Erfahrungen

Was sollte schon schiefgehen? Betreuungsplatzsuche mit Eigeninitiative und dann……

11. September 2014

FrauMutterGastartikel2

Im heutigen Gastbeitrag von meiner Blogger-Kollegin, Katarina von Blogprinzessin.de geht es darum, wie schwierig es ist, geeignete Betreuungsplätze zu finden, wenn die Eltern im Schichtdienst arbeiten. Eltern, die einen Abend- oder Nachtjob haben, das gibt es ja wirklich! Wir sind nicht alle „nine to five“ oder haben pünkltlich Dienstschluss. Und dann? Berufswechsel? Doch keine Kinder? Katarina hat sehr viel Eigeninitiative gezeigt und wollte sich selbst helfen, scheiterte dann aber an vielen bürokratischen Hürden. Den Humor hat sie trotzdem nicht verloren. Aber lest selbst:

„Wir wollen natürlich allen Kindern einen Kita-Platz ermöglichen, für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ Familienministerin Manuela Schwesig, am 18.08.2014 in Potsdam.

„Life is what happens to us while we are making other plans.“ Allen Saunders, 1957.

Das folgende ist die Beschreibung einer Odyssee im rauen Meer der von der Politik geforderten „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“.

Zwei Menschen, beide berufstätig, sind glücklich miteinander und setzten einen kleinen Menschen in die Welt.

Was sollte schon schiefgehen?

Ich, Katarina von blogprinzessin.de, war bis dato Theaterleiterin im Kino, mein Mann arbeitet in der Pflege. Beide Jobs verlangen, dass wir auch mal nachts länger nicht da sind.

“ Guten Tag! Ich würde gerne wissen ob es hier oder in der Umgebung Kitas gibt die folgende Zeiten abdecken….“

Ich bekam folgendes zur Antwort:“Nein, das gibt es nicht. Soweit mir bekannt ist sind Sie in unserer Stadt [20.300 Einwohner (Stand 2008)] die einzigen Eltern, die im Schichtdienst arbeiten.“

Selten so gelacht. Es sollte mir nicht möglich sein in meinen Beruf zurückzukehren, weil wir keine Kinderbetreuung fanden?
Wir besuchten eine Tagesmutter, die einzige, wohlgemerkt, die nicht sofort absagte, doch nach unserem Gespräch und dem Besprechen von Details winkte auch sie ab und sagte, nein das täte ihr schrecklich leid, aber diese Zeiten könne auch Sie nicht abdecken.

UND WAS NUN?

(Das hysterische Gelächter bitte hier dazudenke)

Was es nicht gibt, muss man selber machen, flüsterte ein Stimmchen in meinem Kopf. Wie wäre es denn, wenn Du eine Umschulung zur Tagesmutter machst? Mir machte es wahnsinnig Spaß mit Motti zusammen zu sein, wir hätten das Betreuungsproblem nicht mehr und Geld (wenn auch nicht viel) würde dabei auch noch rumkommen.

Was sollte schon schiefgehen?

Wir wohnen in einer Mietwohnung. 3 Zimmer, Küche, Bad. Laut den Regeln des Landes nicht zu klein, aber man braucht die Zustimmung von 70% der anderen Mieter im Haus. Moment. Die würden wir niemals bekommen.

Ich fragte eine Freundin um Rat, und es stellte sich heraus dass sie auch mit dem Gedanken spielte, ihren Job im Einzelhandel aufzugeben und Tagesmutter zu werden. Sie lebt mit Mann und Tochter in einem Eigenheim, wollte die Tagesmuttertätigkeit aber möglichst nicht komplett alleine bestreiten. Wir taten uns zusammen, würden dabei als Zweier-Team ihre Räumlichkeiten nutzen, unsere Töchter sind im gleichen Alter und mögen sich. Eine klassische Win-win-win-Situation. Wir begannen gemeinsam die Ausbildung.

Was sollte…?

