frauen zu gehören, die nachmittags auf Spielplätzen, Parkbänken oder in Eiscafés sitzen und sich über alltägliche Kitaprobleme, Sonderangebote in der Drogerie und kindgerechte Kochrezepte austauschen. Notiz Nummer drei, Ortszeit 10.02 Uhr: „Nenn es wie Du willst: Spießer, Hausfrau oder Vollzeitmutter. Ich bin älter geworden, ja. Und ich habe mich weiterentwickelt… “ Dann muss ich über mich selber lachen und stelle fest, diese Eigenschaft ist der erfolgreichste Schlüssel einer Mom-Life-Crisis zu begegnen!

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