Familienalltag mit Humor

Das ewige Kind oder: Your daily Generationenkonflikt

6. Juli 2017

Gibt es eigentlich Familien ohne Generationenkonflikt? Wo die Eltern die Kinder einfach so ihr Leben leben lassen Oder gehört es einfach dazu, dass die ältere der jüngeren Generation immer gerne und ungefragt „einfach mal einen Tipp gibt.“

Kürzlich brachte ich meiner Mutter ein Stück frisch gebackener Aprikosentarte vorbei, aus ihrem Rezeptbuch. So wie sie es immer früher gemacht hat, in der guten alten Zeit. Sie lebt in einem Seniorenheim bei uns um die Ecke, kann also nicht mehr selbst backen.

Nach dem ersten Bissen bemerkte sie:

„Schmeckt komisch, fehlt da Zucker?“
„Ich habe Dinkelmehl genommen.“
„So ein Quatsch, das wird eh nichts, warum nimmst Du kein Weizenmehl? Ist das so ein Mode-Mehl?“

Vor ein paar Tagen erzählte ich meiner Mutter von einer Geschäftsreise, die bald ansteht.

„Und Deine Kinder?“

Der Generationenkonflikt oder: wohlgemeinte Ratschläge

Diese Frage kommt immer wieder, wann immer ich irgendetwas alleine, ohne Familie, tue. Egal ist, dass die Kinder einen Vater haben, der ja auch bei uns im Haus wohnt und die Betreuung auch noch gerne übernimmt. Bei meiner Mutter klingt es immer ein wenig so, als würde ich gleich alles hinschmeißen und mit Magic Mike abhauen, um ein Yoga-Studio in der Provence zu eröffnen.

Ich habe meiner Mutter auch früher schon immer so viel erklärt, um Verständnis für mein Lebensmodell (was ja ein durchaus stinknormales ist) geworben, endlos diskutiert und gerne auch mal mit Sätzen wie: „Wir leben einfach nicht mehr wie in einer 80er Jahre-Serie“ um mich geworfen.

Das ist doch schade. Warum gibt es nicht mehr Verständnis? Warum ist „Wie man es richtig macht“ überhaupt ein Thema? Welcher Erziehungsberechtigte kann wirklich von sich behaupten, alles richtig zu machen? Manchmal bin ich auch richtig ärgerlich. Aber meistens eher auf mich. Warum versuche ich immer, mich zu erklären? Warum bin ich immer noch gefühlte 11 Jahre alt?

Für immer elf Jahre alt

Dann rechtfertige ich mich, erkläre, wiegele ab und werde manchmal aufbrausend. Warum ist mir das nicht egal? Ich bin erwachsen und kompetent! Ich habe ein Darlehen, gehe auf Cocktailparties und mache mir Gedanken über Stauraum. Wenn ich Dinkelmehl will, nehme ich mir das Dinkelmehl! Basta!

Nein, geht nicht. Denn: Ich werde immer die Tochter sein und meine Mutter meine Mutter.

Wie werde ich das einmal machen? Falle ich zurück in die gleichen Muster? Habe ich noch „wertvolle, aber nicht erbetene Ratschläge“ für meine Kinder, wenn ich nun wirklich nicht mehr weiß, wie’s läuft und sie aber mitten im Leben stehen?

Ich fürchte: Ja! Können wir eigentlich anders, wir Mütter? Unser „Job“ ist ja auch das Erziehen. Das Loben, Tadeln, Nachhaken oder auch: „Ich habe ja einfach nur eine Frage gestellt“.  Wir sind ja ständig am Beurteilen und Bewerten, das wird ja auch eingefordert von den Kindern, wenn sie noch jung sind. „Habe ich das gutgemacht, Mama?“

Irgendwann soll unsere Meinung aber dann nicht mehr zählen? Und das soll dann…. toll sein? Wollen wir uns wirklich zurückziehen und unsere erwachsenen oder heranwachsenden Kinder „mal machen lassen“? Wenn man keine Ratschläge mehr geben kann, bedeutet das ja auch, dass man als Mutter nicht mehr gebraucht wird, oder? Die (Lebens-) Aufgabe ist erledigt, nu ist gut. Jetzt lass uns mal alleine machen.