Mitten in der Ausbildung wurde ich zum zweiten mal schwanger. Zwillinge. Der Mutterschutz erforderte einen kleinen Schlenker in der Planung, meine Beendigung der Schulung verschob sich organisationsbedingt um ein Jahr nach hinten. Kein Ding, wir haben schon ganz andere Hürden genommen.

Im Mai 2013 wurden die Zwillinge geboren, im November 2013 erschien ich wieder zu den ersten Kursen und im Dezember 2013 stellten wir als Tagesmutter-Gespann unser Konzept vor den Ausbildern (die unser grundsätzliches Modell von Beginn an kannten und begleiteten) und dem Jugendamt vor. Alles war perfekt.

Nun konnte aber wirklich nichts mehr schiefgehen!

Drei Tage später bekam die Freundin Besuch vom Jugendamt. Einmal Räumlichkeiten besichtigen bitte! Hm, tja, also, wieviele eigene Kinder würden Sie hier zu zweit rumlaufen haben? Nun, ähm, also, nein, das geht aber nicht, so viele Kinder auf einmal…. So geht das auf keinen Fall zu zweit….. Wenn Sie ihre eigenen Kinder allerdings währenddessen in eine Kinderbetreuung geben würden…

Unsere Kooperation war gestorben, bevor wir überhaupt zusammen starten konnten. Die Freundin musste über ihren Schatten springen und die Kinderbetreuung jetzt doch alleine bestreiten. Und wir müssen erst in geeignete Räumlichkeiten umziehen, damit ich überhaupt wieder arbeiten kann.

(Hier das Zonkgeräusch dazudenken, bitte)

Also auf in die nächste Etappe, denn: Was soll schon schiefgehen?

Liebe Frau Schwesig, Vereinbarkeit von Familie und Job ist keinesfalls nur noch eine Sache von besser oder schlechter qualifizierten Erziehern, sondern etwas ganz Grundsätzliches was nicht zu funktionieren scheint, sobald man als Arbeitnehmer von der Norm (Arbeitszeiten „nine to five“ und Ein-Kind-Familie) abweicht.

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie kann man das „Problem“ Schichtdienst und Kinderbetreuung lösen?

Frau Mutter folgen

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9 Kommentare

  • Reply Nadine Busch 11. September 2014 at 8:54 am

    Ja, ja… Dieses Problem kenne ich! Und ich liebe es, wenn Leute zu mir sagen: „Aber es gibt doch jetzt so viele Krippenplätze“!
    Mein Mann und ich arbeiten beide in der Pflege, also beide Schichtdienst. Es ist schier unmöglich eine Betreuung für unsere drei Kinder zu organisieren. Ganz pragmatische schlagen ja auch immer vor, einer soll die Frühschicht machen, einer die Spätschicht, dann bräuchte man ja nur Betreuung in der Uberschneidungszeit. Ja gut, kann man machen, aber dann sieht man sich als Paar so gut wie nie. Will man das? Ich nicht!!

    Der größte Witz ist aber, das es zwei KiTas am Klinikum gibt (ein Uniklinikum!), die aber auch nur zu den gewöhnlichen Zeiten geöffnet haben. (Hier bitte auch das Zonk-Geräusch dazudenken).

    Aktuell bleibt uns nur die Lösung, dass ich vorerst Nachts arbeiten gehe. Zweimal die Woche. Tagsüber gehen die beiden „Großen“ in den Kindergarten und der Jüngste wird von der Schwiegermutter (auch schon 72!) betreut. Das ist keine Optimallösung, aber irgendwo muss das liebe Geld ja herkommen….

    Aber schön zu wissen, dass es auch anderen so geht…

  • Reply Frau Mutter 11. September 2014 at 8:57 am

    Hallo Nadine, Euer Klinikum ist wirklich „witzig“. Ober-Zonk, das!

    • Reply Katarina 11. September 2014 at 10:10 am

      Hallo Nadine,
      genau das (also einer Frühschicht und einer Spätschicht/Nachtschicht) bekommen wir auch immer wieder als „Die Lösung“ präsentiert, mit dem Unterschied zu dir, dass niemand vormittags um acht ins Kino geht. Da gibt es für mich um diese Uhrzeit einfach keine Arbeit. Dieser klitzekleine Faktor wird einfach weggebügelt. 😉

  • Reply Liesa 11. September 2014 at 9:58 am

    Vielen Dank für diesen Artikel, traurig dass es mir nicht allein so geht.

