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Interview mit Kinderbuchautor Sven Nordqvist: Die schwedische Idylle mit realen Problemen

11. April 2016

Heute habe ich ein ganz besonderes Interview für Euch. Auf einer Veranstaltung der schwedischen Botschaft hier in Berlin hatte ich die Möglichkeit, Sven Nordqvist, den Autor der „Pettersson und Findus“ Bücher zu interviewen. Er spricht mir über die ganz spezielle „Schwedenhaus-Idylle“, warum ernste Themen in Kinderbüchern vorkommen sollten und über seine Beziehung zu Pettersson und Findus. Viel Freude!

In Deutschland lieben wir schwedische Kinderliteratur und verbinden mit dem roten kleinen Häuschen nicht nur Büllerbü, sondern die Kindheitsidylle perse. „Pettersson und Findus“ leben in Ihren Büchern in einem ganz ähnlichen Umfeld. Ist das auch so idyllisch?

Die schwedische Landschaft ist vielerorts sehr schön und idyllisch, mir persönlich gefällt die Natur und Architektur sehr. Ich weiß aber nicht, ob es die Büllerbü-Idylle für Kinder wirklich gibt.

Petterson lebt ein ganz einfaches, aber zufriedenes Leben. Ist es das schwedische Ideal, einfach zu leben („enkelt men bra, einfach aber gut“)?

Ja, das ist die Sehnsucht der Schweden. Viele von uns haben ein „Stuga“ auf dem Land, also ein kleines, rotes Ferienhäuschen mit geringem Standard. Da geht man also am Wochenende hin und lebt das einfache Leben. Ich erinnere mich gerade daran, dass unser allererstes, wirkliches Haus gar keine Elektrizität hatte.

War das sehr romantisch?

Ja.

Auch im Winter?

Nicht so.

 

Sven Nordqvist 2

Könnte „Pettersson und Findus“ auch in der Stadt spielen?

Die Geschichte funktioniert so, dass die beiden alleine miteinander sind und viel miteinander unternehmen. In der Stadt hätte Findus andere Freunde und Aktivitäten, das wäre aber eine andere Story.

Schwedische Kinderliteratur beschäftigt sich auch mit ernsten Dingen. Das gibt es das Thema „Tod“ bei Astrid Lindgren, aber auch andere Familienformen, bsw. Alleinerziehende sind ja ein Thema.

Viele der schwedischen Kinderbuchautoren sind geschieden und kümmern sich alleine um ihre Kinder. Es scheint so, als sie davor zurückschrecken würden, über „ganz normale Familien“ zu schreiben. Es wäre auch zu einfach, immer nur über ein einziges Modell einer glücklichen Familie zu schreiben. In einer Geschichte für Kinder muss man ein Problem bewältigen und auch den kleinen Lesern Hilfestellung mit der Geschichte geben.

Sie sind Autor und Illustrator in einer Person. Was kommt zuerst beim kreativen Prozess? Das Bild von „Pettersson und Findus“ oder ein Satz, ein Textbaustein?

Es ist immer schwer, sich eine neue Geschichte einfallen zu lassen. Das ist Arbeit. Aber es fängt immer mit Bildern in meinem Kopf an. Dann schreibe ich die komplette Geschichte und am Ende illustriere ich alles.

Welche Beziehung haben Sie als Autor zu ihren Figuren, hat sich das vielleicht sogar geändert über die Jahre?

Am Anfang war es eine Geschichte von einem alten Mann und einer Katze. Aber je mehr Bücher ich schrieb und auch mein Sohn gleichzeitig älter wurde, dachte ich über das Vatersein nach und „Petterson und Findus“ wurden wirklich zu Vater und Sohn in den Geschichten.

Tack sa mycket, Sven Nordqvist!

Alle Bücher von Sven Nordqvist findet Ihr hier. Die aktuelle Ausstellung „Frech, wild und wunderbar“ der schwedischen Botschaft Berlin beschäftigt sich mit der modernen, schwedischen Kinderliteratur. Sie ist sehr gut, da die Welten aus den Büchern kindgerecht aufgebaut wurden. Es lohnt sich, das mit den Kindern anzuschauen!

 

 

 

 

 

 

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6 Kommentare

  • Reply Astrid 11. April 2016 at 7:50 pm

    Danke für das Interview. Petterson und Fundus sind wirklich super und meine absoluten Lieblingscharaktere. Ich sag nur „Traue niemandem mit einem Gewehr!“

  • Reply Anika 11. April 2016 at 8:51 pm

    Vielen Dank für das Interview. Meine Kinder und ich lieben die Pettersson und Findus-Bücher.

  • Reply Jette 11. April 2016 at 9:29 pm

    Supertipp für den Tag nach der Blogfamilia. 🙂 Hast Du die Ausstellung gesehen? Muss man die Kinderbücher kennen und ab welchem Alter ist die Ausstellung was? (Sorry, aber steht nicht auf der Website).

  • Reply Frau Mutter 12. April 2016 at 6:14 am

    hallo jette, nein, man muss die bücher nicht vorher kennen. für kinder ab drei jahren ist das was,. man kann dort vor ort die bücher aber auch anschauen und lesen. ist sehr gemütlich! viele grüße nina

  • Reply andreamaluga 13. April 2016 at 12:09 pm

    diese petterson-welt ist traumhaft schön! und lustig und zeigt auch traurige seiten und große probleme. ich denke an das weihnachtsfest, dass petterson allein und krank verbringt, bis ein gewisser kater schwung in die bude bringt 😉
    danke für das interview!
    viele grüße,
    andrea

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