Ich wünsche mir doch auch, dass mein Sohn und meine Tochter mich bis ins hohe Alter täglich anrufen und mich nach meiner Meinung fragen. Weil die ja immer die richtige ist, was ja KLAR ist.

Unsere Kinder brauchen uns im Laufe eines Lebens immer weniger und vielleicht ist es einfach so schwer, das zu akzeptieren. Mama hat irgendwann ausgedient. Waaaaahhhhh!

Da fällt mir ein, ich muss mal mit meinem Sohn über seine Kleiderwahl von heute sprechen. Ich habe ihm ausdrücklich eine lange Hose „empfohlen“ und er spazierte in Shorts aus dem Haus. War nur ein wohlgemeinter Ratschlag. Dinkelmehl lässt grüßen.

Wie löst Ihr in Eurer Familie solche Konflikte?

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12 Kommentare

  • Reply Katrin 6. Juli 2017 at 8:44 am

    Danke für den schönen Artikel, und mir geht es mit meiner Mutter genauso! Es ist schrecklich – sie kritisiert, ich rechtfertige mich, ärgere mich, versuche, sie zu überzeugen. Dabei bringt es doch nichts! Als positives Gegenbeispiel kann ich aber meinen Vater anführen. Er hält sich wirklich zurück, er lässt mich machen – Tipps gibt er nur ab und zu mal bei größeren, finanziellen Dingen wie Immobilienkauf, wo ich tatsächlich ja für Tipps eines Erfahrenen dankbar bin und weiß, dass ich selber mich nciht auskenne. Aber was das Familienleben, die Verteilung von Aufgaben, die Kinderbetreuung, meine Wohnungseinrichtung und meine Essenszubereitung angeht, kritisiert er nie und kommt nicht besserwisserisch daher. Und das ist wunderbar! Únd ich habe dennoch das Gefühl, dass ich ihn brauche! Gerade, weil ich mich mit ihm unterhalten kann, ohne dass er das, was ich erzähle und überlege, gleich einordnet und bewertet. Gerade weil er mich auf Augenhöhe behandelt. Ihn frage ich auch tatsächlich mal um Rat, wenn ich wirklich unsicher bin bei etwas – weil ich weiß, dass er immer versucht, alle Seiten zu sehen und mir wirklich zu helfen, und mir nicht sofort unüberlegt irgendetwas überstülpt. Ich kann nur hoffen, dass ich das später auch so gut hinkriege wie er, denn für die Beziehung zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern ist das wirklich einfach schön.

    • Reply Frau Mutter 6. Juli 2017 at 11:31 am

      Liebe Katrin, das ist so toll, was Du da über Deinen Vater sagst. Schön, wenn sich eine Eltern-Kind-Beziehung so gestaltet, wenn man erwachsen ist. LG Nina

  • Reply Sven 6. Juli 2017 at 10:29 am

    Liebe Nina,
    das ist spannend. Ich bin mir sicher, dass wir es mit den eigenen Kindern besser hinbekommen. „Sie meinen es nur gut“ ist oft die Reaktion, wenn man sich über die eigenen Eltern/Schwiegereltern „auslässt“. Aber Loslösen ist das Thema. Das, was wir jeden Tag erleben, wenn sich der Nachwuchs Stück für Stück löst, hat es bei manchen Eltern nicht funktioniert. Mischen sie sich aber zu häufig in Erziehung und Mehl-Entscheidungen ein, dann ist mal Funkstille für gewisse Zeit. Bis sie merken, dass die Mehl-Wahl doch nicht so verkehrt war.
    Liebe Grüße
    Sven

    • Reply Frau Mutter 6. Juli 2017 at 11:32 am

      Lieber Sven, danke für Deinen Kommentar bei dem ich herzlich gelacht habe.(Freundliche) Funkstille ist manchmal ein gutes Rezept bei Familienbeziehungen. LG Nina