    Mein Mann geht morgens um 5:30 aus dem Haus, Frühdienst in der Pflege beginnt um 6:00 Uhr. Schier unmöglich zu dieser Zeit einen Betreuungsplatz zu finden. Und wer will sein Kind schon um 4:45 aus dem Bett werfen?

    Also Rücksprache mit dem Arbeitgeber gehalten – ist es möglich unter der Woche nur Spätdienst zu arbeiten? Kein Problem – danke Personalmangel.
    Also auf die Suche nach einer Einrichtung die bis 18 Uhr geöffnet hat damit mein Mann die Kleine abholen kann, das kann ja nicht so schwer sein – kein Erfolg.
    Tagesmutter? Auch hier: „Nein nur bis 17 Uhr und Freitags nur bis 13 Uhr“.
    Unfassbar.
    Allein der Wunsch das Kind erst um 12 Uhr zu bringen wurde IMMER abgeschmettert.

    6 Stunden Betreuungsbedarf tagsüber unter der Woche und es scheint unmöglich zu sein einen Betreuungsplatz zu finden.

    Am abenteuerlichsten war aber noch das Gespräch mit dem hiesigen Jugendamt welches die Betreuungsplätze vermittelt, in dem mir zunächst Vorwürfe gemacht wurden, wie ich mich wagen könnte ein Kind mit einem Jahr fremdbetreuen lassen zu wollen! (Und das wohlgemerkt bei einem Betreuungsbedarf von gerade mal 6-12 Stunden/Woche – keinesfalls 35-50 Stunden/Woche wie in unserer ortsansäßigen Kita üblich, die wegen des organisatorischen Aufwandes keine Modulplätze mehr vergibt – also ganz (min.35 Std) oder gar nicht.)
    Dann noch der Vorwurf, weshalb man überhaupt im Schichtdienst arbeitet – schon mal nachts um 3 Uhr oder am Wochenende eine kindernotärztliche Betreuung gebraucht? Oder ie Feuerwehr bei einem Hausbrand morgens um 5 Uhr?
    Den Anruf bei der Leitstelle stelle ich mir sehr lustig vor „Sie erreichen uns immer Mo-Do von 8-12 und von 15-17 Uhr, zusätzlich Fr 9-12 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten nehmen Sie bitte selbst den Feuerlöscher in die Hand. Viel Glück“

    An der Uniklinik wie bei Nadine, eine sogenannte Schichtgruppe mir Betreuungszeiten von 7-15 Uhr. *lach* *zonk*

    Zu unserem Glück haben wir Familie in der Nähe und nun kümmert sich meine Mutter um die Kleine, damit ich wieder arbeiten gehen kann. Dies wird aber sicher auch mit dem ein oder anderen Konflikt verbunden sein.

    Desweiteren wünschen wir uns für unsere Tochter den Kontakt zu anderen gleichaltrigen Kindern den KiTa oder TaMu hätten bieten können. So organisieren wir uns also noch Kinderturnen oder Krabbelgruppe.

    Armes Deutschland. „Vereinbarkeit“ *zonk*

    Viel Erfolg und gute Nerven und vor allem Glück auf der Suche nach einem Betreuungsplatz.

  • Reply Katarina 11. September 2014 at 10:27 am

    Ach ich will noch hinzufügen das wir zwar Verwandte in der Nähe haben, diese aber selber noch arbeiten und nicht das Oma/Opa Modell sind wie aus den Bilderbüchern. Großeltern die immer länger arbeiten (müssen) können also nicht zur Kinderbetreuung herhalten, liebe Frau Schwesig. Nachts schlafen um tagsüber zu arbeiten, müssen die auch.

  • Reply mc 11. September 2014 at 4:50 pm

    Mein bester Tipp waere mal bei groesseren Industrie- oder fertigenden Betrieben nachzufragen, ob die eine Betriebskita für Schichtarbeiter und Gastplätze haben.

