Erfahrungen

„Und, bereust Du es?“ #regrettingmotherhood

10. April 2015

frau mutter blog

„Und, bereust Du es, Mutter geworden zu sein?“ Diese Frage werde ich nie vergessen. Sie wurde mir von einer kinderlosen Freundin gestellt, als mein Sohn damals circa drei Monate alt war. Hinter mir lagen Erschöpfung, ein Umzug ins Ausland und ein überwältigendes Gefühl der Überforderung. Ich dachte damals oft:“ Jetzt habe ich drei Monate Probezeit hinter mir und ich glaube, ich bin nicht die richtige für den Mutter-Job. Mein Chef wird mir nicht kündigen, aber kann ich es? Kann das bitte jemand mit Qualifikationen übernehmen?“

Das habe ich damals so meiner Freundin erzählt und sie stellte mir dann diese Frage, die mich völlig aus der Bahn warf. Wie konnte sie das fragen? Kam ich wirklich so unfähig und vor allem unglücklich rüber? Mein Sohn war doch ein Wunschkind, das war doch alles ein Plan? Geht der Plan nun nicht auf? Das kann doch nicht sein, das darf doch nicht sein! Das ist doch….ein Tabubruch.

Für einige Zeit war ich in dem Irrglauben gefangen, dass die Gefühle des „Junge-Mutter-Daseins“ (nämlich die dunklen, manchmal auch verzweifelten) gleichzusetzen waren mit Zweifeln oder Reue, ein Kind bekommen zu haben. Wenn ich mich so schlecht fühle, dann war das wohl ein schlechter Plan, so dachte ich.

Erst viel später habe ich verstanden, dass diese Gefühle genauso und ich wiederhole GENAUSO normal sind wie die Glücksgefühle, der Stolz und der grenzenlosen Liebe. Und das ist OKAY, OKAAAAAAYYY! Muttersein ist eben völlig normal, so wie das Leben. Manchmal kriegen wir es gut hin und wir sind glücklich- und manchmal läuft es schlecht und wir sind eben nicht glücklich. Wir bereuen ja auch nicht, auf die Welt gekommen zu sein, oder? Überhaupt: dieser Glücks-Mist.

Wenn wir endlich mal das Muttersein vom Podest stoßen würden, von der ungesunden Überhöhung dieser Aufgabe, wäre alles besser. Wir sind und werden keine glücklicheren Menschen, nur weil wir Mütter sind. Wir sind auch nicht besser oder selbstloser oder opferbereiter. Wer ständig das Gefühl hat, Verzicht üben zu müssen, der fängt an, unglücklich zu werden und evtl. zu bereuen.

Wenn ich an die Dinge in meinem Leben denke, die ich bereue, fällt mir wenig ein. Was ich allerdings NICHT getan habe aus Angst, Zögerlichkeit und Unsicherheit, das bereue ich. Sehr. Wer das Gefühl bekommt: Ich bin jetzt Mutter und für 18 Jahre eingeloggt in einem fremdbestimmten Leben. Ich muß andauernd Opfer bringen, weil das macht man so als Mutter, für den ist Reue dann wahrscheinlich fast unvermeidbar. Das darf und muß nicht so sein!!!

Als ich angefangen habe zu verstehen, dass meine Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die meiner Kinder und ich auch in meinem Alter und mit Familie auch und immer wieder das tun kann, was mir wichtig ist, war das eine unglaubliche Befreiung.

Meine Kinder lieben mich tatsächlich, so wie ich bin. Sie mögen mich am liebsten, wenn ich „ich“ bin und zufrieden. Und wenn ich
einen Tag ungerecht und schlecht gelaunt war, nicht mit ihnen basteln wollte und ihnen kein Bio-Essen gereicht habe, lieben sich mich immer noch. Muttersein ist nicht jeden Tag toll, aber die Liebe ist immer da.

Lasst uns einfach normale Mütter sein, die ihre Kinder lieben. TUN wir die Dinge, die wir erleben und erreichen wollen, ohne schlechtes Gewissen und ohne Reue. Denn das ist das Leben! #regrettingmotherhood? Nein!

Über Reue und Frust des Mutterseins hat auch schon einmal eine Leserin bei mir veröffentlicht. Ein sehr berührender Text!

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5 Kommentare

  • Reply Bettie 10. April 2015 at 9:58 am

    Und noch einer dieser Texte, und eigentlich wollte ich doch keine Texte mehr zu dem Thema lesen, dachte ich mir zuerst. Ich hab ihn trotzdem gelesen, und wäre sehr froh gewesen, mir dafür einen der anderen erspart zu haben. Gut gesagt. Liebe Grüße aus dem Norden, Bettie

  • Reply Frau Mutter 10. April 2015 at 10:46 am

    Danke liebe Bettie! LG Nina

  • Reply June 10. April 2015 at 1:07 pm

    Normalität – man kann es nicht groß genug schreiben. Ich verstehe nach wie vor nicht, wo dieser Über-Eltern-Wahn eigentlich her kommt – aber ich bin froh, dass Frauen in der Öffentlichkeit sich dazu bekennen, nicht hyper sein zu müssen, um gut zu sein. Gute Eltern lieben ihre Kinder bedingungslos und alles andere ist dann nur noch Try und Error. Manches funktioniert, manches nicht – na und. War bei uns auch so, unsere Mütter können ein Lied davon singen. Elternarbeit ist eben kein Trend, dem man sich je nach Saison anpassen kann, kein Schmuck den man ausführen und kein Accessoires mit dem man etwas beweisen kann. Es ist nicht einmal ein richtiger Job – es ist eine Leidenschaft. Und der einzige, den das Ergebnis wirklich interessiert, ist der Verrückte, der die Arbeit hat! Die Kinder sind, was sie werden wollen – und glauben (wenns gut gelaufen ist) als Erwachsene fest daran, ihr eigenes Ergebnis zu sein.
    Danke fürs Schreiben, hat mich entregt 😉

  • Reply Frau Mutter 10. April 2015 at 1:28 pm

    Das freut mich, June, dass ich Dich „entregen“ konnte. LG nina

  • Reply Shaina 11. April 2015 at 12:10 am

    Ich fand die Frage ob du es bereust Mutter geworden zu sein ein bisschen grenzwertig muss ich sagen. Ich hab da aehnliche Erfahrungen mit zu direkten Fragen gemacht als ich in D gewohnt habe muss ich sagen.

    Schau doch auch mal auf meinem Blog vorbei und lass einen Kommentar da wenn du moechtest!

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