Familienalltag mit Humor

Geschwisterliebe: Es ist doch möglich!

19. April 2016

Geschwisterliebe, bis dato war das ein Fremdwort bei uns. Meine Kinder waren sich lange nicht grün. Sobald meine Tochter krabbeln und ihrem Bruder Sachen wegnehmen konnte, wurde gestritten. Und dabei war es ganz egal, ob man schon sprechen konnte oder nicht. Hauptsache laut schreien und weinen! Mich als Mutter hat das sehr belastet. „Schwestern sind voll doof“, war einmal die Antwort meines Sohnes, als ich ihn fragte, ob er Constanze denn gar nicht lieb hätte. „Aber ihr seid dann mal zusammen, wenn Mama und Papa komisch werden.“Das war leider war auch kein Argument für ihn.

Geschwisterliebe oder der Streit um ein Milligramm Pudding

Eigentlich war es jeden Nachmittag immer so bei uns: Nach dem Abholen und Nachhausekommen gab es erst einmal eine Runde Streit zwischen Bruder und Schwester. So als Entspannung, um „runterzukommen“. Nach dem Büro freute ich mich immer auf einen Kaffee und einen Keks und wollte so den „Feierabend“ bzw. den Beginn meiner unbezahlten Arbeit zu Hause einläuten. Nix da. Den ganzen Tag waren Bruder und Schwester getrennt, jetzt musste gestritten werden! Am besten ging das um das ewige Thema „Wer hat mehr“ bzw. Variationen der „Menno, is voll ungerecht-Leier“, zum Beispiel wenn es nachmittags Brötchen gab.

„Deins ist größer!“
„Nein, deins ist größer!“
„Mama, Constanzes Brötchen ist viel brauner als meins und höher! Voll ungerecht!“
„Mama, Sebastian hat den Bärenteller und ich den Katzenteller. Ich will aber den Bärenteller, Bären sind viel süßer.“

Oder noch schlimmer, bei Süßspeisen wie Pudding:

„Sebastian hat viel mehr als ich!“
„Nein, Constanze hat mehr, mindestens einen Zentimeter!“
„Nein, Sebastian hat einen Zerrimeter mehr als ich!“

Geschwisterliebe

Wenn Mama nicht mehr kann

So ging das ungelogen ganze Nachmittage und auch ganze Wochenenden lang. Nur beim gemeinsamen Fernsehen konnten die beiden Kinder koexistieren. Eines Tages war ich fertig mit den Nerven. Als mein Mann abends heimkam, heulte ich los, wie eben meine Tochter wegen eines halben „Hubba-Bubba“, was ihr Sebastian noch schuldete. „So kann es nicht mehr weitergehen, ICH HALTE DAS NICHT MEHR AUS. Soll doch jemand anderes meinen Job nachmittags hier zu Hause machen!“

„Aber wer denn“?, fragte der Hauptverdiener. „Mirddochegal. Ich bleibe im Büro und sortiere im Keller Altpapier.“ An diesem Tag lösten wir den Konflikt nicht mehr. Die Kinder merkten aber, wie mir ihr ewiges Zanken zusetzte. Oder sie wurden einfach älter und konnten besser miteinander kommunizieren. Ich weiß es auch nicht. Ich hatte schon damit abgeschlossen und fast auch akzeptiert, dass sich meine Kinder wohl nicht so gut verstehen. Richtig traurig hat mich das gemacht. Ich selbst bin Einzelkind und weiß weder wie es ist, sich mit einem Geschwisterkind erbittert zu streiten noch wie sich diese tiefe Liebe zwischen Bruder und Schwester anfühlt. Die zum Glück doch da ist.

Nicht mehr ohne den anderen einschlafen

Nun ist es so, dass Sebastian nicht mehr ohne die Schwester einschlafen will. Ihr Bett ist völlig überflüsig geworden. Jeden Abend schlafen sie zusammen und aneinander gekuschelt ein. Wenn ihr Bruder krank ist, redet Constanze den ganzen Tag im Kindergarten von ihm. Sebastian liest ihr vor, besonders gerne aus dem Buch „Ich will auch Geschwister haben“, das ich ihm  vorsorglich vor der Ankunft von Nr. 2 vor fünf Jahren gekauft habe. Nun scheint er mit dem Buch etwas anfangen zu können. Er will nun wirklich (sogar mehrere) Geschwister haben, FÜNF Jahre hat das gedauert.

Ich bin so glücklich und wirklich dankbar darüber, das könnt Ihr Euch sicher vorstellen! Auch den Kindern sage ich das fast täglich. Sie schauen mich dann immer so an, als ob sie nicht wüssten, dass sie die letzten Jahre nur gezankt haben.

Das Teilen fällt allerdings immer noch nicht so leicht. Kürzlich sprachen wir über das Erben und als wir meinem Sohn sagten, dass er sich dann mal unser Haus mit der Schwester teilen müsste, war seine Antwort:
„Sie kann dann ja den Keller haben.“ Ihr seht, es gibt noch Optimierungsbedarf bei der Geschwisterliebe!

Wie ist das bei Euch? Wie geht Ihr mit Streit unter Euren Kindern um?

Frau Mutter folgen

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12 Kommentare

  • Reply Astrid 19. April 2016 at 6:20 pm

    Wir sind momentan in der Menno-er-macht-immer-alles-kaputt Phase. Ich versuche immer mal, dass sich die Beiden gegen mich verbünden. Da hat bei meiner Schwester und mir schon immer gut funktioniert. Wir haben uns richtig gezofft und meine Mutter hat mit uns Beiden geschimpft. Da haben wir sie nur angeschaut und gefragt was sie hat, es wäre doch nur Spaß.
    Sonst versuche ich es ab und an mal mit wie-würde-es-dir-gehen-wenn. Meist scheitere ich damit aber kläglich.