    Hier in der Umgebung gibts wohl eine Firma mit sieben grünen Buchstaben, die 24h Plätze haben soll, hab ich mal in einem bereits wieder vergessenen Zusammenhang gehört.

  • Reply Tina 12. September 2014 at 9:38 am

    Ich habe ja zum Glück einen Teilzeit-Job in meiner Firma jetzt während der Elternzeit. Und mein Mann arbeitet auch 9 to 5. Aber auch da gestaltet es sich nicht so einfach, da wir etwas außerhalb von München wohnen, haben wir relativ lange Anfahrten zur Arbeit. Und die Kindergärten hier fangen um 7:30 Uhr an und hören um 16:30 Uhr auf. Ich kann eigentlich nicht wechseln, weil ich das Gehalt nirgends mehr bekomme, das ich jetzt bekomme.
    Allerdings regt mich mein Arbeitgeber auf. Ein deutsches DAX-Unternehmen, das aber so dermaßen unflexibel ist … ich bin Technische Zeichnerin und könnte super von zuhause aus arbeiten. Machen sie nicht! Nur bedingt. 20% der Arbeitszeit darf Zuhause abgeleistet werden. Und dann wird mir noch genau vorgeschrieben zu welchen Zeiten. Nun muss ich dienstags und donnerstags Vollzeit ins Büro, und mittwochs müssen die Stunden daheim abgeleistet werden. Hmpf. Mein Chef hätte mich lieber Donnerstag und Freitag drin, weil da immer die Termine anstehen. No Chance. Die Personalabteilung stellt sich quer. Sie haben keinerlei Vertrauen in Mitarbeiter, die schon seit 18 Jahren (!!!) in der Firma sind. Ich bin ja nur draus aus zu besch***! Ich finde das sehr schade, dass manche Firmen hier noch so denken. Ich habe keinen Kundenkontakt und muss nicht zu bestimmten Zeiten erreichbar sein.
    Eine betriebsinterne KiTa wurde abgewiegelt, weil bei einer Umfrage (von der ich nie was mitbekommen habe) angeblich rausgekommen ist, dass zuwenig Interesse bestünde. Bei 2000 Mitarbeitern nur an unserem Standort kaum zu glauben. Alleine in meiner Abteilung (40 Mitarbeiter) sind in den letzten 3 Jahren 10 Kinder zur Welt gekommen.
    Ich habe viel herum diskutiert. Einmal meinte der Personaler dann zu mir: „Dann muss halt ihr Mann mehr verdienen!“ BITTE???
    Das ist jetzt – verglichen mit euren Situationen – jammern auf hohem Niveau. Aber man sieht, dass es an so vielen Ecken noch fehlt. Es werden einem als Familie wirklich viele Steine in den Weg gelegt.
    LG, Tina

  • Reply B. 14. September 2014 at 12:55 pm

    Ach ja die lieben Betreuungsstätten. Wenn man einen Platz ergattert hat, Freude, wenn man die offiziellen Zeiten sieht, Freude, aber wie sieht die Wirklichkeit aus?

    Nur als Beispiel – bei uns bieten sie Zeiten von 7 bis 17 Uhr und am Freitag bis 15 Uhr an. Wie läuft es wirklich ab? Um 15.30 ist schon Dienstschluss! Aha.

  • Reply Ben 18. September 2014 at 12:54 am

    Das Betreuungsproblem ist mehr als nur ärgerlich. Ich habe auch schon öfters gehört, dass Eltern selbst bei „Bürozeiten“ keine Chance haben ihre Kinder rechtzeitig abzuholen, da oft schon die Anfahrt von den Betreuungsstätten zum Arbeitsplatz bzw. Umgekehrt das verhindern.

    Viele Berufe in der heutigen Zeit ragen schon über die Öffnungszeiten hinaus und verhindern oft, dass man einen Job überhaupt erst annehmen kann. Insgeheim hoffe ich, dass von öffentlicher Seite einmal auch da etwas gemacht wird.

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