  • Reply Anni B. 6. Juli 2017 at 3:45 pm

    Ja ich kenne diese Konflikte. Trotzdem sehe ich auch den Aspekt, dass unsere Eltern uns lange unterstützt haben (finanziell, praktisch, mental) und es tendenziell auch jetzt noch tun würden. Die Phase des Abnabelns ist heute viel länger. Früher hat man gefühlt mit spätestens 18 auf eigenen Beinen gestanden und gearbeitet oder irgendwo Geld aufgetrieben. Heute haben die meisten 30jährigen ihr Auto immer noch auf die Eltern zugelassen, die Mutter tischt Essen auf wenn man zu Besuch kommt und würde einem gerne noch nen Geldschein zustecken damit man sich was gönnen kann, obwohl man 3 Studienabschlüsse mit Promotion hat und selbst Mutter ist. Das rechtfertigt nicht Einmischung ohne Grenzen, aber wegen einem Dinkelmehlkommentar würde ich mich nicht ärgern. Im Alter werden viele Menschen etwas seltsam. Ich finde, da kann mab auch tolerant sein. Zumindest wenn die (räumliche) Distanz ansonsten gewahrt ist. Wenn (Schwieger)Mutter im selben Haus wohnt und 5Mal am Tag überprüft ob auch alles seine Ordnung hat, würde das auch meine Grenze überschreiten. Da muss man klare Worte finden. Ich habe beispielsweise ganz klar NEIN gesagt, als meine Schwiegereltern ungefragt ihren Urlaub mit uns verbringen und sich im selben Hotel einquartiert hätten. Will ich nicht. Punkt. Gab kurzzeitig Irritationen. Ist jetzt aber kein Thema mehr 😉
    VG und gutr Nerven.
    Anni.

    • Reply Frau Mutter 7. Juli 2017 at 7:37 am

      Ja, das ist was wahres dran. Gut, dass DU klare Ansagen machst;) LG Nina

  • Reply Patricia 6. Juli 2017 at 7:56 pm

    Liebe Nina,
    ich kenne solche Generationenkonflikte tatsächlich nicht… es gab tatsächlich nie Vorwürfe und auch keine ungefragten Ratschläge von meinen Eltern… (Ich weiß das allerdings auch erst richtig zu schätzen, wenn ich solche Texte lese – kenne es ja nicht anders). Ich hoffe ich bekomme das bei meinen Kindern auch so gut hin.

    Liebe Grüße,
    Patricia

  • Reply Klaudia bloggt 6. Juli 2017 at 8:17 pm

    Sehr schön geschrieben. Ich habe diesen Konflikt mit meiner Ma auch des öfteren. Gerade solche Dinge wie „Du kannst nicht immer mehrere Tage weg fahren. Die kleine vermisst dich.“ Aber der Papa darf? Bei dem ist es ok? Ich glaube das hängt noch stark mit dieser Verherrlichung der Mütter zusammen… sie sind eben (angeblich) unersätzlich… Ich löse solche Konflikte in dem ich tatsächlich versuche auf Durchzug zu schalten. Wenn es nämlich nach meiner Ma geht fährt man noch nicht mal getrennt in Urlaub, oder auf kurze Trips. Macht man einfach nicht – gehört sich nicht für eine Familie… (hier Augenrollen vorstellen ;)). Deswegen hilft da nur knallharter Durchzug, denn trotz diesen Meinungsverschiedenheiten ist sie doch eine supertolle Oma für unsere kleine Maus und das ist alles was zählt 😉

    • Reply Frau Mutter 7. Juli 2017 at 7:38 am

      Gut, wenn DU das mit dem Durchzug schaffst! LG nina

  • Reply Nicole 12. Juli 2017 at 2:39 pm

    Den Generationskonflikt kenne ich auch nur zu gut, denn so „perfekt“ wie die Mutter es war/ist, wird man nie sein..und vieles hat sich im Laufe der Jahre auch veraendert..Auf der anderen Seite: wen ruft man an/besucht man, wenn mal wirklich was im Leben schief laeuft (auch noch mit 42)? Die MAMA, denn letztendlich wollen sie doch ihr Leben lang, dass es ihren Kindern gut geht und wollen nur das Beste ….Daher: hoeflich die Ratschlaege anhoeren, um die man nicht gebeten hat, damit man sich noch welche holen kann, wenn man sie braucht….Ist nicht immer einfach, aber schlimmer ist doch der Gedanke, dass man sich irgendwann nicht mehr mit dem Generationenkonflikt auseinandersetzen muss/kann….

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