    • Reply Frau Mutter 20. April 2016 at 1:27 pm

      sehr interessant, wie sich die Geschichte wiederholt;)

  • Reply Mama Maus 19. April 2016 at 7:38 pm

    Hallo Nina,

    Bei uns ist das zum Glück ganz anders. Meine beiden Großen sind nur 1,5 Jahre auseinander. Die beiden lieben sich abgöttisch. Was natürlich nicht heißt, dass nicht trotzdem die Fetzen fliegen.

    Vielleicht liegt es am geringen Altersabstand. Unser Großer hatte nie die Chance Einzelkind zu sein. Sebastian war ja 5 Jahre Einzelkind und konnte die volle Aufmerksamkeit genießen und verstand bei der Geburt von Constanze, dass plötzlich etwas anders geworden ist.

    Ich hatte letzte Woche auch so einen sentimentalen Anflug und habe die Geschwisterbeziehung meiner beiden beleuchtet. Unter http://kinder-kueche-kaufrausch.blogspot.com/2016/04/wie-ein-altes-ehepaar.html findet man den passenden Eintrag.

    Viele Grüße
    Mama Maus

  • Reply Lisa von MamaKreativ 19. April 2016 at 8:23 pm

    Meine Kids sind gerade in der „Krabbeln-Wegnehmen“ -Phase. Ich versuche meinem großen Sohn beizubringen einfach zu Lachen wenn die Tochter seine Lego-Gebäude kaputt macht und alle Teile aus dem Brettspiel rausschmeißt:) Hoffentlich klappt es auch…
    LG Lisa von http://mamakreativ.com

  • Reply Laura von Heute ist Musik 20. April 2016 at 7:46 am

    Liebe Nina, ach bin ich froh, dass es nicht nur mir so geht. Unser Sohn (knapp 5 Jahre) und die Tochter (drei Jahre) streiten den lieben langen Tag. Sie nehmen sich Spielzeug weg, verhauen sich, schubsen, beissen, streiten ohne Unterlass. Manchmal habe ich auch das Gefühl, verrückt zu werden. Haben die beiden sich gar nicht lieb, frage ich mich oft? Aber dein Artikel gibt mir Hoffnung! Vielleicht klappt es ja doch mal mit dem Vertragen…. Ich habe einen tollen Tipp von einer Bloggerin bekommen: Wir haben die Tage (außer sonntags) aufgeteilt, dann darf derjenige über Radioprogramm, Sandmännchen etc. bestimmen, der dran ist. Das funktioniert. In meiner größten Not habe ich die Beiden mal im Kinderzimmer geparkt mit der Anweisung, eine halbe Stunde nicht rauszukommen. Das war das einzige Mal, dass sie zusammen gespielt haben! Liebe Grüße von Laura

    • Reply Frau Mutter 20. April 2016 at 1:29 pm

      das ist ein guter Tipp, finde ich!

  • Reply Kati 20. April 2016 at 10:35 am

    Meine Jungs sind 1,5 Jahre auseinander, der Kleine wird am Samstag 7, der Große 8. Sie machen alles gemeinsam, vom Aufstehen übers Essen, Spielen, zur Schule gehen, alle sportlichen Aktivitäten bis hin zu den Freunden. Leider ist das im täglichen Leben nicht so harmonisch wie es jetzt klingt. Ständig wird verglichen, gestritten, auch mal geschubst und geschrien und mein Mann und ich sind ständig gefragt. Für mich ist das das Anstrengenste überhaupt – dieses Ausgleichen und Schlichten. Und wenn wir (also mein Mann und ich) uns mal streiten, dann IMMER wegen der Kinder.
    Wenn meine Kinder später mal zusammenhalten und ihr Leben gemeinsam verbringen würden, wäre das der beste Lohn für all die Nerven, vielen Worte und hilflosen Wutausbrüche. Ich drücke uns die Daumen, dass das gelingt!

    • Reply Frau Mutter 20. April 2016 at 1:29 pm

      Ich weiß wie das ist, das kann soooo anstrengen. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass es so bleibt. Aber zum Glück hat sich das ja gebessert. Ich drücke die Daumen, dass es Euch auch so geht.

  • Reply Tanto Do 21. April 2016 at 10:48 am

    Nina, ihr seid in bestern Gesellschaft!! Viele der Kinder meiner Freunde zoffen sich ständig, und das ist wirklich eher die Regel als die Ausnahme. Je älter sie werden, desto besser wird es. Also Kopf hoch, ihr seid auf dem Gipfel angekommen!!! Und zur Not gibt es ja noch Tante Doro, die ein wenig unter die Arme greifen kann.

  • Reply Patrwink 10. Mai 2017 at 10:33 am

    Na ja, es ist doch immer wieder ganz normal, dass Kinder streiten. Und irgendwie doch auch süß. Und solange man sich nicht gezwungen sieht einen Fachanwalt für Erbrecht zu beauftragen, wird sich das alles schon entwickeln.

  • Reply bitterechtfreundlich1234 29. Mai 2017 at 2:24 pm

    @PatrWink

    Der Sohnemann scheint sich ja schon ganz gut mit dem Erbrecht auseinandergesetzt zu haben 😀
    Aber so alles in allem wird das schon noch werden. Ich denke nur mal daran, wie sich das bei meinen Schwestern und mir entwickelt hat. Das wird schon noch.

  • Reply Manuela Straus 18. Juni 2019 at 8:38 am

    Hallo BITTERECHTFREUNDLICH1234,
    ich bin mir da nicht so 100%ig sicher. In den meisten Familien heisst es doch „ES KANN NUR EINEN GEBEN“. 😉
    LG Manu

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